Trierscher Volksfreund: Ein Blick zurück: Als die Fahrt von Worms nach Trier sieben Stunden dauerte

06.04.2022

Trier/Worms In der Vergangenheit hatte das Südwest-Duell zwischen der Eintracht und der Wormatia schon häufiger (vor-)entscheidenden Charakter. Erinnerungen vor dem neuerlichen Aufeinandertreffen am Sonntag am Rhein.

Die Nachkriegsjahre waren allenthalben sehr beschwerlich. Davon wussten auch Fußballer zu berichten. So wurden größere Auswärtsfahrten durch die fehlende Infrastruktur zu einem Abenteuer. Als Wormatia Worms im Oktober 1947 zu einem Gastspiel nach Trier reiste, nahm das laut der Wormser Vereinschronik „sieben Stunden Fahrt und eine Nacht im Bunkerhotel“ in Anspruch.

Wenn die Eintracht an diesem Sonntag (14 Uhr) in der Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar zum Gipfeltreffen der Aufstiegsrunde in Worms antritt, wird die Anfahrt weitaus schneller und komfortabler sein.

Trier gegen die Wormatia – es war schon immer ein Südwest-Duell mit Würze. Allen voran wegen der Aufstiegsrunde zur zweiten Bundesliga 1976. Nach dem Abstieg aus dem Unterhaus strebte Worms in der Saison 1975/76 in der 1. Amateurliga Südwest die direkte Rückkehr an. Der erste Schritt gelang bravourös. Die Wormatia wurde mit zehn Punkten Vorsprung auf den ASV Gummi-Mayer Lan­dau und einem Torverhältnis von 112:23 Meister.

Doch es kam noch eine Aufstiegsrunde, in der die Eintracht der Wormatia die Butter vom Brot nahm. In der Dreiergruppe mit Borussia Neunkirchen und dem SVE gelang Worms kein Sieg. 1:1 und 2:2 hieß es gegen Neunkirchen. Das erste Spiel gegen Trier endete 1:1. In der entscheidenden letzten Partie am 17. Juni 1976 standen sich der SVE und Worms im mit 16.000 Zuschauern rappelvollen Moselstadion gegenüber.

Die Wormatia musste gewinnen, nachdem Trier zuvor nach einem 1:4-Rückstand in Neunkirchen noch 4:4 gespielt hatte und selbst noch einen Punkt zum Aufstieg brauchte. In denkwürdigen 90 Minuten rang Trier die Rheinhessen mit 5:4 nieder – die Moselaner stiegen in die zweite Liga Süd auf. Die Tore für Trier: Horst Brand zum 1:0 (2.), Hans Redwanz zum 2:0 (12.), Wolfgang Riemann per Foulelfmeter zum 3:1 (30.), Elmar Geirsson zum 4:1 (34.) und erneut Riemann – nachdem die Wormatia zum 4:4 ausgeglichen hatte – zum 5:4 (60., wieder Foulelfmeter).

In der Saison 1985/86 hielt dagegen die Wormatia die Eintracht in einem spannenden Meisterschaftskampf in der Oberliga Südwest in Schach. Dritter im Bunde des Titelrennens war der FSV Salmrohr.

Am 5. Oktober 1985 hatte die Eintracht in Worms beim 1:4 nichts zu bestellen. „Hinter einer unbeweglichen und unsicheren Trierer Abwehr mangelte es Triers Torhüter Jürgen Roth-Lebenstedt nicht an Beschäftigung“ hieß es damals in einem Fernsehbericht. Roth-Lebenstedt hielt einen Elfmeter, die Schlappe konnte er aber nicht verhindern.

Das Rückspiel am 31. März 1986 in Trier endete 0:0. Am Ende der Saison krönte sich Worms als Südwestmeister – mit jeweils einem Punkt Vorsprung auf Vizemeister Salmrohr und dem Dritten Trier.

Doch dann der Schock: Die Wormatia durfte nicht an der Aufstiegsrunde zur zweiten Bundesliga teilnehmen. Grund laut Vereinschronik: Der Club hatte vom DFB verfügte Auflagen zur Lizenzerteilung zwar erfüllt – aber zu spät.

Die Folge: Salmrohr nahm an der Aufstiegsrunde teil und schaffte neben dem SSV Ulm den Sprung nach oben.