Wormser Zeitung: So geht es Lickert nach seiner Horrorverletzung
02.02.2022Wormatia-Spieler Eric Lickert hat sich bei einem Testspiel den Außenknöchel und das Wadenbein gebrochen. Wie er die Szene erlebt hat und wie es ihm nach der Operation erging.
WORMS – Eric Lickert geht es gut. Soweit es eben gerade möglich ist. „Die Schmerzmittel machen die Sache einfacher“, erzählt der Fußballer von Wormatia Worms, der sich am Samstag beim Testspiel gegen RWO Alzey schwer verletzt hatte (>a href=”/sport/fussball/wormatia-worms/wormatia-unter-schock-eric-lickert-bricht-sich-aussenknochel_25241031">wir berichteten. Am Montag wurde der 26-Jährige operiert. Außenknöchel und Wadenbein sind gebrochen, Syndesmoseband und Innenband im Innenknöchel in Mitleidenschaft gezogen.
Mehrmonatige Reha steht an
„Hört sich schlimm an“, sagt Lickert, „aber die Ärzte haben gesagt, in dieser Kategorie ist es eine der leichteren Operationen. Sie sind zuversichtlich. Es war kein Trümmerbruch.“ Am Mittwochvormittag hat ihn Mannschaftskollege Ricco Cymer aus dem Krankenhaus abgeholt. Der Plan sah vor, sich am Abend vor dem Training von der Mannschaft zu verabschieden. Denn seine Reha will Lickert in der Heimat in Freiburg absolvieren. „Dort ist alles ein bisschen einfacher“, sagt er. Es geht zurück ins Elternhaus, seine Freundin wohnt ebenfalls in der größten Stadt des Breisgaus.
Auf vier bis sechs Monate ist die Reha angesetzt. Im Fokus steht für den Mittelfeldspieler, dass die normalen Abläufe wieder möglich werden. „Die Ärzte konnten keine klaren Zusagen machen, dass ich die hohe Intensität, die wir fahren, wieder schaffe“, sagt Lickert, „der Bruch ist behandelbar, bei Weichteilen und Gewebe muss man hoffen, dass es wieder wird wie zuvor.“ In Absprache mit den Ärzten und Physios will er dann sehen, was möglich ist. „Es ist nicht so, dass ich meine Familie mit Fußball versorgen muss.“ Sehr gern will er auf den Platz zurückkehren, aber im Fokus stand am Samstagnachmittag etwas ganz anderes.
Die Szene, in der es zur Verletzung kam, hat Lickert noch vor Augen. „Es war bei uns am Sechzehner, eine Position, wo man als Sechser weiß, dass man den Ball halten muss.“ Einen Tritt, ein Foul habe es nicht gegeben, kein Loch im Boden, in dem er hängen geblieben wäre. Auch vertreten habe er sich nicht. „Es war einfach Pech.“ Sein Gegenspieler in der Situation hat längst den Kontakt gesucht, sich entschuldigt. „Er konnte gar nichts dafür“, betont Lickert. In der Mainzer Uniklinik herrschte wegen Corona Besuchsverbot. Am Smartphone trudelten zahllose Genesungswünsche ein. „Schön, dass so viele an mich denken“, sagt er. Ablenkung, die gut tut.
Die RWO-Mannschaft sammelte für einen Gutschein, als Geschenk für die Genesung. Es kamen auch viele Fragen von Alzeyern auf Lickerts Handy an, zur Schwere der Verletzung, zur Heilungsaussicht. „Es war auch ein Schock für die anderen. Ich habe angeboten, dass man einfach mal drüber quatschen kann. Alle gehen ja vom Schlimmsten aus. Aber ich kann in die alten, alltäglichen Situationen zurückkehren, das ist das Wichtigste.“ Die ersten Gedanken, als er am Boden liegend seinen schief stehenden Fuß sah, waren ganz andere. „Ich habe gedacht: Ob ich je wieder laufen kann? Ich habe noch keine Kinder, aber ich hatte Angst, ein Vater zu sein, der nicht rennen kann. Da ging es mir gar nicht um Fußball.“
Das sofort massenhaft ausgeschüttete Adrenalin verhinderte den Schmerz. „Ich habe ein Brennen und Kribbeln gespürt. Das Eigentliche war die mentale Sache.“ Schnell deckten seine Mitspieler den Fuß ab, doch der Schock saß schon, das Bild haftete im Gedächtnis. Lickert wurde auf dem Feld narkotisiert – und sah den Fuß, als er aufwachte, wieder in der richtigen Position. Ein Moment der Erlösung, genauso wie das Gespräch mit den Ärzten nach der OP.
Fünfmal die Woche steht nun Reha an. Lickert arbeitet beim Energieanbieter EWR im Vertrieb, ohnehin im Homeoffice. „Ich hoffe, dass ich da bald zurückkehren kann. Wann, das wird sich in den nächsten Tagen zeigen“, sagt er. Bei Wormatia hat man alle Geduld der Welt. „Erst einmal gilt es den Schock zu verdauen“, sagt Trainer Kristjan Glibo, „es gibt überhaupt keinen Fahrplan.“ Die Hauptsache ist, dass sich Eric Lickert die Aussicht auf ein ganz normales, weiteres Leben bietet. Das sah am Samstagnachmittag noch ganz anders aus.