Nibelungen Kurier: Wille und Gier brachten den Punkt

08.10.2023

Von Marcus Diehl › Die Nachspielzeit läuft schon. Elias Holzemer schlägt den Ball in den Strafraum hinein und Torjäger Daniel Kasper verlängert mit den Haarspitzen. Der eingewechselte Julian Marquardt läuft durch, kommt vor dem heraustürmende Torhüter Benjamin Reitz an den Ball und knallt ihn in die Maschen. Woran viele im Stadion vielleicht nicht mehr glaubten, der Ausgleich wurde noch erreicht. Der VfR Wormatia Worms und der FK Pirmasens trennten sich 2:2 Unentschieden. Ekstase pur auf dem Platz und bei den Zuschauern.

Ohne Druck auf den Ball

Über die kompletten neunzig Minuten gesehen war es nicht das beste Spiel der Wormatia in dieser Saison. Die Gier und der unaufhörliche Wille der Mannschaft waren aber wieder einmal sehr beeindruckend. Denn nach dreizehn Minuten führten die Gäste verdient mit 0:2. „Die ersten Minuten haben wir ganz schlecht verteidigt. So ein zweikampfverhalten bin ich von meinem Team nicht gewohnt“, zeigte sich Trainer Peter Tretter etwas überrascht. Die Defensivabteilung agierte sehr naiv, ohne Druck auf den Ball und die Gegenspieler hatten viel zu viel Platz. Schon der erste Angriff von Pirmasens brachte die frühe Führung. Auf der linken Seite blieb Philipp Sonn im Duell gegen Marc Ehrhardt der zweite Sieger. Bei der anschließenden Hereingabe verlor Simon Ludwig den Stürmer Dennis Krob aus den Augen und der Pirmasenser ließ Torhüter Luca Pedretti keine Abwehrchance.

Fehlerkette der VfR-Defensive

Auch beim zweiten Tor war eine wahre Fehlerkette der VfR-Defensive der Auslöser. Ein schlampiger Pass von Jannik Marx wurde abgefangen. In der Mitte waren Simon Ludwig und Ivan Smiljanic nicht konsequent genug und ließen Luka Dimitrijevic frei durch. Trainer Peter Tretter: „Ab dann haben wir bis zur Pause wirklich sehr guten Fußball gespielt.“ Wichtig war, dass der Anschlusstreffer noch vor der Pause fiel. Das machte den Kopf der Spieler wieder frei und brachte den Glauben daran, das Spiel wieder zu drehen, zurück. Alexander Shehada, mit Startelfdebüt, wurde von Vincent Haber auf links lang geschickt. Seine flache Hereingabe erreichte Daniel Kasper. Mit der Hilfe von Daniel Bohl ging sein Schuss ins Tor hinein. Jannik Marx und Maximilian Fesser hatten noch gute Gelegenheiten um ein Tor zu erzielen.

„Kaum noch Struktur im Spiel“

Die zweite Hälfte startete wie die erste aufhörte. Wormatia war spielbestimmend. Nur die spielerische Kultur war nicht mehr so vorhanden. Jetzt konnte das Fehlen von Sandro Loechelt nicht mehr kompensiert werden. Beide Teams agierten fast nur noch mit langen Bällen. „Die zweite Halbzeit war mir von beiden Seiten zu wild. Wir hatten kaum noch Struktur im Spiel“, befand Trainer Peter Tretter. Viele Torchancen hatte der VfR nicht zu bieten. Ganz im Gegenteil: Die Gäste waren dem dritten Tor näher, als der VfR dem Ausgleich. Am Ende ein Punkt der Mentalität der Mannschaft. Beide Teams schenkten sich neunzig Minuten keinen Zentimeter Platz. Der Kampf um den zweiten Tabellenplatz geht spannend weiter.

Zweiter Tabellenplatz in Sichtweite

Ein packende und interessante Partie mit einem gerechten Ausgang, auch wenn der Zeitpunkt des zweiten Wormatia Treffers glücklich anzusehen war. Für die Nachspielzeit waren die Gäste teilweise selbst verantwortlich. Schon früh in der Partie sah zum Beispiel der Pirmasenser Torhüter den gelben Karton für Spielverzögerung. Die Aussage in der Pressekonferenz von Peter Tretter, dass am Spieltag im Kader 16 Spieler unter 23 Jahren waren, wurde mit viel Applaus begleitet. Endlich wurde auch die vierstellige Zuschauerzahl erreicht. 1.231 Fans fanden sich in der EWR-Arena wieder und honorierten die bisherigen Leistungen in der Saison. Immer noch ohne Niederlage und bei drei Spielen weniger auf der Brust, ist der zweite Tabellenplatz in Sichtweite.

Nächstes Spiel gegen Mechtersheim

Am Mittwoch, dem 11. Oktober, kommt der TuS Mechtersheim nach Worms. Dabei gilt es weiterhin Boden gut zu machen. Anpfiff ist um 19.30 Uhr. Hoffentlich mit einer Wiederholung der erfreulichen Zuschauerzahl. Jeder der gegen Pirmasens für die Wormatia in Stadion war, dürfte sein Kommen nicht bereut haben. Die Jungs auf dem Platz hätten es verdient.