Nibelungen Kurier: „Last-Minute-Dahlke“ lässt Worms jubeln
27.09.2020FUSSBALL OBERLIGA: Später Elfmeter-Treffer beim 2:1-Heimsieg des VfR Wormatia Worms über FV 07 Diefflen
VON JÜRGEN JAAP | Ein Pfiff, der Folgen hat. Ein Pfiff von Schiedsrichter Alexander Mroß aus Niederfell im Landkreis Mayen-Koblenz, den Vollblut-Stürmer Jan Dahlke unbedingt hören wollte. Die letzte Minute im Spiel der Fußball Oberliga Rheinland-Pfalz / Saar – Staffel Süd in der Wormser EWR-Arena zwischen dem Tabellenführer VfR Wormatia Worms und den kampfstarken Saarländern des FV 07 Diefflen läuft. VfR-Kapitän Tevin Ihrig spielt einen langen Ball in den Raum, Jan Dahlke dringt in den Strafraum ein und holt gegen den herauseilenden Torwart Enver Marina einen Elfmeter heraus. Der 43-jährige Routinier im Kasten der Gäste kann es nicht fassen, diskutiert lange mit Schiri Mroß. Nutzlos.
Siegeswille wird belohnt
Purer Wille zeichnet diese Aktion des Wormatia-Sturmführers aus. „Jan ist ein Leader“, sagt nachher sein Trainer Kristjan Glibo über den 23-jährigen Kicker mit dem großen Torriecher. Und Jan Dahlke ist ein junger Mann, der keine Nerven hat. Ganz sicher netzt er gegen die goldene Fußballregel, dass der gefoulte Spieler nicht selbst schießen sollte, den Elfmeter ins rechte Eck ein. Wormatia hat 2:1 gewonnen, bleibt an der Spitze der Tabelle. Eine perfekte englische Woche mit drei Siegen in drei Spielen lässt die Wormser Fußballfans jubeln.
Kristjan Glibo: „Ein dreckiger Dreier“
Bei allem Enthusiasmus über das freudige Finale furioso aus Wormser Sicht mit dem „Last-Minute-Dahlke-Erlebnis“ verliert Wormatia-Coach Kristjan Glibo („Am Ende blieb uns ein dreckiger Dreier“) aber auch nicht den Blick auf die 90 Minuten zuvor. „Diefflen hat das sehr gut und diszipliniert gemacht“, forderten die Saarländer seiner Elf alles ab. „Das war ein Abnutzungskampf“, stellte Kristjan Glibo fest. Ein Abnutzungskampf, bei dem Diefflen die Räume im Mittelfeld eng machte. Die sonst so geölte Maschinerie um VfR-Mittelfeld-Regisseur Sandro Loechelt, die in den fünf Saisonspielen bislang Torchancen als Dutzendware generierte, stockte. Bis zum ersten echten Torschuss des VfR dauerte es fast eine ganze Halbzeit, Geovane Henrique Oliveira Damaceno, kurz Henrique genannt, schoss knapp daneben (44.).
Zerfahrenes Spiel mit vielen Zweikämpfen
Wormatia durfte mit dem torlosen Pausenstand zufrieden sein, hatte doch der FV Diefflen die beste Gelegenheit des ersten Durchgangs, als der sonst sehr umsichtig agierende Jean-Yves M’voto mit einem langen Ball überspielt wurde. VfR-Keeper Ricco Cymer musste erst gegen Merouane Taghzoute als auch beim Nachschuss von Tim-Frederik Kopf und Kragen riskieren (9.). Überhaupt: Neben der Zerstörung des Wormser Aufbauspiels durch die keinen Zweikampf scheuenden Saarländer hatte auch Alexander Mroß seinen Anteil an einer recht zerfahrenen Partie. Kleinlich und mitunter auch daneben liegend pfiff der Schiedsrichter häufig zu Freistößen. Spielfluss kam so keiner auf.
Führung und Ausgleich im Minutentakt
Dafür allerdings führte Wormatia doch plötzlich. Jan Dahlke fischte sich eine Flanke des zur Pause für den unglücklich agierenden Noel Eichinger eingewechselten Fatih Köksal, leitete auf Simon Joachims weiter, der cool an Enver Marina vorbei einschiebt (53.). Die Freude über die 1:0-Führung währte nur kurz, denn direkt nach dem Anstoß gab es einen der vielen Freistöße für Diefflen. Fabian Poß führt mit einem Querpass schnell aus, Kevin Volz knallt das Leder von der Strafraumgrenze in aller Seelenruhe an der verdutzten VfR-Abwehr vorbei zum 1:1-Ausgleich in den Winkel (54.).
Wormatia „arbeitet“ sich zum Heimsieg
Ein herber Dämpfer, aber auch der Weckruf für die Glibo-Elf. „Die Mannschaft hat enormen Willen bewiesen und sich den Sieg in der Summe erarbeitet“, sah Kristjan Glibo sein Team in der Schlussphase immer besser ins Spiel kommen. Nach einem Doppelpass mit Lennart Grimmer setzt Sandro Loechelt das Leder knapp vorbei (66.). Jan Dahlke steht beim Pass von Luca Graciotti nach Köksal-Lupfer minimal im Abseits (85.). Sei’s drum. Den Schlussakkord spielte kurz vor dem Abpfiff Dahlke dennoch mit seinem siebten Tor im sechsten Pflichtspiel der Saison 2020/2021. Ein Foul, ein Pfiff, ein Schuss vom Elfmeterpunkt, drei Zähler. „Und das zählt letztlich, auch wenn es eine schwere Geburt war“, bilanzierte Kristjan Glibo erleichtert.