Trierscher Volksfreund: Ein magischer Abend im Moselstadion: Eintracht Trier siegt 2:1 gegen Worms – und wie!

21.05.2022

Trier So was passiert höchst selten im Fußball – aber es passiert. Binnen 60 Sekunden weit in der Nachspielzeit dreht der SVE vor fast 4500 Zuschauern das Spiel gegen den Tabellenführer. Damit sind beide Teams in der Aufstiegsrunde zwei Spieltage vor Schluss nun punktgleich.

Wer es nicht mit eigenen Augen gesehen hat, wird es nicht glauben: Eintracht Trier hat im Topspiel der Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar vor sagenhaften 4447 Zuschauern im Moselstadion Wormatia Worms mit 2:1 niedergerungen – und wie! Kevin Heinz und Jan Brandscheid drehten in der vierten und fünften Minute der Nachspielzeit einen 0:1-Rückstand und sorgten für unfassbare Jubelszenen im altehrwürdigen Rund.

Mit dem Last-Second-Sieg hat der SVE nach Punkten zur Wormatia aufgeschlossen. Dabei sah es bis kurz vor Schluss so aus, als würden die Rheinhessen die Meisterschaft und damit den direkten Aufstieg in die Regionalliga Südwest ausgerechnet beim ärgsten Rivalen klarmachen.

Eintracht Trier erntet im Moselstadion nur Support, keine Pfiffe

Doch die Eintracht steckte zu keiner Sekunde auf – und von den Rängen gab es keine Pfiffe, sondern fortlaufenden Support. Diese Verbindung machte das Unmögliche möglich.

Auf dem Rasen schenkten sich der Tabellenführer und der Verfolger von der Mosel in dem Spiel, das wegen des großen Zuschauerandrangs mit 15-minütiger Verspätung begann, nichts. Es war ein intensives Duell, in dem Torchancen allerdings Mangelware blieben. Bezeichnend, dass die Wormser Führung nach einer Standardsituation fiel. Nach einer Ecke entledigte sich der aufgerückte Innenverteidiger Tevin Ihrig jeglicher Gegenwehr und köpfte zur Gästeführung (14.).

Eine Situation, wie gemalt für den vor der Pause abgeklärter auftretenden Tabellenführer. Bei der Eintracht stimmten Körpersprache, Einsatz und Wille, doch sie erarbeitete sich lange Zeit nicht eine nennenswerte Gelegenheit. Zu gering war in mehreren Szenen die Strafraumbesetzung.

Triers Innenverteidigung bildeten wie erwartet Jason Thayaparan und Fränz Sinner – Kapitän Simon Maurer hatte sich einen Zeh gebrochen und fällt für den Rest der Saison aus. Spielführer auf dem Platz war in dessen Abwesenheit Maurice Roth.

Niemand glaubte, was sich da in 60 Sekunden beim SVE abgespielt hat

Nach der Pause ließ Worms die Eintracht verstärkt gewähren – aber im absolut ungefährlichen Raum. SVE-Trainer Josef Cinar wartete lange, eher er mit der Hereinnahme von Christopher Bibaku das Personal in der vordersten Reihe verstärkte. Es dauerte bis zu 78. Minute, ehe Trier den ersten richtig gefährlichen Abschluss verbuchte – bei einem Schuss von Sven König war Wormatia-Torwart Ricco Cymer aber auf dem Posten. Gleiches galt bei einem Schuss von Brandscheid aus spitzem Winkel (86.). Auf der Gegenseite musste SVE-Keeper Denis Wieszolek bei einem Schuss von Jannik Marx kräftig zupacken (81.).

Als Dylan Esmel in der vierten Minute der Nachspielzeit das leere Wormatia-Tor verfehlte, glaubte wohl niemand an das, was sich in den 60 Sekunden danach abspielen würde. Heinz traf nach Zuspiel von Wrusch aus spitzem Winkel. Direkt nach dem Wiederanstoß verlor die Wormser Fünfer-Abwehrreihe auf einmal Brandscheid komplett aus den Augen – der SVE-Angreifer drosch den Ball ins Netz. Ein denkwürdiger Abend im Trierer Moselstadion nahm seinen Lauf.

Und jetzt? Worms ist weiterhin dank einer um elf Treffer besseren Tordifferenz Tabellenführer vor den punktgleichen Trierern. Der SVE spielt jetzt noch in Mechtersheim (kommenden Donnerstag) und zu Hause gegen Hertha Wiesbach (4. Juni). Worms trifft noch zu Hause auf Karbach – und tritt auswärts in Gonsenheim an.