FuPa.net: Wormatia plant weiter zweigleisig
05.05.2021Vorsitzender Jochen Schneider sieht das letzte Wort in der Aufstiegsfrage noch nicht als gesprochen an
Worms. Die Nachricht kam am Donnerstagabend einigermaßen unerwartet. Zumindest in ihrer Deutlichkeit. Die Regionalliga GbR lässt zur neuen Runde keine Aufsteiger aus den drei ihr „nachgeordneten“ Fußball-Oberligen zu. Verwiesen wird unter anderem auf den Fakt, dass in den Oberligen Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz/Saar sowie der Hessenliga nicht zumindest die Hälfte der Saison gespielt wurde. Bedingt durch die Corona-Pandemie musste die Runde in allen drei Ligen erneut vorzeitig abgebrochen werden. Dem Tabellenbild zum Zeitpunkt des Abbruchs oder auch einem nach Quotientenwertung ermittelten Ranking könne „kein hinreichender Aussagewert für die Ermittlung von Aufsteigern beigemessen“ werden, so ein Teil der Begründung. Mit ihrem mehrheitlich gefassten Beschluss hat die Gesellschafterversammlung neben Wormatia Worms als dem nach Quotientenwertung besten Zweiten auch den Spitzenreitern Eintracht Trier, SG Barockstadt Fulda und SGV Freiberg die Tür vor der Nase zugeschlagen. Dabei hatten die Signale zuvor noch einen anderen Ausgang vermuten lassen. Sofort klein beigeben möchte deshalb nun niemand.
Bei Wormatia bekräftigt der Vorsitzende Jochen Schneider: „Wir haben die Angelegenheit einem Anwalt zur juristischen Einschätzung übergeben und warten auf ein Ergebnis.“ Im Internet hat auch Eintracht Trier angekündigt, jede Möglichkeit ausschöpfen zu wollen, um gegen den Beschluss vorzugehen. In Hessen sortiert Volker Bagus vom Vorstandsteam der SG Barockstadt die Entscheidung als „lächerlich“ ein. Die Kritik, ohne Spielbetrieb fehle ein sportlicher Aussagewert, dreht er um. „Wenn wir spielen dürfen und steigen nicht auf, akzeptieren wir das.“ Aber: „Wir dürfen nicht spielen und andere werden dafür belohnt.“ Gemeint ist die seitens der Regionalliga geänderte Abstiegsregelung. Geplant wurde ursprünglich mit bis zu sechs Absteigern. Jetzt wird es am Saisonende lediglich zwei geben. Es müssen eben keine Aufsteiger aus den Oberligen aufgenommen werden.
Havelse spielt nach nur neun Spielen um Drittliga-Aufstieg
Auf ein anderes Kuriosum weisen die Stuttgarter Kickers, der „Vize“ aus Baden-Württemberg hatte auf Aufstiegsspiele gehofft, hin: Zwar wurde auch die Saison der Regionalliga Nord zwischenzeitlich abgebrochen, nach nur neun ausgetragenen Spielen darf der TSV Havelse aber dennoch gegen den Meister der Regionalliga Bayern die Aufstiegsspiele zur Dritten Liga bestreiten. Die Kickers mahnen: „Die Verbände laufen mit solchen Prozessen Gefahr, ihre Glaubwürdigkeit vollends zu verspielen.“ Das letzte Wort in Sachen Aufstieg sei, so die Überzeugung, noch nicht gesprochen.
Wohin die Reise gehen wird, dazu vermag Jochen Schneider keine Prognose abzugeben. Keinen Zweifel hat der Wormatia-Vorsitzende aber schon mal, dass die Thematik noch nicht vom Tisch ist: „Ich glaube, dass keiner die Entscheidung jetzt kommentarlos zur Kenntnis nimmt.“ Zumal gerade die Wormaten auf den Fakt verweisen können, dass zu Saisonbeginn in der Spielordnung zur Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar eine Option verankert wurde, nach der auch für den Fall eines frühzeitigen Abbruchs ein Meister wie auch ein Vizemeister ermittelt wird. Eine entsprechende Passage fehlt indes in Hessen wie auch Baden-Württemberg in den Regularien. Und in der Konsequenz wird die Regelung jetzt auch in der Oberliga RPS wohl nicht zur Anwendung kommen. Schneider ärgert sich: „Man kann doch nicht während des Spiels die Regeln ändern.“
Für Wormatia bedeutet die Entwicklung in jedem Fall, dass die Planungen weiterhin zweigleisig laufen müssen. „Wir sind das aus den vergangenen Jahren ja gewohnt“, zuckt Schneider mit den Schultern. Wobei die Planungen für einen möglichen Regionalliga-Aufstieg erst mal nur mit „halber Kraft“ fortgeführt würden. Vom Tisch ist folglich auch vorerst der Gedanke, einen Trainingsbetrieb als Vorbereitung für erhoffte Aufstiegsspiele genehmigen zu lassen. Schneider: „Wir müssen erst mal sehen, was jetzt passiert.“ Es bleibt nur die Hoffnung auf eine erneut unerwartete Wendung.