Nibelungen Kurier: Last-Minute-Sieg der Wormatia in Koblenz

21.03.2022

VON JÜRGEN JAAP | Fünf Minuten, die eine ganze Saison retten können. Fünf Minuten, die den Charakter einer Mannschaft zeigen. Fünf Minuten, die Emotionen großer Natur hervorrufen. Fünf Minuten, die für den VfR Wormatia Worms mehr als „nur“ drei Punkte und viel mehr als „nur“ die erneute Tabellenführung in der Meisterrunde der Fußball Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar bedeuten. Kristjan Glibo, der Wormatia-Trainer, brachte jene fünf Minuten auf den Punkt: „Dass wir in der Schlussphase diese zwei Tore noch gemacht haben, war eine enorme Willensleistung. Ich muss meiner Mannschaft ein riesiges Kompliment zollen, dass sie daran geglaubt hat.“ Wormatia hatte in der Schlussphase einer Partie, die der Gast auf schwer bespielbarem Rasen in der ersten Stunde bestimmte, einen 0:1-Rückstand noch in einen 2:1-Auswärtssieg gedreht. „Wenn man die Chancen zusammenrechnet, war es zwar am Schluss ein glücklicher, aber auch ein verdienter Sieg“, stellte Kristjan Glibo erleichtert fest.

Drei neue Corona-Fälle bei den Wormaten

Personell stand die Partie im traditionsreichen Stadion Oberwerth für die Nibelungenstädter unter keinem guten Stern, hatte Corona doch erneut zugeschlagen. So musste die Mannschaft ohne die erkrankten Ricco Cymer, Adrian Kireski und Fatih Köksal zum Auftakt der Meisterrunde nach Koblenz. Ugur Can Tayar feierte folglich sein Debüt im Tor, bekam allerdings während der gesamten Spielzeit nicht viel zu tun. Spielerisch drückte Wormatia – wie in den meisten Partien dieser Saison – dem Spiel früh seinen Stempel auf und übernahm die Kontrolle über das Spielgeschehen. „Wir haben es trotz des schlechten Rasens in Hälfte eins ganz gut gemacht“, fand Kristjan Glibo.

TuS-Tor wie vernagelt

Wormatia erspielte sich gegen den Tabellenzwölften der Meisterrunde Chancen über Chancen. Gibriel Darkaoui setzte mit zwei Schüssen die ersten Akzente (8., 17.). Eine Serie von Eckbällen sorgte für weitere Gefahr vor dem TuS-Tor durch VfR-Innenverteidiger Jean-Yves M’voto, der das Leder aus kurzer Distanz erst drüber bugsierte (26.) und dann per Kopfball vorbei zielte (28.). Lennart Grimmer scheiterte mit einem Schuss in die kurze Ecke (29.) und Luis Kiefer traf aus spitzem Winkel nur das Außennetz (33.). Nach einem Foulspiel von TuS-Torwart Stefan Djordjevic an Sandro Loechelt im Strafraum blieb der Pfiff aus (35.). Und Noel Eichinger hatte nach einer Flanke in der Nachspielzeit die dicke Chance zur Führung, köpfte jedoch ans Außennetz. Das Tor der Gastgeber schien wie vernagelt. Oder wie es der Koblenzer Trainer Michael Stahl formulierte: „Das Beste am Spiel aus unserer Sicht war der Umstand, dass es torlos in die Pause ging.“

Koblenz trifft in seiner besten Phase

Wormatia verfolgte also wie auch in den vier Nachholspielen zu Beginn des Jahres die mangelnde Chancenverwertung. Drastisch wurde dies offenbar, als Gibriel Darkaoui die bis dahin beste VfR-Gelegenheit ausließ. Aus drei Metern ballerte der Offensivspieler das Spielgerät über den Kasten. Das musste ein Tor sein. Es war die letzte Aktion von Darkaoui, der gegen den bislang torlosen Mittelstürmer Aleksandar Biedermann eingewechselt wurde. Apropos Wechsel: Das Spiel nahm nun eine Wende, da Koblenz mutiger wurde. Erst schoss Yusupha Sawaneh aus der Drehung drüber (67.), dann brachte Tayar gerade noch die Finger an einen abgefälschten Ball (70.). Und schließlich die 1:0-Führung der Gastgeber, als sich Jeon Jion auf der Außenbahn durchsetzte und Armend Qenaj die Hereingabe trocken aus dem Rückraum einnetzte (75.).

TuS-Trainer Michael Stahl: „Konnten Angriffswelle nicht stoppen“

Wormatia lag trotz teilweiser drückender Überlegenheit hinten. Aber Wormatia zeigte das, was eine gute Mannschaft zu einem Anwärter auf die Meisterschaft macht: Charakter und Willensstärke. Über die rechte Seite flankte Lennart Grimmer auf Aleksandar Biedermann, der wuchtig mit dem Kopf zum Ausgleich traf (85.) und damit sein erstes Tor in einem Pflichtspiel für Wormatia erzielte. Der VfR wollte mehr. „Wir konnten die Wormser Angriffswelle nicht mehr stoppen“, sah TuS-Coach Michael Stahl einen Angriff nach dem anderen auf das eigene Tor zurollen. In der Schlussminute fand Noel Eichinger mit einer exakten Flanke den Kopf von Mittelstürmer Luis Kiefer, der eiskalt zum 2:1-Siegtreffer einnetzt. Der Rest war Wormser Jubel im Stadion Oberwerth. Wormatia hatte dank einer enormen Willensstärke und Kraftanstrengung die Partie auf den letzten Drücker gedreht.