FuPa.net: Der Lange auf der Außenbahn
30.07.2021Luis Kiefer soll nach schweren Knieverletzungen bei der Wormatia behutsam aufgebaut werden
Worms. Sie geht weiter, die Siegesserie von Oberligist Wormatia Worms in der Vorbereitung auf die neue Saison. Diesmal war der Gegner der Hessenligist VfB Ginsheim, und genau so wichtig wie der 2:0 (0:0)-Sieg war der Umstand, dass die Abwehr zum wiederholten Mal hinten die Null hielt.
Und für einen war es ein ganz besonderes Erfolgserlebnis: Luis Kiefer. Dem Außenbahnspieler, der im Sommer zur Wormatia gestoßen war und sich gerade nach seinem zweiten Kreuzbandriss wieder auf altes Leistungsniveau zurückkämpft, war bereits sein zweiter Treffer im Wormatia-Trikot gelungen. Für den Endstand sorgte Noel Eichinger mit einem Foulelfmeter. Unter den Neuen bei den Wormaten hat der 1,90 Meter große Kiefer ob seiner Verletzungshistorie eine Sonderstellung. „Ihn müssen wir ganz vorsichtig aufbauen“, sagt Coach Kristjan Glibo.
Das sieht der 22-Jährige zwar ähnlich, trotzdem hat er den Ehrgeiz, so schnell wie möglich so viel Zeit wie möglich wieder auf dem Rasen zu verbringen. Zwar bremsen ihn keine Schmerzen in den beiden vorgeschädigten Knien, doch ein ungutes Gefühl stelle sich bei zu großer Belastung schon ein. Deshalb achte er auch selbst darauf, dass es in kleinen Schritten vorwärts geht.
Kleine Schritte sind es nicht gerade, weswegen ihn Glibo ganz oben auf seinen Wunschzettel setzte. Es waren eher seine Schnelligkeit und sein Zweikampfvermögen, die ihn für die Wormatia interessant machten. „Das ist auch das, was der Trainer immer wieder von mir fordert: die Zweikämpfe suchen“, freut sich Kiefer über die klare Ansage. „Viele der heutigen Trainer wollen eher das Kurzpassspiel und nicht so sehr das Eins gegen Eins“, so seine Erfahrung.
Dass er für seine Statur auf einer eher ungewöhnlichen Position unterwegs ist, erklärt Kiefer übrigens mit seinem Werdegang: „In der Jugend zählte ich immer eher zu den kleineren Spielern, bis ich so mit 16, 17 Jahren einen richtigen Schub gemacht habe. Deshalb bin ich von meinen Bewegungsabläufen her mehr der Spieler, der nach vorn stürmt und nicht so ein Typ, der mit dem Rücken zum Tor seine guten Aktionen hat.“ Ihm fehle, so sagt er offen, was einen guten Innenverteidiger oder auch Mittelstürmer ausmache. Er sei eben ein gelernter Flügelspieler.
Für Glibo ist es allerdings gerade diese Kombination, die beim gebürtigen Saarländer den Reiz ausmacht. Einerseits die Qualitäten eines Flügelspielers zu haben, der andererseits aber auch – etwa bei Standards – wegen seiner Körpergröße gut auch in der Zentrale wahlweise für offensive Unruhe oder auch defensive Stabilität sorgen kann. Auch wenn Kiefer von sich selbst sagt, dass trotz seiner Körpergröße das Kopfballspiel nicht zu seinen allergrößten Spezialitäten zählt.
Der Weg nach Worms, wo Kiefer gleichzeitig ein Studium absolviert, war für den 22-Jährigen gleichzeitig erst einmal der Abschied vom Traum, im bezahlten Fußball Fuß zu fassen. Aus dem Blick verloren hat er dieses Ziel allerdings noch nicht. „Ich will jetzt erst einmal wieder zu alter Form zurückfinden und die vielleicht noch ausbauen“, hat sich Kiefer zum Ziel gesetzt. Dieses fußballerische Vermögen hatte ihn immerhin schon in jungen Jahren bis in die Regionalliga gebracht. Und da er das Gefühl hat, dass seine Knie die schweren Verletzungen gut weggesteckt haben, will er sich bewusst keine Grenzen setzen. Doch es ist ihm klar, dass es in der nächsten Zeit erst einmal kleine Schritte sein müssen, die er sich vornehmen muss. Auch wenn für einen Sportler mit seiner Größe und seinem Ehrgeiz die großen Sprünge eigentlich eher angesagt wären.