Saarbrücker Zeitung: 30 Stiche, die dem FCS richtig weh tun
10.12.2016Warum Behrens so lange ausfällt – „Es bestand die Gefahr, dass der Muskel abstirbt“ – Team in Worms gefordert
Zum Jahresabschluss tritt der Regionalligist 1. FC Saarbrücken an diesem Samstag bei Wormatia Worms an – wieder ohne Stürmer Kevin Behrens, der vor seiner Verletzung eine Riesen-Saison spielte. Seine Operation verlief gut.
Wie ein kleiner Junge mit freudig glänzenden Augen steht er auf dem Trainingsgelände des 1. FC Saarbrücken. Man merkt dem blonden jungen Mann allerdings auch an, wie sehr das weh tut. Dabei sind die Schmerzen der Verletzung mittlerweile weniger schlimm als das Gefühl, kein aktiver Teil der Mannschaft zu sein. „Natürlich bin ich niedergeschlagen, dass ich den Jungs in den letzten Wochen nicht mehr helfen konnte. Niemand ist gerne verletzt“, sagt FCS-Stürmer Kevin Behrens.
Lange Operations-Narbe
Schmal ist er geworden. Fünf Kilo Muskelmasse hat er von seinem Kampfgewicht eingebüßt. „Ich muss versuchen, mich mit Sinn und Verstand wieder ranzutasten“, sagt Behrens: „Aber es hätte sehr viel schlimmer ausgehen können.“ Alles begann mit einem Foul beim Spiel gegen TuS Steinbach (2:1). Behrens musste raus wegen eines heftigen, aber eigentlich nicht wirklich dramatischen Pferdekusses im Oberschenkel. In der nächsten Partie in Kassel (0:0) reichte es sogar wieder für 20 Minuten Einsatzzeit. Doch dann überschlugen sich die Ereignisse.
„Ich bin im Training wieder auf den Oberschenkel gefallen. Über Nacht ist er angeschwollen und tat verdammt weh“, erzählt Behrens: „Der Arzt hat mich sofort in die Uniklinik Homburg geschickt, dort lag ich direkt auf dem Tisch. Es bestand die Gefahr, dass der Muskel abstirbt.“
Über 30 Stiche brauchte es, um die fast 30 Zentimeter große Wunde wieder zu verschließen. „Die Narbe kann ich nicht unter der Badehose verstecken“, scherzt Behrens, der vor drei Wochen die Klinik verlassen konnte: „Die erste Woche konnte ich nur den Oberkörper trainieren. Nachdem die Fäden raus waren, durfte ich langsam steigern.“ Mittlerweile gehen einfache Koordinationsübungen und Fahrradfahren. Ob der 25-Jährige zum Trainingsauftakt im Januar wieder bei der Mannschaft sein kann, ist noch völlig offen. „Man muss sehen, wie ich das Training jetzt verkrafte und wann die volle Beweglichkeit wieder da ist. Über Weihnachten setze ich meine Reha bei meiner Familie in Bremen fort. Natürlich ist es das Ziel, im Januar wieder richtig einsteigen zu können“, sagt er.
Behrens' Vertrag läuft eigentlich im Sommer aus, verlängert sich aber nach 25 Einsätzen automatisch. „Ich fühle mich hier sehr wohl“, verschwendet der Angreifer keinen Gedanken an einen Wechsel. Schließlich habe sich die Mannschaft seit dem Sommer gut entwickelt. „Wir sind bei der Musik dabei“, sagt Behrens und will mit den Kollegen ein gewichtiges Wort um die Relegationsplätze mitreden: „Da ist noch alles möglich. Aber nach der 0:2-Niederlage gegen Stuttgart stehen wir in Worms schon unter Druck, um den Abstand nicht zu groß werden zu lassen.“
„Erwarte Funkeln in den Augen“
Trainer Dirk Lottner erwartet eine Reaktion seiner Spieler auf den ersten wirklich „blutleeren“ Auftritt des Teams gegen die U23 der Schwaben. „So ein Spiel hat man im Verlauf einer Saison immer einmal dabei“, sagt Lottner: „Ich erwarte, wieder das gierige Funkeln in den Augen zu sehen. Für uns ist es wichtig, mit einem guten Gefühl in die Pause hinein zu gehen. Dann kommst du auch mit einem guten Gefühl aus der Pause raus und bist motiviert für die sechs Wochen Vorbereitung.“ Anstoß in Worms ist an diesem Samstag um 14 Uhr. Personell wird es im Kader des FCS im Vergleich zum Stuttgart-Spiel keine Veränderungen geben – Kevin Behrens fällt weiter aus. Und das tut nicht nur ihm weh, sondern vor allem auch der Mannschaft.