Saarbrücker Zeitung: Es fehlen Qualität und die letzte Gier

01.11.2017

Elversberg. Fußball-Regionalligist SV Elversberg verliert überraschend bei Wormatia Worms. Es ist die vierte Saisonniederlage. Heiko Lehmann

Schlimm oder hoffnungslos wäre es, wenn die Spieler der SV Elversberg lust- oder emotionslos über den Platz laufen würden – oder grottenschlecht spielen würden. Aber dem ist nicht so. Dennoch verlor der Fußball-Regionalligist am Montagabend bei Wormatia Worms mit 0:1. Es war die vierte Saisonniederlage – so viele waren es in der vergangenen Meister-Saison in 36 Spielen insgesamt.

„Ich kann der Mannschaft heute nur einen Vorwurf machen: Sie hat die klaren Chancen nicht genutzt. Spielerisch und kämpferisch war das alles in Ordnung“, sagte Trainer Karsten Neitzel, der die drei Punkte im Kampf um die Relegationsplätze fest eingeplant hatte.

Die SVE war vor 1002 Zuschauern über 90 Minuten dominierend und hatte nicht wenige hundertprozentige Torchancen. Stürmer Kevin Koffi lief zwei Mal völlig alleine auf den Wormser Torhüter Steve Kroll zu (26. und 64. Minute), schoss einmal aus zehn Metern neben das Tor (70.) und scheiterte mit einem Kopfball aus drei Metern an Kroll (80.). „Den Kopfball hältst du nur mit einer Wahnsinns-Form – und die hat Steve“, sagte der überglückliche Wormser Trainer Steven Jones. Koffi dagegen war enttäuscht – von sich und dem Ergebnis. „Ich habe vor dem Tor jedes Mal die falsche Entscheidung getroffen. Ich hätte die Mannschaft zum Sieg schießen müssen“, sagte der Torjäger von der Elfenbeinküste.

Aber nicht nur er hatte die Gelegenheit dazu: Kevin Maek setzte einen Kopfball aus fünf Metern, den er normalerweise nachts um drei Uhr mit verbundenen Augen wegmacht, über das Tor (74.), und in den Schlussminuten vergab der eingewechselte Routinier Edmond Kapllani noch zwei Mal (89., 90.).

Davor holten die Wormser aber zum entscheidenden Schlag aus. Sebastian Schmitt flankte den Ball von der rechten Seite mit dem linken Fuß Richtung Tor, der Ball flog über zwei Spieler hinweg in den Fünfmeterraum, sprang auf und an Torhüter Frank Lehmann vorbei ins Netz (84. Minute). „Ich habe den Ball ganz spät erst gesehen. Diese Flanken sind einfach ekelhaft für einen Tormann. Aber wir müssen unsere Chancen nutzen, dann kommen wir erst gar nicht in die Bredouille“, sagte Lehmann.

Nach der Niederlage ist der Abstand auf die Relegationsplätze auf neun Punkte angewachsen. Allerdings hat der Tabellenzweite Kickers Offenbach ein Spiel mehr als die SVE. Im günstigsten Fall wären es also nur sechs Punkte – bei noch zwei Spielen in der Vorrunde und der gesamten Rückrunde. „Wir werden den Teufel tun und jetzt irgendetwas abschenken. Wir wollen bis zur Winterpause mit aller Macht da oben drankommen, aber dazu brauchen wir Ergebniskonstanz“, sagte Neitzel.

Doch genau da hapert es in dieser Saison. Es scheint die letzte Gier zu fehlen, vielleicht auch die entscheidende Qualität auf dem Feld. Zumindest lässt sich über die Kaderzusammenstellung diskutieren. Mit Linksaußen Benno Mohr und Stürmer Kevin Koffi gehören zwei zunächst gar nicht eingeplante Probespieler aus der Vorbereitung mittlerweile zu den Leistungsträgern, wenngleich Koffi effektiver werden muss. Und gerade im Angriff ist die Idee der SVE nicht wirklich erkennbar: Koffi, Julius Perstaller, Smail Morabit, Johannes Rahn, Kapllani und der Nachwuchsstürmer Kai Merk – sehr, sehr viel Masse, sicherlich auch Klasse, aber einer, der knappe Partien wie in Worms entscheidet, der ist nicht dabei.