FuPa.net: Die "Schattenseiten" des Profifußballs kennengelernt
28.01.2022Der Kapitän von Wormatia Worms hat seinen Schwerpunkt vom Fußball aufs Studium verlagert
Worms/Mauchenheim. Ja, erzählt Sandro Loechelt und muss lachen, man muss früher raus. Und kommt später heim. Und hat mehr zu tun, deutlich mehr. Vor knapp einem halben Jahr hat der Kapitän der Oberliga-Fußballer von Wormatia Worms sein duales Studium Internationales Logistikmanagement begonnen, bei der TST GmbH in Worms. Das zweite, berufliche Standbein wird das wichtigere.
Viele gute, aber auch eine schlechte Erfahrung
Bis Mitte 20 wollte der Mauchenheimer schauen, wie weit ihn die Füße tragen im Profisport. Das war, blickt er zurück, von Anfang an der Plan. Loechelt war Stammspieler und Leistungsträger in den Wormser Regionalliga-Jahren 2014 bis 2017, als Eigengewächs mit fünf Jahren NLZ-Erfahrung am Betzenberg. Er ging zu Mainz 05 II, erlebte ein kniffliges erstes Jahr samt Trainerentlassung und ein deutlich besseres zweites. Er unterschrieb bei Drittligaaufsteiger Waldhof Mannheim. „Diese Zeit hat für mich die Schattenseiten des Fußballs mit sich gebracht“, erzählt der 26-Jährige.
Das Intermezzo, das mit Vertragsstreitigkeiten früh zu Ende ging, führte zum Umdenken. Loechelt kehrte zu Wormatia zurück, auch wenn es in die Oberliga ging. „Schade drum“, blickt der Mittelfeld-Techniker auf die verpasste Gelegenheit, sich im Profifußball zu etablieren. Es klingt nach: abgehakt. Bis 2024 hat er sich vertraglich gebunden, ligaunabhängig. Den Aufstieg wünschen sich Verein und Spieler sehnlichst. Das Fernduell mit Eintracht Trier, dem Spitzenreiter der Parallelstaffel, kitzelt Woche für Woche die letzten Prozentpunkte heraus. „Wir gucken auf uns, von Spiel zu Spiel, auch wenn es blöd klingt“, sagt Loechelt, „aber wir haben eine so gute Mannschaft, dass wir uns eigentlich nur selbst im Weg stehen können. Es ist sehr schwer, uns zu schlagen.“
An Regionalliga-Zeiten anknüpfen
Die Regionalliga-Zeiten in Worms waren, wie er sagt, die schönsten seiner Karriere. Daran möchte er anknüpfen, wenn auch anders als zuvor. „Damals haben das eigentlich alle Spieler in Vollzeit gemacht, vielleicht mit einem Fernstudium“, erinnert sich Loechelt, „heute haben die meisten Schule, Studium oder Ausbildung nebenher.“ Dass der ganze Tag, die ganze Woche dem Fußball gehört, das war einmal, für Loechelt, für Wormatia. Es soll auch erst einmal nicht mehr so werden, das habe der Verein ihm gegenüber klar kommuniziert. Die Arbeitsatmosphäre bei Wormatia beschreibt der Kapitän als sehr angenehm, leistungsorientiert und kameradschaftlich. „Es ist eine coole Truppe. Manchmal bin ich überrascht, wie gut die Jungs das trotz ihres jungen Alters machen. Wir sind kein typischer Oberligist. Im Training wird uns viel abverlangt, aber das wollen die Jungs auch. Wir merken, wie wir uns verbessern.“
Auch mit neuem Fokus auf das Berufliche traut Loechelt sich und seinen Kollegen die Regionalliga zu. Er selbst schaut noch nicht so weit nach vorn, strebt erst einmal eine erfolgreiche und verletzungsfreie zweiten Saisonhälfte an.
Wiedersehen mit den alten Bekannten
Vom 3. Januar an gab es individuelle Laufpläne, seit einer Woche wird wieder gemeinsam trainiert. Der Spielmacher fühlt sich fit und von seinen Verletzungen gut erholt. Den einen Grund, warum es ihn immer wieder erwischt hat, werde man kaum herausfinden können. „Aber es gibt Ansätze.“ Die Muskelgruppen gleichmäßig austrainieren, zwecks Regeneration weniger an vor allem rotem Fleisch essen etwa. „Ich tue viel dafür, verletzungsfrei zu bleiben“, sagt er, „das wäre wichtig für mich, meinen Kopf.“
An diesem Samstag (14.30 Uhr, Armsheim) geht es gegen RWO Alzey, den Klub, den früher sein Vater Tino trainiert und für den sein Bruder Dominic gespielt hat. Kein ganz alltägliches Duell, man kennt sich, teilweise, etwa beim Mauchenheimer Karsten Salfeld, von Kindesbeinen an. Und schlug dann ganz unterschiedliche Karriere-Wege ein.