op-online.de: Harmlos, ideenlos und erfolglos

07.08.2022

Für Titelaspirant Kickers Offenbach hat die zehnte Regionalliga-Saison in Folge mit einer großen Enttäuschung begonnen. Bei Aufsteiger Wormatia Worms unterlag der OFC nicht unverdient mit 0:1 (0:1).

Worms – Vor allem die Tatsache, dass dem Favoriten aus Offenbah vorne lange wenig einfiel, stimmte nach 95 intensiven, jedoch selten ansehnlichen Minuten nachdenklich „Das war ein herber Dämpfer“, brachte es OFC-Zugang Björn Jopek auf den Punkt. Erfreulich war nur die Reaktion der Offenbacher Anhänger. Mehr als 1500 hatten ihr Team nach Worms begleitet und verabschiedeten es nach der Niederlage mit aufmunterndem Applaus.

„Die Leute sind Wahnsinn. Sie haben zu uns gesagt: Kopf hoch“, sagte Jopek. Aber die Geduld der Fans ist endlich. Dessen ist sich auch der Routinier bewusst: „Am Freitag müssen wir mit allem, was wir haben, Hoffenheim überrollen.“ Und Torwart David Richter ergänzte: „Da müssen wir gewinnen.“ Dafür ist aber eine deutliche Steigerung in vielen Bereichen nötig.

OFC-Trainer Alex Schmidt hatte im Vergleich zur 1:4-Niederlage im DFB-Pokal gegen Düsseldorf vier Wechsel vorgenommen. Unter anderem saßen die gelernten Außenverteidiger Ronny Marcos (links) und Jayson Breitenbach (rechts) auf der Bank. Dafür begannen dort in Dominik Wanner sowie Jost Mairose zwei Mittelfeldspieler. Mairose rückte eine Position nach hinten, davor startete Christian Derflinger. Rafael Garcia und Dejan Bozic waren ebenfalls neu in der Startelf. Sie ersetzten Törles Knöll und Lucas Hermes (beide Bank).

Die Idee war klar: Der OFC wollte über die Außenpositionen Druck machen. Garcia und Derflinger sollten ihre Kreativität einbringen und Bozic als Zielspieler agieren. Doch das gelang überhaupt nicht. Gegen aggressive Gastgeber fiel den Kickers wenig ein. In der ersten Viertelstunde musste Wormatia-Torwart Ricco Cymer lediglich bei einer Flanke eingreifen.

„Wir hatten mit einem spielerischen Ansatz gerechnet. Das war aber nicht der Fall“, gab Schmidt zu. Der Gegner sei aufs Zerstören aus gewesen und habe fast nur mit hohen Bällen agiert. „Es war ein sehr fahriges Spiel.“ Als „bitter“ sowie als „Fehler“ bezeichnete es der Kickers-Coach, dass sich sein Team „dem Niveau angepasst“ und „keine spielerischen Lösungen“ gefunden habe.

Zu allem Überfluss patzten die Kickers in der Defensive. Innenverteidiger Jakob Zitzelsberger wollte nach einem Steilpass den Ball naiv ins Toraus rollen lassen. Ein Wormser ging dazwischen und bediente Kasper, der David Richter mit einem Schuss aus kurzer Distanz in den Winkel überwand (18.).

Ein Weckruf für den OFC? Keineswegs. Das Spiel nach vorne wirkte weiter ideenlos, die Fehlerquote war hoch. Sogar bei Standards waren die Gastgeber gefährlicher. Nach einer halben Stunde dann aber die Chance zum Ausgleich. Nach einem langen Pass hatte der auffällige Jakob Lemmer Platz. Cymer kam aus dem Strafraum gestürmt und blockte den Heber – mit dem Körper (30.). Kurz darauf sah auf der Gegenseite abermals Zitzelsberger nicht gut aus, klärte erst schlecht per Kopf und hatte dann am Boden seine Probleme (37.). Zu allem Überfluss musste Bozic kurz vor der Pause verletzt ausgewechselt werden. Nachdem er einen Schlag in den Nacken bekommen hatte, war ihm schwindelig.

Schmidt wechselte in der Pause zweimal: Für Mairose und Garcia kamen Maik Vetter und Lucas Hermes. „Ich habe rechts mehr erwartet“, erklärte der Trainer. Vetter sei jedoch unter der Woche angeschlagen und nicht fit für 90 Minuten gewesen. Und von Hermes erhoffte er sich mehr Wucht in die Tiefe. Wenig später kam zudem Jayson Breitenbach für den völlig neben sich stehenden Zitzelsberger, der Worms eine weitere Chance ermöglich hatte. Und die Kickers? Spielten ab Mitte der zweiten Hälfte Einbahnstraßenfußball, aber es fehlte oft die Genauigkeit. So auch bei Hermes’ Chance, der nach feinem Pass von Derflinger den Ball verstolperte (70.). Wenig später setzte Derflinger Lemmer in Szene, der aber artistisch am gut reagierenden Wormatia-Keeper scheiterte (77.). Die größte Chance hatte Sebastian Zieleniecki, der freistehend vorbei köpfte. „Den muss ich machen“, haderte der Abwehrchef: „Wir hatten keine gute Organisation, müssen mehr Fußball spielen.“ Schmidt war trotz der Niederlage mit der Einstellung seiner Spieler zufrieden. Er hatte nicht das Gefühl, dass man Worms im Zweikampf oder in Sachen Mentalität unterlegen war. Wormatia-Trainer Max Mehring freute sich derweil über den Coup: Der Offenbacher Etat sei fünfmal so hoch, man habe aber „keinen großen Unterschied gesehen“.