Wormser Zeitung: Viele Puzzleteile für die Regionalliga-Zukunft

08.06.2022

Trierer Protest hin, Trierer Protest her – Wormatia Worms, immer noch im Freudentaumel nach der Meisterschaft in der Fußball-Oberliga, schaut voller Optimismus in die Zukunft.

WORMS – Sie haben das ihnen Mögliche erledigt, mit Bravour. 34 Spiele, 24 Siege, nur drei Niederlagen, Rang eins der Süd-Staffel und der Meisterrunde – Wormatia Worms hat, trotz der starken und beharrlichen Konkurrenz durch Eintracht Trier, den Oberliga-Titel errungen, sich den Aufstieg hart erarbeitet. "Wir haben unsere Aufgaben erledigt", sagt der Sportliche Leiter Norbert Hess. Sofern sportgerichtlich – Stichwort Völklingen-Annullierung – keine Steine mehr in den Weg gerollt werden, geht es drei Jahre nach dem Abstieg zurück in die Regionalliga.

Freudiger Empfang in Worms

"Es hat ein bisschen länger gedauert, bis wir aus vom Sportplatz und aus der Kabine rausgekommen sind", blickt Hess auf die Feierlichkeiten nach dem 3:0-Sieg beim SV Gonsenheim vom Samstag. Die Busfahrt? Eine Party. Der Empfang am Stadion? Rauschend. "Wir sind durch eine rote Wand gefahren, auf dem Weg vom Eingang bis zum Klubheim", strahlt Hess. Die Vereinsfarben auf Schals, Shirts und Fahnen, die passenden Bengalos und Hunderte beseelte Fans gaben den Rahmen für eine Sause, die bis tief in die Nacht hinein andauerte – und mit dem Flug einer Reihe Spieler nach Mallorca ihre Fortsetzung fand.

Es war, erzählt Hess, keine Option, erst einmal langsam zu machen. Schließlich standen noch Klagen gegen die Wertung im Raum. "Der Verband hat sich sehr bedeckt gehalten und hatte uns auch informiert, dass niemand zum Spiel kommen wird", sagt Hess. Die üblichen Ehrungen des Meisters seien aufgrund des schwebenden Verfahrens noch nicht möglich gewesen. Team und Fans war es egal, Hess plant eingleisig für die Viertklassigkeit. "Ein bisschen Arbeit liegt noch vor uns", sagt der 55-Jährige, "die Transferfrist bis zum 31. August werden wir wohl ausschöpfen."

Pläne mit dem neuen Trainer

15 Mann sind vertraglich bereits gebunden: die Keeper Ricco Cymer und Leon Guth, die Verteidiger Jean M'voto, Tevin Ihrig, Mark Knäblein und Joshua Smith, für das Mittelfeld Sandro Loechelt, Jannik Marx, Fatih Köksal und Justin Smith sowie im Sturm Daniel Kasper, Luis Kiefer und Alexander Biedermann, zudem die Zweitmannschaftsspieler Marco Bresser und Reda Chkifa. Fixe Abgänge sind Simon Joachims, der zum 1. FC Nürnberg II geht, und Eric Lickert. Der Breisgauer wird nach seiner schweren Knieverletzung heimatnah am Comeback arbeiten.

"Wir wollen so viele wie möglich halten", sagt Hess und kündigt weitere Gespräche an. Einigen Spielern ist die Regionalliga wichtig, zudem kommen, etwa beim möglichen USA-Stipendium von Noel Eichinger, privat-berufliche Fragen hinzu. Zum Trainingsstart am 27. Juni sollen so viele Spieler wie möglich parat stehen, aber gewiss noch nicht alle. "Wir wollten uns so aufstellen, dass wir in der Oberliga eine gute Rolle spielen können", sagt Hess, "für die Regionalliga müssen wir nachschärfen, und der neue Trainer soll auch die Möglichkeit bekommen, Spieler, die er noch nicht kennt, auf dem Trainingsplatz zu beurteilen."

Maximilian Mehring, der Aufstiegstrainer Kristjan Glibo (zu Eintracht Frankfurt II) ablösen wird, wird auch bei den Neuzugängen seine Meinung einbringen. Höherklassige Erfahrung, ein gewisses Maß Abgebrühtheit, Robustheit, auch Körpergröße sind Kriterien, nach denen Hess vorgeht. Dass neben M'voto ein oder zwei weitere Vollprofis hinzukommen, ist denkbar, wobei der Sportliche Leiter lieber Brücken für erfahrene Spieler hinein in Ausbildung und Berufsleben bauen würde – nach dem Modell Martin Röser. "In der Regionalliga ist es vorbei mit Jugendfußball", weiß Hess um den gewaltigen Sprung gegenüber der Oberliga, was die Professionalität auf und abseits des Platzes angeht.

Bereit für die Regionalliga

Noch unklar ist, wie viel Geld dem Kaderplaner zur Verfügung stehen wird. Der auf knapp eine halbe Million Euro bezifferte Etat für die abgelaufene Saison werde sich erhöhen, aber nicht verdoppeln. Die Gespräche des Vorstands mit den Sponsoren – an deren Spitze Logistiker TST und Energieanbieter EWR stehen – stehen durch den Krieg in der Ukraine und deren Auswirkungen auf Sprit- und Energiepreise unter Vorzeichen, die schon mal günstiger waren.

So wie die beiden Absteiger Schott Mainz und FK Pirmasens, auf Amateurbasis so professionell wie möglich arbeitend, stellt sich Hess die Zukunft vor. Regelmäßiges Vormittagstraining, wie es zuweilen vor dem Abstieg noch praktiziert werden konnte, wird kaum ein Spieler zeitlich hinbekommen. Zum Vergleich, Regionalliga-Schlusslicht Gießen hatte ein Budget von 900.000 Euro, Pirmasens und vor allem Schott lagen deutlich darunter, Hessenliga-Meister Fulda-Lehnerz plant mit einem 1,5-Millionen-Etat.

Der Ligaverbleib wird für Wormatia ein Kraftakt, der mit größerem Staff angegangen werden soll. Das Duo aus Chefcoach sowie Co- und Torwarttrainer in Personalunion wird der Vergangenheit angehören. Stadion und Anlage sind bereit für die Regionalliga. Und das Team hat es sich verdient.