kicker.de | Worms-Trainer Tretter: "Wer nur für das Ego spielt, muss künftig draußen bleiben"

17.04.2023

Die Lage ist heikel für Wormatia Worms. Nach der 1:2-Heimniederlage gegen Schlusslicht Rot-Weiß Koblenz steht der Aufsteiger weiter auf einem Abstiegsplatz. Im Anschluss wählte Coach Peter Tretter deutliche Worte.

Adrian Alipur war nicht nur mit dem Ergebnis zufrieden: "Ein zähes Spiel" sowie "keinen Augenschmaus" sah der Koblenz-Coach am Samstag zwar beim 2:1-Sieg seines Teams gegen Wormatia Worms, aber auf das, worauf es ankam, war er stolz: "Was mein Team kämpferisch geleistet hat, davor kann man nur den Hut ziehen. Sie sind gerade richtig zusammengesackt in der Kabine, weil sie bis zum letzten Korn gekämpft haben", sagte Alipur - und das trotz 120 Pokalminuten in den Beinen. Denn: So sei das eben im Abstiegskampf.

Der 44-Jährige, der wohl trotz des jüngsten Erfolgs den Abstieg der Rot-Weißen in die Oberliga nicht verhindern wird können, lieferte so den harten Kontrast zu den Worten, die sein Gegenüber Peter Tretter für sein Team übrig hatte: "Die erste Halbzeit war katastrophal von unsere Seite. Ich habe den Willen komplett vermisst", sagte dieser. Schwere Beine, Rucksack auf dem Rücken, keinen Zugriff aufs Spiel - Tretter fand bekannte Metaphern für den Auftritt seiner Wormatia. Warum es dann aber wenigstens nicht kämpferisch stimmte, dafür fehlte dem 56-Jährigen, der erst Ende Januar das Cheftrainer-Amt übernahm, offenbar jedes Verständnis.

"Wenn ich auf dem Platz stehe und bekomme es spielerisch nicht hin, dann kann ich das Spiel wenigstens mit Leidenschaft und Zweikampfverhalten zu Ende bringen", sagte der zunehmend emotionaler werdende Coach ins Mikrophon. Er habe Jungs dabei, die noch vom Profifußball träumten, aber deren Realität sei einfach eine andere: "Wir haben es versäumt, das Gesicht zu zeigen, das ich erwartet hätte in einem so wichtigen Spiel", sagte er. Und: "Ich bin der Trainer, ich bin verantwortlich und halte meinen Kopf hin. Trotzdem sind aktuell bei uns Leute dabei, die, so habe ich das Gefühl, nicht das Herz auf dem Platz lassen für die Wormatia."

Tretter kündigte auch Veränderungen für die kommenden Wochen an, in denen es für den Verein um den Verbleib in der Regionalliga Südwest gehen wird. Man müsse schauen, wer für das Team, den Verein alles gebe, sagte er, "und die Jungs, die nur für sich, für ihr eigenes Ego spielen, müssen dann künftig draußen bleiben. Wenn ich das Gefühl habe als Trainer, dass jeder, der auf dem Platz steht, hundert Prozent gibt, dann nehme ich auch Niederlagen in Kauf. Aber so eine erste Halbzeit wie heute, werde ich mir künftig nicht mehr gefallen lassen."