Nibelungen Kurier: Pfeddersheim fast ohne eine gefährliche Aktion

04.10.2020

OBERLIGA-DERBY: „Kampf um Worms“ entscheidet die Wormatia mit 0:3 eindeutig für sich / Dahlke trifft doppelt

VON ANDREAS BERG | Es war nicht nur das Wormser Derby, sondern auch das Spiel der beiden In-Form-Teams der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar-Süd. Mit der Wormatia, angereist mit vier Pflichtspielsiegen in Folge im Gepäck und der gastgebenden TSG, die sogar fünf Spiele hintereinander ungeschlagen blieb, standen sich auch zwei Teams gegenüber, die vor Selbstvertrauen nur so strotzten.

Die Zuschauer im ausverkauften Uwe-Becker-Stadion sollten sich demnach nicht nur auf ein Spiel mit höchstem Einsatz auf regennassem Rasen, sondern auch auf die eine oder andere spielerische Komponente freuen können. Und schließlich hatte auch das Wetter ein Einsehen. Pünktlich zu Spielbeginn verwandelte sich der wolkenbehangene Himmel in strahlenden Sonnenschein. Die Kontrahenten begannen abwartend und der gegenseitige Respekt war in den Anfangsminuten stark zu spüren. Widererwartend war Tillschneider im Deckungsverband nicht mit Sonderaufgaben bezüglich Wormatias Toptorjäger Dahlke betraut worden, sondern versuchte im Pfeddersheimer Angriff, so wie in den vergangenen Spielen auch, Akzente zu setzen.

Erst nach etwa 15 Minuten musste Stofleth im Tor der Heimmannschaft einen noch relativen ungefährlichen Ball parieren. Dies schien jedoch der Startschuss für eine lebhaftere Phase vor dem Halbzeitpfiff zu werden. Denn kurz darauf ging es ganz schnell: Marx schickt Grimmer auf die Reise und die scharfe Hereingabe verpasst Dahlke den Ball nur um eine Fußspitze zur möglichen Wormatiaführung.

Auf der Gegenseite prüft Haber aus ganz spitzem Winkel Torhüter Cymer, der den Ball zur Ecke abwehren kann (18.). Dies sollte bereits die beste Gelegenheit der Heimmannschaft in der gesamten Partie gewesen sein. Denn im weiteren Verlauf von Halbzeit eins zeigte sich die Wormatia auffälliger im Spiel nach vorne, ohne jedoch die ganz großen Möglichkeiten kreieren zu können. Joachims versucht es mal von der Strafraumgrenze – rechts am Kasten vorbei (19.). Weitere Chancen ergeben sich durch Kopfbälle nach Standardsituationen von Kireski (32.) und Dahlke (46.).

Nach einer undurchsichtigen Situation im Pfeddersheimer Strafraum werden Köksal und Dahlke nacheinander im letzten Moment aus guter Schussposition geblockt (38.) und kurz vor der Halbzeit lässt der sonst fehlerlose Stofleth den Ball fallen, der folgende Torschussversuch wird jedoch auf der Linie geklärt. So geht es in einem bislang relativ chancenarmen Spiel torlos in die Pause.

Hoffnungen ruhen auf der zweiten Halbzeit

Während der Stadionsprecher in der Halbzeit von einer hochklassigen Oberligapartie spricht, fallen andere Meinungen im Stadion längst nicht so euphorisch aus. Der stellvertretende SPD-Landtagsfraktionsvorsitzende Jens Guth sieht beispielsweise seine Erwartungen an dieses Spiel nicht ganz erfüllt und hofft auf Tore im zweiten Spielabschnitt. Sollten sich seine Hoffnungen erfüllen? Wie auch zu Beginn des Spiels betreten die Wormaten deutlich vor der Gastmannschaft zur zweiten Halbzeit den Rasen, ein Zeichen der Entschlossenheit? Augenscheinlich ja, denn die Wormatia reißt die Partie nun an sich. Nachdem Tillschneider auf Pfeddersheimer Seite kurz nach Wiederanpfiff sich mit einem Schussversuch vom linken Strafraumeck der Wormatia versucht – der Ball kullert rechts am Tor vorbei, tun sich in der Folgezeit vorher nicht dagewesene Lücken im Pfeddersheimer Deckungsverband auf, begünstigt durch frühe Ballverluste im Aufbauspiel der Pfeddersheimer. So taucht erstmals Dahlke frei vor Stofleth auf – über das Tor (51). Zwei Minuten später stimmt die Zuordnung in der Pfeddersheimer Abwehr wieder nicht, Joachims taucht vor dem Heimkeeper auf, der jedoch mit einer Glanztat den Ball zur Seite abwehren kann, Dahlke setzt nach, erreicht den Ball vor Überqueren der Torauslinie und passt zurück auf Grimmer, der den Ball aus kurzer Distanz in die kurze Ecke schiebt -0:1 (53.)

Heimtrainer Wilde reagiert: Er bringt mit Dietz und Bhatti zwei neue Kräfte, während verletzungsbedingt auf Wormatiaseite Graciotti den ausgezeichneten Oliveira Damaceno ersetzt. Trotzdem schafft es die TSG einfach nicht die Wormatia in Verlegenheit zu bringen. Im Gegenteil: die Großchancen für das Gästeteam häufen sich. Von Dahlke angespielt scheitert Köksal mit einem Schuss aus rund 15 Metern im rechten Strafraum am glänzend zur Ecke abwehrenden Stofleth (60.). Wenig später taucht wieder Dahlke allein vor Stofleth auf und diesmal bugsiert er die Kugel cool am Keeper vorbei ins Netz zum 0:2 (69.). 10 Minuten später Duplizität der Ereignisse: wieder Dahlke nach einem Konter freigespielt und im Stil eines Toptorjägers überwindet er den bedauernswerten Stofleth zum 0:3.

In allen Belangen überlegen

Dazwischen noch eine scharfe Flanke vor das Tor der Pfeddersheimer, die Dahlke einschussbereit jedoch knapp verpasst (76.). Und Pfeddersheim? Ein harter 25 Meter Schuss von Kapitän Bräuner direkt auf Wormatiakeeper Cymer ist die magere Ausbeute des völlig unterlegenen Heimteams in Halbzeit zwei. Die letzten Minuten plätscherten schließlich ohne nennenswerte Höhepunkte dahin und die Wormatia freut sich schlussendlich über hochverdiente weitere drei Punkte auf dem Weg ins Aufstiegsrennen. In der abschließenden Pressekonferenz auf dem Rasen des Uwe-Becker Stadions zeigt sich Wilde beeindruckt von der Leistung der Wormatia, die seinem Team keine Chance gelassen hat und in allen Belangen überlegen war.

Für ihn ist die Wormatia klarer Favorit auf den ersten Platz am Ende der Südrunde. Diese Favoritenrolle nimmt auch der sportliche Leiter der Wormatia Norbert Heß gerne an und sieht seine Mannschaft auf einem sehr guten Weg Richtung Regionalliga, wobei er in der Aufstiegsrunde deutlich engere Spiele erwartet. Seine größte Sorge gilt jedoch der wieder stark gestiegenen Zahl der Coronaneuinfektionen, die möglicherweise erneut zu einer starken Beeinträchtigung des zukünftigen Spielbetriebs führen könnten.

Am Rande des Spiels: Sandro Loechelt wird nach einem Muskelbündelriss dem VfR in den nächsten drei Monaten nicht zur Verfügung stehen.