FuPa.net: Glibo gibt sich ganz gelassen
02.07.2020Zwischen Abbruch und Neustart: Wie Kristjan Glibo die Corona-Monate erlebt
Worms. Sie hatten sich das so schön ausgerechnet an der Alzeyer Straße: Nach intensiver Vorbereitung wollten die Oberliga-Fußballer von Wormatia Worms noch mal durchstarten, vielleicht noch den zweiten Platz erobern und so über die Aufstiegsspiele die Rückkehr in die Regionalliga möglich machen. Die Corona-Pandemie machte dem einen fetten Strich durch die Rechnung. Mit Abbruch der Saison wird die VfR-Elf auf Rang sieben geführt. Der Frust ist aber immerhin abgeschüttelt. Auch beim Trainer, der jetzt – wie alle – auf eine Rückkehr zur Normalität hofft. Das sagt Kristjan Glibo über…
…die Wochen nach dem Corona-Ausbruch.
Die positiven Seite des Stillstands möchte Kristjan Glibo nicht leugnen. Als Familienmensch mit Kindern im Alter von sieben und zehn Jahren wusste er die Zeit auch zu genießen. „Ich hatte Zeit, die Kinder mal ins Bett zu bringen.“ Im „normalen Betrieb“, wenn am Abend trainiert oder gespielt wird, sei dies kaum möglich: „Du kommst nach Hause und sie schlafen.“ Auf der Negativseite steht natürlich der Abbruch der Saison, wobei Glibo noch nicht mal von einer verpassten Aufstiegschance spricht. Aus dem 38-Jährigen spricht der Sportsmann, er sagt: „Du willst Dinge, die du begonnen hast, auch zu Ende bringen.“
…das Training in den vergangenen Monaten.
Speziell in den ersten Wochen der Zwangspause mühte sich der Wormatia-Coach noch, die Motivation seiner Schützlinge hochzuhalten. „Wir hatten ja die Hoffnung, dass wir die Runde fortführen können“, erzählt er. Intensive Trainingspläne („Kreativität war gefragt“) hätten vielleicht sogar einen Vorteil einbringen können. Später ging‘s für seine Schützlinge auf freiwilliger Basis weiter, auch zweieinhalb Wochen Pause waren jetzt mal drin. Damit ist es aber wieder vorbei: „Im Leistungssport bist du falsch, wenn du denkst, du kannst acht Wochen gar nichts tun.“
…das Trainer-Dasein in den Zeiten des Stillstands.
Mit „zeitintensiv“ beschreibt Kristjan Glibo die Wochen des (scheinbaren) Stillstands. „Du musst mit allen Spielern in Kontakt bleiben“, nennt er einen Aspekt. Trainingsinhalte und -ergebnisse müssten ja besprochen werden. „Da kommen unheimliche viele Telefonate.“ Auch will das eigene Netzwerk gepflegt sein, ein ausgiebiges Studium von Videomaterial kommt hinzu. Und letztlich geht es auch um die Kaderplanung in Corona-Zeiten: „Da geht es um finanzielle Dinge, alles muss zwei, drei Mal hinterfragt werden.“
…die Aufstockung der Oberliga auf 24 Mannschaften.
Mit Verwunderung hat Glibo die Entscheidung registriert, zur neuen Saison stolze sieben Aufsteiger zuzulassen. Er weiß, dass die Tendenz in der Liga eine andere war: „Es gab ein klares Votum der Vereine.“ Dass diese nicht gehört wurden, lässt ihn verwundert zurück, rätselt er doch: „Ich hätte gerne mal die Vorteile der Entscheidung gewusst.“
…die Planungen für die nächsten Wochen.
Die Vorbereitungen für die neue Runde gleichen (letztlich für alle) einer Fahrt ins Ungewisse. Auch Glibo stellt die entscheidende Frage: „Wann geht es los?“ Dass sich die Aussichten da von Bundesland zu Bundesland unterscheiden, lässt ihn hadern, zumal es gerade in Rheinland-Pfalz (noch) den geringsten Spielraum gibt. Gerade mal zehn Personen wären aktuell in einer Trainingsgruppe erlaubt. In Baden-Württemberg gilt ab Juli die doppelte Zahl. „Ist das alles in Stein gemeißelt?“, würde der Trainer gerne wissen. Oder gibt es auch in Rheinland-Pfalz in der eigentlich bis zum 31. August datierten Rechtsverordnung doch noch die von vielen Seiten erhofften Änderungen. Glibo weiß, dass der 5. September oft als Termin für den Saisonstart genannt wird, will jetzt bald mit Trainingsplänen in Richtung einer hundertprozentigen Belastung starten.
…den aktuellen Stand der Kaderplanung.
Ein Gerüst für die neue Saison steht, ein paar Talente werden aufrücken. Sonst herrscht aber noch Funkstille, wenn es um den Kader der neuen Saison geht. Allerdings gibt sich Glibo da gelassen, seien die bekannten Probleme mit Corona ja nicht verschwunden. Gerade Spieler, die noch auf einen Sprung ins Profigeschäft hoffen, spielten auf Zeit, seien für einen Oberligisten jetzt noch schwer zu bekommen. „Wir sind in Gesprächen“, betont der Coach, der dabei sowohl auf die eigenen Schützlinge mit auslaufenden Verträgen wie auch potenzielle Zugänge schaut. Unruhe kommt bei ihm keine auf: „Es ist ein Prozess.“