wormatia.de: Spitzenreiter für eine Nacht

31.08.2019

Statt Kantersieg ein knappes 2:1 gegen Hassia Bingen – nach frühen Treffern durch Jan-Philipp Schünke und Jan Dahlke lassen die Wormaten reihenweise Chancen liegen und bringen sich auch durch Ilias Tzimanis' Platzverweis für eine Notbremse so noch unnötig in Bedrängnis.

Wer hätte das gedacht? Die blutjunge Wormatia-Elf grüßt am 7. Spieltag von der Tabellenspitze! Zwar nur für eine Nacht, aber es ist eine schöne Momentaufnahme. Und umso beeindruckender, wenn man sich noch einmal bewusst macht, dass mit Tevin Ihrig, Fatih Köksal und Luca Graciotti gleich drei erfahrene Stützen des Teams aktuell verletzt nicht dabei sind. Trotzdem wurde der dritte Sieg in Folge eingefahren. Zwei Backfischfestsiege sind übrigens gar nicht so lange her, wie gleich gemutmaßt wurde: 2016 gelang dies gegen Pirmasens und bei Watzenborn-Steinberg.

Mit der gleichen Elf wie letzte Woche ging es los und wenn diese Saison bisher eines gezeigt hat, dann, dass man tunlichst pünktlich da sein sollte, wenn man nichts verpassen möchte. Wer nur eine Viertelstunde zu spät kommt, hätte bereits sieben Tore nicht gesehen. Letzte Woche sind sie noch auf der falschen Seite gefallen, doch gestern Abend gingen die Wormaten vor eigenem Publikum zum dritten Mal sehr früh in Führung.

Gerade mal fünf Minuten waren gespielt, im Mittelfeld eroberte Eric Lickert den Ball und spielte in den freien Raum zu Jan-Philipp Schünke, der nicht lange fackelte und sein erstes Oberligator erzielte. Möglicherweise hätte der Schiedsrichter in dieser Szene ein Trikotziehen ahnden können, so kam Lickert zu seiner bereits fünften Torvorlage. Auch nach der Führung standen die Binger wie angekündigt tief, die Wormaten ließen den Ball zirkulieren und warteten auf den richtigen Moment. Ein langer Ball in die Spitze, Schünke behauptete sich klasse und legte ab auf Jan Dahlke, der eiskalt den Torwart verlud und rechts unten zum 2:0 einschob (15.). Fast hätte der Torjäger noch eins nachgelegt, bekam nach weiter Flanke aber keinen Druck hinter seinen Kopfball (17.). Gleich danach spielte er gut zu Schünke, dessen Schuss Torwart Maaß noch parieren konnte (18.). Wenn die junge Elf nur ein wenig abgezockter gewesen wäre, man hätte die schwachen Binger bereits zur Pause richtig abschießen können. Die 2:0-Halbzeitführung war jedenfalls viel zu niedrig. Dahlke im Fallen nach Lickert-Vorarbeit (22.), Filimon Gerezgiher nach Dahlke-Pass gegen die Laufrichtung des per Fußabwehr parierenden Maaß (28.) und Lennart Grimmer, der nach tollem Lickert-Pass zu lange wartete (35.) hatten hochkarätige Chancen, das Ergebnis in die Höhe zu treiben.

Gästetrainer Dimitri Mayer hatte in der Pause ganz offensichtlich die richtigen Worte gefunden, Bingen kam jedenfalls mit ganz anderer Körpersprache aus der Kabine und machten durchaus Druck. Richtig gefährlich wurde es, als der Ball durch den Fünfmeterraum rauschte und ein Binger zu spät kam (49.). Und die Wormaten schafften es einfach nicht, den Deckel drauf zu machen. Dahlke ließ sich nach einem Steilpass abdrängen und schaffte die Ablage zu Lickert, der knapp rechts am verlassenen Tor vorbei schoss (52.). Dann ließ sich Geovane Oliveira Damaceno in guter Position im Strafraum abdrängen (58.), Dahlke wollte es besser machen und schoss direkt (59.) und nur Sekunden später brachte es Oliveira Damaceno fertig, in einer 4:1-Überzahlsituation Dahlke den Ball in den Rücken zu spielen. Gerade diese letzte Szene war zum Haareraufen, denn sie wurde im Gegenzug direkt bestraft: Beim folgenden Konter opferte sich Ilias Tzimanis, zog gegen Ex-Wormate Alper Akcam die Notbremse und flogt mit Rot vom Platz (60.).

Statt einen entspannten Abend mit deutlicher Führung zu genießen, waren die Wormaten nun eine halbe Stunde in Unterzahl und die Binger witterten ihre Chance, auch weil sie zahlreiche Freistöße zugesprochen kamen. So wirklich gefährlich wurde der Belagerungszustand der Binger mit "80% Ballbesitz" (Gästecoach Mayer) gegen auf Konter lauernde und aufopferungsvoll kämpfende Wormaten allerdings nicht. Die ein oder andere Schiri-Entscheidung brachte nun auch das Publikum in Wallung. So kam Bingens Günes für seinen Schubser gegen Dahlke mit Gelb davon, wo Schünke am 1. Spieltag für die gleiche Aktion drei Spiele Sperre kassiert hatte. Und warum der eingewechselte Koki Matsumoto erst einen nur auf den Knöchel gerichteten Tritt kassieren und kurz danach umgestoßen werden kann – und er es dann ist, der eine Gelbe Karte bekommt – bleibt ein Rätsel… Kurz vor Schluss machte es Hassia Bingen jedenfalls noch einmal richtig spannend und schaffte den Anschlusstreffer durch Ex-Wormate Fabian Liesenfeld, der eine langezogene Flanke unhaltbar einköpfte (89.). In der Nachspielzeit kämpften die Wormaten den letztlich überraschend knappen 2:1-Sieg aber über die Ziellinie.

Coach Glibo war einerseits glücklich über den Sieg, aber auch sauer, dass dieser am Ende so unnötig knapp ausgefallen war. Ein Fazit, dem man sich uneingeschränkt anschließen kann.

Am Mittwoch (Anpfiff 19 Uhr) wartet nun das Pokalderby gegen die TSG Pfeddersheim. Das nächste Wochenende ist spielfrei, da das Stadion in Koblenz nicht zur Verfügung steht und die Partie in den November verlegt wurde. Stattdessen wird am Mittwoch, den 11.09. um 19 Uhr, das Testspiel gegen die SpVgg Gauersheim nachgeholt. Am 14.09. geht es dann weiter mit dem Heimspiel gegen TuS Mechtersheim.

Tore: 1:0 Schünke (5.), 2:0 Dahlke (15.), 2:1 Liesenfeld (89.) 
Gelb: Lickert (42.), Dahlke (75.), Ogorodnik (88.), Matsumoto (90.+5) / Klöckner (39.), Baumann (69.), Günes (75.) 
Rot: Tzimanis (Wormatia/60.), Notbremse 
Zuschauer: 975   Schiedsrichter: Christoph Busch (Fischbach)

Wormatia Worms 
N. Reichel – Recica, Ogorodnik, Tzimanis, Grimmer – Oliveira Damaceno (88. Matsumoto), Lickert, Afari, Gerezgiher (35. Kouadio) – Dahlke, Schünke (63. Macorig).

Pressekonferenz (YouTube)