Nibelungen Kurier: Fußball furioso im Spitzenspiel
11.11.2021Fußball Oberliga Rheinland-Pfalz / Saar: Klassenprimus VfR Wormatia Worms fügt FC Arminia Ludwigshafen beim 4:2-Erfolg im Südweststadion Ludwigshafen erste Saisonniederlage zu
Von Jürgen Jaap| So schön, so spannend und mitreißend kann Fußball sein. Wenn zwei Fußball-Mannschaften aufeinandertreffen, die spieltechnisch einiges zu bieten haben, die Tore erzielen möchten, die unentwegt nach vorne spielen, dann können 90 Minuten Fußball selbst bei Temperaturen um den Gefrierpunkt wie im Flug vergehen. Das Spitzenspiel der Oberliga Rheinland-Pfalz / Saar – Staffel Süd zwischen dem bis dahin in der Saison 2021/2022 noch ungeschlagenen FC Arminia Ludwigshafen und dem unangefochtenen Klassenprimus VfR Wormatia Worms hielt alles, was man sich vom zweiten Aufeinandertreffen beider Teams binnen zwei Wochen versprechen durfte. Sechs Tore gab’s mittwochs in der EWR-Arena beim 3:3-Unentschieden. Und sechs Treffer gab’s auch zwei Wochen später im Nachholspiel am Mittwochabend im altehrwürdigen Südweststadion Ludwigshafen. Diesmal aber anders verteilt: Wormatia gewann verdientermaßen 4:2 (2:1).
Kristjan Glibo: „Bin stolz auf das Team“
Ein lauthals herausgepresstes „Jaaaa! Jawoll!“ inklusive Becker-Faust ließ aufgestaute Anspannung bei Kristjan Glibo auf dem Weg zurück in die Umkleide-Kabine des VfR Wormatia Worms entweichen. In den 120 Minuten zuvor hatte der Trainer der Wormser kaum einmal Gelegenheit zum Durchatmen. „Meine Jungs haben heute wirklich ein fantastisches Spiel gegen einen starken Gegner gemacht. Ich bin stolz auf das Team“, machte sich nur langsam so etwas wie Entspannung bei Kristjan Glibo breit. Los ging der rasante Kick so, wie er für die Wormaten beim 4:1-Heimsieg zuletzt über SV Röchling Völklingen endete – mit einem Torerfolg von Luis Kiefer. Tevin Ihrig legte einen Freistoß für Jean-Yves M’voto auf, dessen Kopfball-Vorlage Kiefer im Stil eines Stoßstürmers sicher zum 0:1 eindrückte (8.).
Hin und her im Chancen-Festival
Das Fußball-Festspiel war eröffnet. Nun waren die Gastgeber in der Rolle der Hauptdarsteller des fesselnden Theaterstücks. Yakup Polat passt scharf auf Matteo Monetta. Der 36-jährige Ex-Wormate nimmt gekonnt an und lupft das Leder über Ricco Cymer im Wormatia-Tor hinweg zum 1:1-Ausgleich in die Maschen – ein Sahnestück (15.). Und beinahe hätte Lennart Thum, früher ebenfalls ein Wormate, mit einem Freistoß knapp am Pfosten vorbei nachgelegt (18.). Rüber auf die andere Bühne: Ecke Ihrig, Jean-Yves „Air“ M’voto wird seinem Ruf als Kopfball-Monster der Oberliga einmal mehr gerecht, bedient Adrian Kireski, Pfosten, Abpraller für Gibriel Darkaoui, wieder Pfosten, M’voto per Kopf mittendrin, Getümmel, aber kein Tor (29.). Wirklich? Ja! Keine Zeit zum Verweilen. Armine Felix Jung köpft haarscharf über die Latte (33.). Wormate Simon Joachims schießt, Ex-Wormate Kevin Urban im Arminia-Tor hält (36.).
Wormatia-Rezept: „Viel laufen, viel Spaß haben“
Das nächste spielerische Highlight bringt Wormatia die 2:1-Führung. Kireski passt dazu auf Simon Joachims, der Noel Eichinger gekonnt am Elfmeterpunkt freispielt. Ein satter Schuss, ein Tor (40.). Und Noel Eichinger erklärt, wieso das alles so leicht aussieht: „Wir alle laufen vorne immer unglaublich viel und haben Spaß daran.“ Gibriel Darkaoui aus 20 Metern (42.) und Eichinger nach toller Kombination mit Luis Kiefer (45.) hätten erhöhen können. Kurz Luft schnappen, Pause. Nun war Arminia wieder dran. Einen Flatterball von Marcel Bormeth entschärft Ricco Cymer (50.). Gegen den satten Schuss von Matteo Monetta, der eine Flanke von Ricardo Antonaci perfekt mit der Brust stoppte, war der Wormatia-Keeper jedoch chancenlos (54.).
Kiefer und Eichinger schnüren jeweils Doppelpack
Wieder der Ausgleich und wieder die Reaktion der Wormser. „Solche Spiele an Land zu ziehen, machen ein Spitzenteam aus“, attestierte Kristjan Glibo seiner Elf eine Siegermentalität. Diese Gier nach Erfolg unterstrichen speziell die jungen Stürmer im Dress der Wormaten. Luis Kiefer schnappte sich das Leder am Strafraum, zog ab und sein abgefälschter Schuss landete zum 3:2 im rechten Toreck (64.). Auch Noel Eichinger schnürte wie Kiefer seinen Doppelpack, indem er ein Zuspiel von Jannik Marx geschickt mit dem Körper abschirmt und ebenfalls ins rechte Toreck zum entscheidenden 4:2 einnetzt (75.). Dass Simon Joachims (72.) und Luca Graciotti (83.) an seinem 29. Geburtstag gegen nie aufsteckende Arminen im 1:1 gegen FC-Keeper Kevin Urban scheiterten, wurmte VfR-Coach Kristjan Glibo zwar schon, am toll herausgespielten 4:2-Erfolg im furiosen Spitzenspiel änderte dies freilich nichts.