Der Betze brennt: Super-GAU abgewendet, Verbandspokal gewonnen!
25.05.2019Der 1. FC Kaiserslautern hat mit viel Glück das Pokalfinale gegen Regionalliga-Absteiger Wormatia Worms gewonnen. Christian Kühlwetter drehte in der zweiten Halbzeit mit einem Doppelpack die Partie und sorgte damit für große Erleichterung bei allen, die mit dem FCK leben und leiden.
Schon mehr als 90 Minuten vor dem Anpfiff bildeten sich lange Schlangen vor den Eingängen des Sportparks Husterhöhe in Pirmasens. Im Stadion angekommen war für viele Besucher eine Unterhaltung kaum mehr möglich, da die Anlage des Stadionsprechers viel zu laut und quietschend aufgedreht war. Bei besten Fußballbedingungen, Sonnenschein und rund 20 Grad, zeigten die mehr als 5.000 FCK-Fans, die das Stadion stimmungstechnisch komplett im Griff hatten, hinter dem Tor eine Choreographie mit rot-weißen Fahnen und großem Banner "Barbarossastadt Kaiserslautern". Auch die Haupttribüne und die Gegengerade waren fest in Lautrer Hand. Wie schon in den vorherigen Pokalrunden hatten die Fans relativ wenige Zaunfahnen aufgehängt, die Ultragruppen verzichteten komplett auf ihre Banner und beflaggten die Kurve stattdessen mit dem Schriftzug "1. FC Kaiserslautern – Unzerstörbar" – in diesen Tagen ein wohl noch symbolträchtigerer Spruch als sonst. Gänsehaut verursachten alle Zuschauer gemeinsam dann bei der "Applausminute" für Wormatia-Fan Jamie, der letztes Wochenende nach schwerer Krankheit mit nur acht Jahren verstorben ist.
Lautern ohne Ideen – Wormatia defensiv stark
Vom Anpfiff weg stellte sich der Regionalliga-Absteiger aus Worms hinten rein und überließ den Roten Teufeln das Spielfeld. Doch wie so oft in dieser Saison wussten diese damit relativ wenig anzufangen. Viel zu oft wurde sich in Zweikämpfen aufgerieben oder der Ball wurde nicht präzise genug zum Mitspieler gepasst. Mit zunehmender Spieldauer witterten dann auch die Wormaten und deren Fans ihre Chance. Zwar hatten die Wormser Anhänger im Vorfeld einen Stimmungsboykott angekündigt, es hingen auch keine Zaunfahnen und es gab keinen organisierten Support, mit der sich steigernden Kampfleistung ihres Teams wachten aber auch die nur 600 Mitgereisten im Gästebereich langsam auf. Geistig und körperlich unterstützt wurden sie von einigen befreundeten Anhängern des SV Waldhof, die sich am leeren Pufferblock hinter dem Zaun versammelt hatten.
Im Spiel selbst erspielte sich der Favorit in der gesamten ersten Halbzeit keine nennenswerte Torchance. Auf der Gegenseite hatten die FCK-Innenverteidiger Kevin Kraus und Lukas Gottwalt wiederholt Probleme mit dem schnellen Wormser Stürmer Koki Matsumoto. Nach 40 Minuten vollendete Matsumotos Mannschaftskollege Luca Graciotti einen der wenigen Konter der Wormaten zur Führung für den Außenseiter. Mit diesem Spielstand ging es auch in die Pause, was verständlicherweise die Hutschnur vieler FCK-Fans komplett platzen ließ. Lautstarke Pfiffe und Beschimpfungen, aber auch ein paar wenige aufmunternde Worte aus der FCK-Kurve begleiteten die Roten Teufel in die Kabine. Der Verein war nur noch 45 Minuten entfernt vor der größten Blamage seiner Geschichte!
0:1-Rückstand gegen Worms: Den Fans platzt zur Halbzeit die Hutschnur
Der Unmut über den drohenden Super-GAU setzte sich auch während des Pauseninterviews mit FCK-Geschäftsführer Martin Bader fort, der nach Beendigung des Gesprächs derbe ausgepfiffen wurde. Trainer Sascha Hildmann reagierte und brachte zur zweiten Halbzeit Julius Biada für den schwachen Kraus, Carlo Sickinger spielte fortan neben Gottwalt in der Innenverteidigung. Doch sehr viel besser wurde das Spiel seiner Mannen nicht. Vor allem Florian Pick lief sich immer wieder fest – nach nur fünf Minuten im zweiten Durchgang skandierten die Lautrer Fans schon ebenso verzweifelt wie lautstark: "Wir wollen euch kämpfen sehen!" Wormatia verteidigte weiter leidenschaftlich, und doch gelang es Christoph Hemlein in der 56. Minute hinter die Abwehr zu kommen und Christian Kühlwetter zu bedienen. Dieser vollstreckte zum Ausgleich. Nur kurzer Jubel, jeder wusste es liegt noch viel Arbeit vorm haushohen Favoriten FCK.
Doch außer einer ganz kurzen Druckphase kamen die Wormser auch danach nicht wirklich in Bedrängnis. Ganz im Gegenteil: Fünf Minuten vor Abpfiff nagelte Wormatias Sascha Korb einen Freistoß aus 25 Metern auf Lennart Grills Tor, dieser konnte den Ball noch an die Latte lenken. Ob der Ball danach noch die Linie touchierte oder diese gar überschritt, war nicht klar zu sehen. Das Schiedsrichter-Trio entschied nach Augenkontakt auf kein Tor. Glück für den FCK! Als sich die Zuschauer schon mit einer Verlängerung abzufinden begannen, wurde Timmy Thiele bei einer Freistoß-Flanke im Strafraum festgehalten und der Schiedsrichter entschied korrekterweise auf Elfmeter. Ausgleichstorschütze Kühlwetter übernahm die Verantwortung und knallte das Leder zum Siegtreffer für den FCK in den Winkel!
Tumulte nach Kühlwetters Siegtreffer
Im Anschluss an den Treffer kam es zu wilden Pöbeleien zwischen dem Wormser Fanblock und einigen Lautrer und Wormser Anhängern auf der Haupttribüne. Auch hinter der Tribüne ging es später noch zur Sache. Die angerückte Polizei hatte die Szenerie dann aber relativ schnell im Griff, es kam zu keinen weiteren Zwischenfällen.
Verbandspokalsieg für den 1. FC Kaiserslautern! Nach Abpfiff war dem Hildmann-Team die Erleichterung deutlich anzusehen und auch den Fans fiel ob des hart erarbeiteten – manche werden sagen erduselten – Sieges mehr als nur ein Stein vom Herzen. Wie schon so oft in dieser Saison lieferte der FCK keine gute Leistung ab, was wohl auch für viele Fans der Anlass war, das Stadion schon vor der Siegerehrung – das Prozedere zog sich zugegebenermaßen lange hin – zu verlassen. Aber was am Ende für die Roten Teufel zählt, ist der Gewinn des Verbandspokals, an dem die Profis nach dem Abstieg in die 3. Liga zum ersten Mal seit fast 50 Jahren teilgenommen haben. Damit verbunden ist die Qualifikation für den DFB-Pokal, wo Mitte August solche Kaliber wie Borussia Dortmund oder Bayern München ins Fritz-Walter-Stadion kommen könnten. Aber nun gilt es erstmal, eine Saison zum Vergessen zuerst aufzuarbeiten, daraus zu lernen – und sie dann aber auch am besten wirklich ganz schnell zu vergessen…