FuPa.net: Erster Titel geht an Wormatia-Zweite
19.08.2020Als Ausrichter der Stadtmeisterschaft verliert der SV Horchheim aber nur in sportlicher Hinsicht das Finale
HORCHHEIM. Die 53. Wormser Fußball-Stadtmeisterschaft wird in die Historie eingehen. Denn sie kennt keinen Verlierer. Sieger und Pokalgewinner im Corona-Jahr 2020 wurde der VfR Wormatia II durch einen 3:1 (0:1)-Erfolg im Finale am Samstagabend vor 280 Zuschauern gegen den SV Horchheim.
Aber auch der Gastgeber, der heuer sein hundertjähriges Vereinsjubiläum feiert, darf sich als Gewinner fühlen: In Zeiten von Abstandsgebot, Hygieneregeln, Zonierung, Maskenpflicht oder Kontaktdatenerfassung machte das engagierte Orga-Team um den SVH-Vorsitzenden Wilfried Adelfinger einen super Job. Sie machten spannenden Amateurfußball in Pandemie-Zeiten in der Nibelungenstadt wieder möglich. Und das stellten bei der Siegerehrung Oberbürgermeister Adolf Kessel („Der SVH hat sich verdient gemacht, dass die Stadtmeisterschaft stattfinden konnte“) und Uwe Franz bei ihrer Dankadresse heraus: „Was vom SVH auf die Beine gestellt wurde, war beispielhaft.“ Man habe auch erkannt, betonte der Sportdezernent, „dass die Leute wieder Fußball sehen wollen“. Für den Jubilar ist dieses anerkennende Schulterklopfen mehr als nur ein Trost, nachdem Festkommers (im April) und die besucherstarke SWR 1-Party (im Mai) coronabedingt abgesagt werden mussten. Der „Blau-weiße Abend“ wird ins nächste Jahr verlegt. SVH-Chef Adelfinger selbst zog eine positive Gesamtbilanz: „Die Zuschauerresonanz war besser als erwartet. Ohne die zwei Gewitterabende wären es noch mehr geworden. Alles ist unproblematisch verlaufen.“
Die Wormatia-Zweite musste das Endspiel bei tollen äußeren Bedingungen ohne den im Halbfinale an der Schulter verletzten Nico Wendling bestreiten. Bei ihm war ein Schlüsselbeinbruch konstatiert worden, der schon donnerstags operativ behandelt wurde. VfR-Coach Mario Cuc („Er hatte Glück im Unglück. Die Bänder sind nicht betroffen“) geht davon aus, dass der in seiner jungen Karriere vom Verletzungspech verfolgte Innenverteidiger in acht Wochen für den Landesligisten wieder am Ball sein wird.
Im Finale verlegte sich der SVH gegen läuferisch dominante Wormaten auf eine Überfall-Taktik mit den beiden Stoßstürmern Marc Blaser und Lars Freese. Blasers Großchance in der 26. Minute, der VfR-Keeper Lukas Ketterer zu einer tollen Fußabwehr zwang, war der Auftakt einer starken Horchheimer Phase vor dem Pausenpfiff. Nicht mehr überraschend kam das 1:0 (41.) für den Bezirksligisten durch Robin Rauscher. Konsequent war aber auch die Gelb-Rote Karte für den Horchheimer Oguzhan Levent (44.), begegneten die Vorortler doch den Tempo-Dribblings von Wormatia Kapitän Rouven Amos oft mit körperbetonten Attacken.
In Überzahl erhöhte Wormatia den Druck, glich durch Goalgetter Armin Mujevic aus (54.) und legte nach sehenswerter Kombination durch Baris Özemir (60.) vor. Zahlenmäßig Gleichstand herrschte wieder, als Amos nach einer Grätsche gegen Florian Karsch glatt „Rot“ bekam. Und Pech hatte SVH-Teamleader Freese, dass ihm vom Schiedsrichtergespann gleich zwei Treffer wegen Abseits aberkannt wurden. Unumstritten war das nicht, da kochte die Volksseele. Mirco Müller machte für die Wormatia mit dem 3:1 (90.) den Deckel drauf.
„Ich bin enttäuscht, wir hätten aufgrund der ersten Halbzeit gewinnen können“, wurmten Lars Freese schon die nicht gegebenen Tore. „Wir haben toll gefightet, es war ein offenes Spiel. Unser bestes bei der Stadtmeisterschaft“, gab es von Christoph Heinrich nach dem Abpfiff ein Gesamtlob für das Team. Aber der SVH-Trainer wusste auch, dass der frühe Platzverweis spielentscheidend war: „Das war der Knackpunkt.“ Für VfR-Coach Mario Cuc war die Turnieratmosphäre und der Derbycharakter in diesem intensiven Finale ein wichtiger Lernprozess für sein im Schnitt sehr junges Team: „Wir haben den Ball geduldig laufen lassen. Gut, wie wir den Rückstand gedreht haben.“
Im Spiel um Platz drei ging A-Liga-Vertreter Normannia Pfiffligheim gegen den ASV Nibelungen durch Sebastian Dziedzic zwar in Führung. Doch Kevin Borlinghaus und Torjäger Simon Wendel drehten die Partie und sorgten für eine 2:1-Pausenführung für den B-Klassen-Klub. Vor 100 Zuschauern erhöhten Stephan Hertel und wieder Borlinghaus zum 4:1-Endstand.