Nibelungen Kurier: Wormatia verhagelt es den Oberliga-Auftakt
15.08.2021Fußball Oberliga Rheinland-Pfalz / Saar: Unglückliche und völlig unnötige 0:1-Niederlage gegen FC Hertha Wiesbach / Erstmals wieder uneingeschränkt Zuschauer in heimischer EWR-Arena
VON JÜRGEN JAAP | Erstaunen, Entsetzen, Leere. Diese Eindrücke lassen die Gesichtszüge der Kicker und Verantwortlichen des VfR Wormatia Worms nach diesen 90 Minuten hochsommerlichen Fußballsports zurück. Gerade hat der ambitionierte Fußball-Oberligist den Saisonauftakt 2021/2022 in der Fußball Oberliga Rheinland-Pfalz – Staffel Süd gegen biedere Gäste des FC Hertha Wiesbach aus dem Saarland mit 0:1 (0:0) in den Sand gesetzt. Nach geschlagenen 294 Tagen präsentierte sich die Elf von VfR-Trainer Kristjan Glibo und Co-Trainer Christian Adam nach der ewigen Auszeit wegen der Corona-Pandemie in der heimischen EWR-Arena erstmals wieder uneingeschränkt seinen Anhängern. 758 Fußballfans kamen, sahen – und siegten nicht. Am Ende feierten die Saarländer ihren glücklich errungenen 1:0-Erfolg ausgelassen im Kreis umhertanzend: „Auswärtssieg, Auswärtssieg, Auswärtssieg“, schallte es durch das weite Rund.
Wormatia feuert sogleich Breitseite ab
Soweit hätte es nicht wirklich kommen müssen. Um ihre Heimstätte – wie im Stile der Testspiele in diesem Jahr hinlänglich praktiziert – zu erobern, feuerten die Wormaten sogleich eindrucksvoll eine volle Breitseite ab. Erst schnappte sich Wormatia-Stürmer Simon Joachims auf der linken Seite das Leder, konnte in letzter Sekunde noch von Joshua Blankenberg im Tor des FC Hertha Wiesbach mit dem linken Fuß am Einschuss gehindert werden (1.). Den Abpraller nahm Sandro Loechelt auf, doch der Schlenzer des VfR-Mittelfeld-Regisseurs landete am linken Innenpfosten (2.). Zwei „Hundertprozenter“ binnen weniger Sekunden, aber kein Tor. „Uns fehlte die Durchschlagskraft vor dem Tor – und wir hatten die Geilheit nicht, um den Ball ins Tor zu bringen“, wird Kristjan Glibo nachher als Erklärung für den Mangel an Treffern seiner Mannschaft durchaus enttäuscht erklären.
Hertha übersteht auch zweite Wormatia-Druckphase
Ob’s an der „fehlenden Tor-Geilheit“ der Wormser Kicker oder womöglich auch etwas am Pech oder blanken Nerven lag, darf freilich spekuliert werden. Fakt ist: Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit rannten die Hausherren dem FC Hertha Wiesbach geradewegs die Bude ein. Flanke Lennart Grimmer, Luis Kiefer setzt den Ball parallel zur Torlinie (48.). Grimmer mit der linken Klebe haarscharf rechts vorbei (50.). Grimmer tankt sich an der Grundlinie durch, passt zurück auf Jannik Marx, der genau an den rechten Pfosten zielt (52.). Kurz darauf ein Luftloch von Fatih Köksal, als der einen Querpass von Adrian Kireski aus kurzer Distanz nicht verwerten kann (55.). „Wir hatten unsere riesigen Gelegenheiten“, stellte Lennart Grimmer, der nach der frühen Verletzung von Sandro Loechelt die Kapitänsbinde übernahm, tief durchschnaufend fest: „Eine dieser top Chancen hätten wir halt nutzen müssen.“ Mindestens eine! „Wir sind zu Beginn der beiden Hälften meist nur hinterhergerannt, haben aber kämpferisch alles gegeben und uns da rausgezogen“, befand etwa auch Hertha-Coach Michael Petry angesichts der beiden Wormser Druckphasen.
Fehler schleichen sich beim VfR ein
Gleichwohl stand es nach wie vor torlos unentschieden. Und zugegeben: Nach dem jeweiligen Anfangselan verebbte das VfR-Sturmfeuer alsbald in der hochsommerlichen Schwüle über dem satten grünen Rasen. Knackpunkt im VfR-Spiel ganz sicher auch: die wieder aufgebrochene Verletzung im Adduktorenbereich (Oberschenkel) bei Sandro Loechelt. Der bis dahin überragend agierende VfR-Regisseur musste früh durch Fatih Köksal ersetzt werden (27.), dem dies bis zu seiner eigenen Auswechslung nach 75 Minuten nie richtig gelang. Der als krasser Außenseiter in die Partie gegangene FC Hertha Wiesbach nutzte überdies beinahe zwei Patzer der Wormaten. Ricco Cymer im Wormatia-Tor musste nach einem Fehlpass von Jean-Yves M’voto erst gegen Djibril Diallo (26.) und später nach einer zu kurzen Rückgabe von Simon Joachims gegen Nico Wiltz (40.) in höchster Not retten.
Hertha-Kasten blieb wie vernagelt
Fast zwangsläufig steuerte die Partie auf den Schlussakkord eines Fußballspiels hin, das eben genauso läuft wie jenes der Wormatia gegen Wiesbach. „Es hat heut’ nicht sollen sein“, fasste Kristjan Glibo die letzten Spielminuten zusammen. Erst geriet seine Elf durch einen Ballverlust des spät eingewechselten Martin Röser, dem man den Trainingsrückstand noch anmerkte, in Rückstand. Nico Wiltz trieb das Leder aus dem Mittelfeld voran und vernaschte die entblößte VfR-Abwehr inklusive Keeper Ricco Cymer zum 0:1 (86.). Wormatia warf wütend alles nach vorne. Ein abgefälschter Röser-Schuss zischt über das Tor (89.). Die folgende Ecke setzt M’voto per Kopfball vorbei (90.). Der Hertha-Kasten schien wie vernagelt. Alle Versuche der Wormaten blieben vergeblich, ihre zweifelsfrei reichlich vorhandenen Pferdestärken auf den Rasen zu bringen. Am Ende jubeln die im Rahmen ihrer Möglichkeiten wacker kämpfenden Männer aus dem Saarland. Wormatia muss weiter auf den ersten Erfolg in einem Pflichtspiel seit beinahe zehn Monaten warten.
Entscheidung Fußball-Schiedsgericht:
Passend zur Stimmungslage flatterte dann auch noch am Ende der Pressekonferenz die Nachricht herein, dass der Protest der Wormatia bezüglich des eingeforderten Aufstiegs in die Regionalliga zum Ende der vorzeitig abgebrochenen Saison 2020/2021 vom Schiedsgericht des Fußball-Südwestverbandes endgültig abgewiesen wurde.