Oberhessische Presse: Gerichte müssen Aufstiegsfrage zur Regionalliga klären
14.05.2021Gibt es doch Aufsteiger in die Fußball-Regionalliga Südwest? Neben der SG Barockstadt ziehen auch die Oberliga-Spitzenclubs aus Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg vor Gericht
ALSFELD – Die Aufstiegsfrage wird vor Gericht geklärt, alleine ist die SG Barockstadt Fulda-Lehnerz dabei nicht: Mittlerweile haben die potenziellen Aufsteiger in die Fußball-Regionalliga Südwest aus Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg nachgezogen, Anwälte kontaktiert und ihre Ansichten geäußert. In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob das Vorgehen gegen den Beschluss der Gesellschafterversammlung der Regionalliga fruchten kann.
Fünf gegen die Regionalliga: Neben der SGB als Hessenliga-Tabellenführer hat sich mittlerweile auch das Baden-Württemberger Spitzenduo Freiberg und Stuttgarter Kickers für den rechtlichen Weg entschieden, ebenso wie Wormatia Worms und Eintracht Trier, die in Rheinland-Pfalz die beiden Oberliga-Staffeln anführten.
"Wir waren permanent im Austausch und in intensiven Gesprächen", verrät SGB-Manager Sebastian Möller. "Das schon seit Anfang des Jahres". Der Weg ist daher kein überraschender, aber ein gemeinsamer aller Clubs: Es kommt zum Rechtsstreit. Professor Dr. Rainer Lorz, Präsident der Stuttgarter Kickers, erklärt dazu in einer Vereinsmitteilung, "dass die Vorgehensweise der Regionalliga Südwest GbR […] nicht in Ordnung ist und wir deswegen zur Klärung den Weg vor die ordentlichen Gerichte beschreiten".
Der SGV Freiberg plädierte als Spitzenreiter für eine sportliche Lösung ab Mitte Mai. "Schaut man die jetzige Situation an, wären Spiele im Juni nicht unrealistisch und eine sportliche Beendigung der Hinrunde absolut möglich gewesen", so Präsident Emir Cerkez, der mit Blick auf die Entscheidung, keine Aufsteiger in die Regionalliga zuzulassen und nur zwei Teams aus der Südwest-Staffel absteigen zu lassen: "In einer Pandemie, die allen zu schaffen macht, sollte es oberste Priorität sein, so viele Interessen wie möglich zu befriedigen und so wenig Verlierer wie möglich zurückzulassen – verloren hat der Sport sowieso schon genug". Die fragwürdige Kommunikationspolitik des Verbandes habe ein "sehr einseitiges Interesse offenbart, die Regionalligisten allein in dieser Ausnahmesituation zu begünstigen. Kleinere Vereine, die ebenfalls von der Pandemie getroffen sind und ohne Schuld um den Lohn ihrer Arbeit gebracht worden sind, allein zu lassen, finden wir – gelinde gesagt – sehr enttäuschend". Die Enttäuschung könne durch ein Gerichtsverfahren nicht beseitigt werden, aber es gebe den Clubs die Möglichkeit, die Entscheidung von einer dritten Instanz zu überprüfen.
"Willkürlicher Beschluss"
Eine Beschwerde hat das Berufungsgericht der Regionalliga Südwest GbR auch vom VfR Wormatia Worms bekommen. Der Verein beantragt die Durchführung einer mündlichen Verhandlung bis spätestens 24. Mai. Die Wormser argumentieren "nach eingehender rechtlicher Prüfung, dass es die sportliche Qualifikation als Aufsteiger in die Regionalliga im Sinne der Zulassungsordnung und der Spielordnung nicht erfordert, mindestens 50 Prozent der [..] Spiele absolviert zu haben". Der VfR würde auch Aufstiegsspiele spielen, die aber nach hinten verschoben werden sollen, weil die Stuttgarter Kickers als möglicher Gegner bereits schon länger wieder trainieren und Testspiele absolvieren dürften.
Der VfR Wormatia bezeichnet den Beschluss der Regionalliga formell als satzungs- und damit rechtswidrig, sogar willkürlich, weil er keine Rechtsgrundlage habe. "Eine Regeländerung während der laufenden oder nach der abgeschlossenen Saison verstößt fundamental gegen den Gedanken des Fairplays", so der Club.
"Klarer Nachteil"
Vorgeprescht war vergangene Woche der SV Eintracht Trier, der die Entscheidung als "nicht anwendbar und unwirksam" bezeichnete. Man hatte ursprünglich ob der Informationslage mit einem "guten Gefühl" die Ergebnisse der Gesellschafterversammlung erwartet, doch dann kam die Enttäuschung. Insgesamt habe sich der SVE in beiden zuletzt abgebrochenen Saisons wiederholt für eine sportliche Fortsetzung ausgesprochen. "Wir hätten uns gewünscht, den großartigen Start zu Saisonbeginn fortführen zu dürfen. Die Atmosphäre im Stadion, in der Stadt und im ganzen Umfeld des Vereins hätte möglicherweise zu einem Jahr beigetragen, welches wir nicht durch eine Vorgehensweise am grünen Tisch ersetzen können. Nun werden wir ein zweites Mal mit einer Situation konfrontiert, in der wir als Team an der Tabellenspitze einen klaren Nachteil bei einem Abbruch der Saison haben", schreibt der Verein, den damit ein ähnliches Schicksal wie die SG Barockstadt ereilt. Auch die Eintracht betont: "Wir sind es allen Fans, Mitgliedern, Partnern, Sponsoren und Spielern, die uns im ganzen letzten Jahr so treu begleiten und in der Krise Halt geben schuldig, jedes uns mögliche Mittel auszuschöpfen, um für den Aufstieg in die Regionalliga zu kämpfen".