Nibelungen Kurier: Der erste von drei Matchbällen
19.05.2022VON JÜRGEN JAAP | „Sei Erster! Der zweite Platz ist für Versager.“ Nun, ganz so drastisch, wie es Joseph Patrick Kennedy, Begründer der US-Amerikanischen Kennedy-Dynastie, zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschrieb, ist die Situation in der Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar Mitte Mai 2022 gewiss nicht. Aber ein bisschen gilt diese These schon, wenn die beiden Dauerrivalen SV Eintracht Trier und VfR Wormatia Worms Samstagabend, um 18 Uhr, im Trierer Moselstadion zum Shootout in der Meisterschaftsfrage der Saison 2021/2022 aufeinandertreffen. Die Wormser haben drei Spieltage vor Saisonende in der Meisterrunde die besseren Karten in der Hand. Drei Punkte Vorsprung und das um 13 Treffer bessere Torverhältnis sprechen nach dem 0:0-Unentschieden der Trierer im Nachholspiel Mittwochabend gegen TuS Mechtersheim recht deutlich für die Wormatia. Mit einem Sieg im Gipfeltreffen im Moselstadion könnte die Elf des Wormser Trainers Kristjan Glibo fast schon alles klarmachen im Titelkampf.
Wormatia verdient sich gute Ausgangsposition mit Topleistungen
„Wir haben uns diese gute Ausgangsposition mit fünf sicheren Siegen zuletzt verdient. Das gibt uns enormen Rückenwind und nun freuen wir uns riesig auf dieses Spitzenspiel“, fiebert Kristjan Glibo dem vielleicht vorentscheidenden Match im Kampf um den Aufstieg in die Regionalliga Südwest entgegen. Der 40-jährige Wormser Cheftrainer und sein Co-Trainer Christian Adam brachten die junge Wormser Mannschaft genau zum richtigen Zeitpunkt in Topform. 21:3 Tore in den letzten fünf Oberliga-Partien sind ein Statement, dass Kristjan Glibo vor dem mit Spannung erwarteten Gipfeltreffen in Trier wie folgt einsortiert: „Wir sind bis in die Haarspitzen motiviert und gehen voll konzentriert in die Partie.“
Top-Stürmer Luis Kiefer wieder an Bord
Personell kann Kristjan Glibo nahezu aus dem Vollen schöpfen. VfR-Top-Stürmer Luis Kiefer ist nach seiner Oberschenkel-Verletzung wieder im Kader, einzig ein Einsatz von Lennart Grimmer bleibt noch fraglich. Nur der zuletzt bärenstark aufspielende Youngster Daniel Kasper dürfte nach seiner Roten Karte im Spiel beim FV Engers wohl mindestens für ein Spiel gesperrt sein. Weil sich aber Mittelstürmer Aleksandar Biedermann zuletzt in aufsteigender Form präsentierte, dürfte die Wormser Offensive nach wie vor ihrem Ruf als bester Sturm der Oberliga mit bislang 86 Toren auch in Trier gerecht werden können. Sicher ist für Kristjan Glibo eines in jedem Fall: „Wenn die beiden Topteams der Liga aufeinandertreffen, darf man ein klasse Fußballspiel erwarten. Und das wollen wir auch zeigen.“
Stimmungsvolles Spiel ist zu erwarten
Der äußere Rahmen für das Gipfeltreffen der beiden Oberliga-Dominatoren sollte jedenfalls passen. Bereits drei Wormser Fan-Busse sind ausgebucht. Viele Wormatia-Anhänger – es werden etwa 500 Fans erwartet – werden ihre Mannschaft in Trier unterstützen. Auch die auf Bitte der polizeilichen Einsatzkräfte um vier Stunden nach hinten verschobene Anstoßzeit um 18 Uhr dürfte beste Unterhaltung zur Primetime am Samstagabend gewährleisten. Es ist wie auch im Hinspiel in Worms vor sechs Wochen ein stimmungsvolles und sportlich höchst brisantes Spiel zu erwarten.
Favoritenrolle ist schwerlich auszumachen
Wer als Favorit in die Partie geht, ist schwer zu beantworten. Trier hat Heimrecht und eine große Kulisse im Rücken. Wormatia legt eine fantastische Form auf die Waagschale. Trier braucht unbedingt einen Sieg. Wormatia könnte auch mit einem Unentschieden sehr gut leben. Wenn man vielleicht eine Winzigkeit anführen möchte, die ja häufig den Unterschied ausmacht, dann ist es die Tatsache, dass Kristjan Glibo aus einer blutjungen Truppe mit etlichen Teenagern wie Noel Eichinger, Daniel Kasper, Mark Knäblein oder Simon Joachims in den letzten drei Jahren trotz der schweren Corona-Jahre eine Oberliga-Spitzenmannschaft formte. Und die könnte mit ihrem ersten von drei Matchbällen bereits Samstagabend in Trier ihr Meisterstück machen. „Ich freu’ mich drauf“, bekennt Kristjan Glibo, der von einer ihn stets antreibenden positiven Energie beseelt ergänzt: „Attacke!“