Nibelungen Kurier | Ein Spiel zum Vergessen

25.09.2022

Nach dem dritten Spieltag lagen der SC Barockstadt Fulda Lehnerz und der der VFR Wormatia Worms mit jeweils drei Punkten in der Tabelle noch gleichauf. Sechs Spieltage später sieht man ein total verändertes Bild: Während sich die Gastgeber mittlerweile in einen Rausch spielen konnten, herrscht bei der Wormatia pure Tristesse. In diesem Zeitraum erreichte der VFR gerade einmal vier Punkte, gegenüber 14 Punkte von Fulda Lehnerz.

Über das warum muss aus Wormser Sicht diskutiert werden. Fehlendes Spielglück, naives Spielverhalten, keine Durchschlagskraft in der Offensive oder der Hauptkritikpunkt der Wormser Zuschauer: Der Kader wurde viel zu spät zusammengestellt. Alles Punkte, die eine Rolle spielen könnten. Oder sind es die vielen Fehler der Mannschaft, die Trainer Maximilian Mehring zur Verzweiflung bringen? Fehler, die in der Oberliga noch bereinigt werden konnten, allerdings nicht mehr in der Regionalliga.

Dass es bei der 1:4-Niederlage dieses Mal Torhüter Ricco Cymer nicht seinen besten Tag hatte, könnte ein Indiz für die Unsicherheit im Team sein. Seit zwei Jahren steht Cymer beim VfR im Tor und war bisher immer ein Garant für Leistung und der Stabilisator in der Defensive.

Seine Stammabwehr musste kurzfristig umgebaut werden. Ferjani war gesperrt, Damaceno konnte die ganze Woche nicht trainieren und dazu musste Lennart Grimmer, wegen Krankheit passen. Ebenfalls wegen Krankheit stand die neue Sturmhoffnung Melvyn Lorenzen nicht zur Verfügung – Keine gute Vorausetzungen vorm Anpfiff.

Welches Team mit einem größeren Selbstvertrauen in die Partie ging, zeigte sich von Anfang an. Mit breiter Brust starteten die Gastgeber in die Begegnung, ohne sich aber Torchancen zu erarbeiten. Die Wormatia verstand es, die Offensive vom Tor wegzuhalten. Das Hauptgeschehen fand im Mittelfeld statt. Der VfR hatte keine einzige gefährliche Situation in der Offensive bis zur Pause. Mit Hilfe eines Standards konnten die Gastgeber die Abwehr der Wormatia knacken.

Nach einem Eckball sprang Ganime Bastos einfach höher als Felix Hache und Torhüter Cymer bekam den Ball erst hinter der Linie zu fassen. Kurz danach verhinderte Jannis Reuss einen weiteren Treffer, als er kurz vor der Linie den Ball noch wegschlagen konnte. Wenn das erste Gegentor noch in der Kategorie unglücklich für Cymer bewerten kann, geht das 2:0 auf seine Kappe. Elias Holzemer, in seinem ersten Regionalligaspiel, war schon bereit, den Ball wegzuschlagen. Nach einem Kommando von Cymer zieht er sein Bein zurück, mit der Annahme, sein Torhüter stehe hinter ihm. Tat er aber nicht! Ricco Cymer kam zu spät, ein Gegenspieler spitzelte den Ball zu Will Siakam, der vor dem leeren Tor keine Probleme mehr hat. Ein absoluter unnötiger Treffer. Es gab keinen Anlass, warum Cymer übermotiviert seinen Kasten hätte verlassen müssen, und wenn, dann hätte er es viel konsequenter tun müssen.

Vier Wechsel zur Halbzeit

Eine seltene Szene gab es zur Halbzeitpause. Trainer Mehring wechselte gleich vier Mal. Sehr ungewöhnlich – ohne dabei etwas hinein zu interpretieren. Für Kiefer, Hache, Holzemer und Gözütok kamen Shehada, Münn, Köhler und Damaceno. Jetzt kam die beste Phase der Wormatia. Sie waren jetzt viel besser im Spiel, ließen Ball und Gegner laufen und machten mit dem Anschlusstreffer die Partie wieder spannend. Nach einem Eckball stand Alexander Shehada am langen Eck goldrichtig und erzielte sein erstes Tor im Wormatia-Dress. Die Wormatia setzte nach. Der Ausgleichstreffer lag in der Luft. Wieder hatte Shehada ihn auf den Fuß, doch gemeinsam konnten Torwart und Abwehrspieler das Tor im letzten Moment verhindern.

Auch Jannik Sommer hatte noch einmal die Gelegenheit, doch bei einer guten Hereingabe von Shehada kam er einen Schritt zu spät. Das war es aber auch aus Wormatia-Sicht. Weiter Gelegenheiten ergaben sich nicht mehr. In der 67. Minute fiel die Vorentscheidung. Vorausgegangen war eine Fehlerkette der Wormaten. Luca Torres versuchte, kurz hinter der Mittellinie einen Seitenwechsel. Statt sich etwas auf den Ball hinzu zubewegen, wartete Jannis Reuss, dass er zu ihm kommt und achtete nicht auf Marius Löbig. Dieser ging energischer zum Ball und lief, nur begleitet von Reuss, in Richtung Wormser Strafraum und schoss zum 3:1 ab.

In der Folgezeit hätte sich die Wormatia, außer dem 4:1 durch Dominik Wüst, über weitere Gegentreffer nicht beschweren dürfen. Die Gastgeber erzielten dann noch zwei Lattentreffer.

Niederlage hätte höher ausfallen können

Diese Niederlage hätte noch viel höher gegen die Wormatia ausgehen können. Nur zwanzig Minuten Fußball zu spielen, ist in der Regionalliga einfach zu wenig. Die vielen Ausfälle dürfen auch keine Ausrede sein. Der Kader wurde so zusammengestellt, dass solche Szenarien aufzufangen sind. Das einzig Gute an diesem Spieltag war, dass im unteren Tabellendrittel auch kein direkter Konkurrent punkten konnte. Noch steht die Wormatia überm Strich, aber bei einigen Punkte mehr auf dem Konto wäre die Unruhe auf der Tribüne etwas geringer. Die Tugenden Kampf und Bereitschaft vom Anfang der Saison müssen wieder nun endlich wieder auf den Platz kommen.