Nibelungen Kurier: Jeder hatte seine Halbzeit
03.08.2023Von Marcus Diehl › Petrus hatte doch noch sein Einsehen: Kurz vor dem Spielbeginn verrammelte er alle Schleusen und stoppte den Dauerregen an diesem Tag. Es dürfte der TSG Pfeddersheim trotzdem einige Zuschauer gekostet haben… Am Ende stand die offizielle Zahl bei 612 Anwesenden. Erstaunlicherweise war das Geläuf in einem guten Zustand.
Es sprach alles dafür, dass die Fans von beiden Seiten ein gutes Spiel gezeigt bekommen. Der neutrale Beobachter wurde mit einem spannenden Spiel für sein Kommen belohnt. Das 1:1-Unentschieden war über die gesamte Spielzeit gesehen leistungsgerecht. Beide Trainer haderten jeweils mit einer der beiden Halbzeiten. TSG-Trainer Tobias Ehrenberg nach dem Spiel: „ In der ersten Hälfte hatten wir uns was Anderes vorgenommen, konnten aber nicht das umsetzen was geplant war.“
Währenddessen konnte der Wormatia-Trainer Peter Tretter mit der zweiten Halbzeit nicht zufrieden sein. „Wie am ersten Spieltag kamen wir nach ca. 60 Minuten in eine schlechte Phase hinein, die TSG hat uns dann den Schneid abgekauft. Alle eins-zu-eins-Duelle gingen an die TSG. Die Führung war dann auch nicht unverdient.“
Gegenüber dem ersten Spieltag haben beide Trainer auf einer Position gewechselt. Tobias Ehrenberg setzte zuerst auf Sebastian Kaster für Yoel Yilma, Peter Tretter auf Stefano Maier für Ivan Smiljanic. Nach ausgeglichener Anfangsphase übernahm der VfR immer mehr die Spielkontrolle und gab den Takt an. Immer wieder hatte die TSG ihre Probleme, wenn die Wormaten den Deckungsverbund mit langen Bällen über die schnellen Außen knacken konnte – Zuspiele von rechts hinten diagonal nach links vorne, Stefano Maier aus der Viererkette war bei der Wormatia der heimliche Spielgestalter. So genau die langen Bälle zum Mitspieler kamen, so ungenau waren die Zuspiele im Strafraum. Damit raubte sich der VfR einige gute Torgelegenheiten selbt. Falsches Stellungsspiel, viel kleinklein oder schlechte Pässe verhinderten einen erfolgreichen Abschluss. Der etwas unglücklich wirkende Daniel Kasper kam einen Schritt zu spät und Elias Holzemer, Nils Wannemacher und Maximilian Fesser zielten über die Latte.
Wormatia agierte – Pfeddersheim reagierte
Die Pfeddersheimer hatte ihre Gelegenheiten, wenn sie in das vordere Pressing gekommen waren. Innerhalb kurzer Zeit schoss Sebastian Kaster zweimal am Tor vorbei. Die Wormatia agierte und die TSG konnte phasenweise nur noch reagieren. Die einzige 100-prozentige Chance war aber auf Seiten der TSG. Nachdem sich Stefano Maier und Elias Holzemer selbst im Weg standen, war auf einmal der Weg für Lion Schubach vor das Wormatia-Gehäuse völlig frei. Vielleicht war er selbst zu überrascht, denn sein Schuss geht über das Tor. Kurz vor der Pause, hätte es den Spielverlauf auf den Kopf gestellt.
In der zweiten Halbzeit musste Tobias Ehrenberg etwas ändern. Er stellte sein Team taktisch auf ein anderes Level und wechselte für den indisponierten Ryoji Matsumura den Neuzugang Joel Yilma ein. Sofort war eine ganz andere Struktur im Spiel der TSG. Der Spielaufbau schien geordneter und vor allem zielstrebiger. Tobias Ehrenberg dazu: „Wir nahmen einige Veränderungen vor und haben in der zweiten Hälfte viel besser gespielt, auch mutvoller und konnten daher einige Situationen spielerisch einfacher lösen.“
Gründe für den Leistungsabfall in Hälfte zwei sieht Peter Tretter in der Personalsituation. „Es fehlen einfach einige Einheiten in der Vorbereitung. Ein paar Neue kamen erst in der letzten Woche oder vor zwei Wochen zu uns. Hinzu kommt, dass ein Yannik Marx zum Beispiel wegen beruflichen Gründen nicht immer anwesend sein konnte.“
Folgerichtig ist dann die Führung für die TSG gefallen. Auf der rechten Abwehrseite war die Wormatia zu passiv und bei der folgenden Hereingabe wurde Sebastian Kaster aus dem Auge verloren. Völlig unbedrängt köpfte er schulbuchmäßig in den Ball ins Tor.
TSG war Treffer näher
Die TSG war dem zweiten Treffer näher als die Wormatia dem Ausgleich. Der Matchwinner hätte Lion Schubach sein müssen. Nach der vergebenen Großchance aus der Hälfte eins konnte er auch seine zweite nicht verwerten. Völlig planlos trudelte sein Abschluss an das Außennetz.
In der 85. Spielminute wurde es hektisch, die Übermotivation von Gianni Auletta war der Auslöser. Torhüter Luca Pedretti hielt den Ball schon den Händen und Auletta grätschte dem Spielgerät noch hinterher. Über den Torhüter zu springen, wäre die Fair-Play-Lösung gewesen. Mit dieser Aktion schadete er seinem Team. Bei der anschließenden Rudelbildung griff Fabio Schmidt bei Stefano Maier in Richtung Brustkorb und landete aber am Hals. Auf jeden Fall ging der Wormate zu Boden, was für Schiedsrichter Timo Klein der Anlass war, auf Tätlichkeit und Rote Karte für Schmidt zu entscheiden.
In der letzten Minute spielte Stefano Maier praktisch den zweiten Mittelstürmer. Bei der entscheidenden Szene war er wieder beteiligt. Nach einem Foul an ihm, zeigte der Schiri auf den Elfmeterpunkt. Für Übeltäter Luca Graciotti eine Fehlentscheidung. Nach seiner Ansicht spielte er zuerst den Ball und traf dann das Bein. Ein Elfmeter konnte aber sicherlich gegeben werden. Stefano Maier nahm auch diese Szene dankend an. Die einen sagten, Beides war clever von ihm, die Anderen sagten: „Schauspielerei“. Beide Szenarien konnten vom Schiedsrichter so gesehen werden, Fehlentscheidungen waren es auf keinen Fall.
In der 90. Spielminute kam es dann zur Kategorie, „wie das Schicksal manchmal so spielt“. Wer erzielte den Ausgleich? Richtig, der Mann des Spiels, Stefano Maier. Mit dem Foulelfmeter scheiterte Yannick Marx halb an Torhüter Sören Pätzold und halb am Pfosten. Am schnellsten von allen reagierte Stefano Maier und drosch den Abpraller zum umjubelten Ausgleich ein.
Mit dem Remis zufrieden
Nach dem Spiel konnte Peter Tretter mit dem Punkt gut leben. „ Ich bin zufrieden – auch mit dem Remis. Wie das Team nach dem Ausgleich reagiert hat, zusammen gejubelt hat und noch mehr wollte, war vorzeighaft. Es macht einfach Spaß, mit dieser Truppe zu arbeiten. Alle wollten und waren gierig. Wir wachsen immer mehr zusammen.“
Etwas unglücklicher sah Tobias Ehrenberg aus. „Vor zwei Wochen sagte jeder, nach zwei Spielen hätten wir null Punkte auf dem Konto. Jetzt haben wir zwei. Es hätten aber auch sechs Punkte für uns sein können. Beide Spiele sind unglücklich für uns verlaufen. Die Wormatia hatte aufgrund der ersten Halbzeit den einen Punkt aber verdient. Mit dem Auftreten meiner Mannschaft bin ich dennoch zufrieden. So müssen wir jetzt Woche für Woche weitermachen und daran arbeiten, über die ganze Spielzeit die nötige Leistung abzurufen“.