FuPa.net: Wormatia verliert den Faden
27.10.2019In einem zunehmend hitzigen Oberliga-Duell bestraft Gonsenheim die dürftige Chancenverwertung der VfR-Elf
WORMS. Das war unnötig. Unnötig aus Sicht des VfR Wormatia. Und folgerichtig war es glücklich für den Gast des SV Gonsenheim. Als 3:2 (2:2)-Sieger nahm dieser am Samstag die Punkte mit aus der Wormser EWR-Arena, lenkte ein zunehmend hektisches Spiel der Fußball-Oberliga in seine Richtung. Für die Gastgeber war es die dritte Pflichtspielpleite in Serie, sie war das Ergebnis aus einer schwachen Chancenverwertung, einer in den entscheidenden Szenen haarsträubenden Abwehrarbeit – und wohl auch fehlender Cleverness im Umgang mit nicht immer nachvollziehbaren Entscheidungen des Schiedsrichters sowie einem ausgebufften und in seinen Mitteln mitunter an die Grenzen gehenden Gast.
Als Schiedsrichter Thorben Rech (Hülzweiler) nach einer Nachspielzeit von vier Minuten die längst zerfahrene Partie beendete, entlud sich am Spielfeldrand die aufgestaute Hektik. Geschubbse, wüste Beschimpfungen, mittendrin Offizielle beider Seiten. Unnötig. Der eine oder andere jetzt kühle Kopf in Reihen der Gäste gab da die Marschroute aus. „Kein Wort mehr, alle in die Kabine“, stellte Ferhat Gündüz seine 1,92 Meter zwischen die Fronten. Der Abwehrchef der Gäste schickte seine Mitspieler in den Kabinentrakt, aus dem sie sich später nur zögerlich wieder heraus trauten. Zuschreiben mussten sich die Gonsenheimer dies ein Stück weit selbst, hatten sie Wormatia nebst Anhang doch durch provokante Gesten und die eine oder andere schauspielerische Einlage gegen sich aufgebracht. Und ein gutes Stück zum hitzigen Klima beigetragen hatte auch noch der Referee aus dem Saarland, der in seinen Entscheidungen die nötige Konsequenz vermissen ließ.
Die Sache nahm ihren Ausgang schon nach wenigen Minuten, als Fatih Köksal im Ärger über einen strittigen Pfiff die Kugel mit Wucht auf den Boden donnerte. Es war ein Ausbruch, wie ihn sich die Schiedsrichter überall nicht gefallen lassen, die Gelbe Karte gegen den Wormaten war folgerichtig. Andererseits: „Das war kein Foul“, strich Kristjan Glibo nachher heraus. Zwar stellte er „Gelb“ noch nicht mal in Frage. Aber: „Dann muss er das durchziehen“, schickte der Wormatia-Trainer dem Schiedsrichter hinterher. Manch taktisches Foul der Gäste hatte dieser durchgehen gelassen, wofür Glibo das Verständnis fehlte: „Dass die hier mit elf Mann weiterspielen, das ist die Krönung.“ Wobei auch Köksal selbst noch Glück hatte, dass eins, zwei seiner Nickligkeiten ebenso ungeahndet blieben.
„Trotzdem“, das wusste Glibo auch, „sind wir selber schuld“. Schließlich hätte seine Mannschaft die Partie schon in der ersten Halbzeit für sich entscheiden müssen. Während den Gästen zwei hohe Bälle genügten, um ihre Lufthoheit gegen eine ersatzgeschwächte Wormatia-Abwehr in Kopfballtore durch Alexander Rimoldi (7.) und Halil Yilmaz (28.) umzumünzen, ließen die Wormaten reihenweise gute Möglichkeiten liegen. Unbekümmert mischten die A-Jugendlichen Simon Joachims und Aaron Asamoah, durch die Verletzungssorgen beim VfR in die Startelf gespült, im Offensivspiel mit, sorgten im Zusammenspiel mit Sturmführer Jan Dahlke für den Ausgleich (Joachims, 18.). Dass sonst aber nur noch ein platzierter Distanzschuss von Lennart Grimmer den Weg in den Gonsenheimer Torwinkel fand (21.), war eindeutig zu wenig. Zu allem Überfluss schlenzte VfR-Kapitän Eric Lickert einen von Nicolas Obas an Joachims verschuldeten Foulelfmeter in die Arme von Gästekeeper Paul Simon (42.).
Diesen mochte Frederik Drechsler, in Vertretung des erkrankten Gästetrainer Christian Lüllig an der Seitenlinie, nachher herausstreichen: „Überragend.“ In einem körperbetonten Spiel („klassisches Oberliga-Topspiel“) habe seine gesamte Mannschaft gut gearbeitet: „Gut und clever. Kompliment, wie sie wieder zurückgekommen ist.“
Vorne lag sie wieder nach 63 Minuten, als Luigi Cannizo die Probleme von Koki Matsumoto bei einem langen Ball bestrafte. Es war ein Wirkungstreffer, von dem sich Wormatia nicht mehr erholte. Der Rest war ein wuchtiger 25-Meter-Freistoß von Fatih Köksal direkt auf den Keeper (86.) – und viel Hektik. „Wenn wir unsere Chancen machen, kommt die gar nicht auf“, wusste Eric Lickert. Es war eben völlig unnötig.