FuPa.net: Vor dem Tor erschreckend harmlos

09.07.2017

Wormser beim 0:4 im Test gegen Darmstadt 98 nur bis zum Strafraum ein Team auf Augenhöhe

Worms. Ein bisschen strahlte Felix Reißmann schon, wenn er auf seinen prominenten Gegenspieler angesprochen wurde. Schließlich spielt man nicht alle Tage gegen einen amtierenden Fußball-Weltmeister. Reißmann, in der zweiten Halbzeit als rechter Verteidiger auf geboten durfte es. Sein direkter Gegenspieler: Kevin Großkreutz, nach Darmstadt gewechseltes Mitglied des Weltmeister-Kaders, auch wenn er in Brasilien nicht zum Einsatz kam. „Ist schon cool, mal gegen so einen zu spielen“, meinte der Youngster der Wormatia. Dass er den ein oder anderen Zweikampf mit ihn haben könnte, das war dem defensiven Mittelfeldspieler schon vor der Partie klar. Dass er aber diesmal auf der ungewohnten Flügel-Position zum direkten Gegenspieler des ehemaligen Stuttgarters wurde, damit hatte er nicht gerechnet. Und wie alle Wormser in dieser Partie machte er seine Sache ordentlich. Nur einmal musste er den Großkreutz passieren lassen. Dessen Schuss krachte zwar nur an den Pfosten, doch im Nachsetzen erzielte Julian von Haacke beim 4:0 (1:0)-Erfolg der Darmstädter in der EWR-Arena das 2:0 (47.)

Es war einer von einigen leichten Patzern, die den Wormsern in der Defensive unterliefen und die die Darmstädter dann gnadenlos bestraften. Bereits in der 15. Minute war das zum ersten Mal der Fall, als sich die Innenverteidiger uneins waren und Darmstadts Orrin Gaines das gewinnbringend für die Lilien ausnutzte. Die Partie war davor wie danach aber eine auf Augenhöhe. „Ich hab mich nach dem Spiel lang mit Schiedsrichter Marcel Schütz unterhalten. Er fand, dass wir eigentlich die bessere Mannschaft waren“, bedichtete Jones nach dem Spiel. Auch er fand den Auftritt seiner Mannschaft eigentlich ganz gut, wenn da nicht die eklatante Abschlussschwäche gewesen wäre.

Bis zu gegnerischen Strafraum war der Wormser Fußball höchst ansehnlich, doch was sich in der Box abspielte, war dann doch eher zum Wegschauen. Entweder, das war aber nur in der Hälfte der Angriffe der Fall, kam der letzte Ball nicht beim Mitspieler an. Mindestens ebenso oft allerdings kamen Jan-Lucas Dorow oder Jonathen Zinram in aussichtsreicher Position sogar an den Ball, wussten ihre tollen Chancen aber nicht zu nutzen. Die allerbeste vergab Dorow, als er in der 83. Minute allein auf 98-Keeper Florian Stritzel zulief und in dem Keeper denn Ball in die Arme spielte. Es war eines der wenigen Male, dass der Darmstädter Keeper wirklich eingreifen musste, die meisten anderen Schüsse wurden bereits von seinen Vorderleuten geblockt. So brachte in der 86. Minute bei der letzten Möglichkeit der Wormaten, Marvin Mehlem gerade noch so seinen Kopf in die Schussbahn als Auracher aus zehn Metern abgezogen hatte. Ganz ohne Schmerzen war diese Rettungstat sicher nicht geblieben.

So glücklos die Wormaten von dem gegnerischen Tor agierten, so abgebrüht zeigten sich die Hessen. In der 75. Minute versuchte es Roman Bezjak einmal aus der Distanz und hatte Erfolg und neun Minuten später war es wieder Bezjak, der eine Unachtsamkeit in der Hintermannschaft der Wormser bestrafte. Und trotzdem war Trainer Steven Jones gar nicht so unzufrieden mit dem Auftritt seines Teams. „Das waren wieder ein guter Test gegen einen starken Gegner. Heute waren da viele Situationen, bei denen man gesehen hat, dass wir uns weiterentwickeln.“Nur die Sache mit dem Torabschluss lässt auch den Wormatia-Coach etwas ratlos zurück. „Jonathan Zinram und Jan Lucas Dorow sind Spieler, die Tore machen können. Aber man hat heute gesehen, dass wir dringend noch einen Verwerter in der Spitze benötigen“, verschließt Jones nicht die Augen vor der Realität. Einen solchen Vollstrecker-Typen zu finden, der auch noch in das Budget der Wormser passt, das ist die große Aufgabe die der Sportliche Leiter Marcel Gebhardt noch zu vollbringen hat.