Nibelungen Kurier | Schwaches Derby

12.11.2023

Von Marcus Diehl › Derbytime in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar. Der Tabellendritte VfR Wormatia Worms empfängt mit der TSG Pfeddersheim den 17. der Tabelle. Eigentlich ein klares Vorzeichen, wie die Partie enden könnte. Am Ende jubelten allerdings wider Erwarten die Pfeddersheimer beim 0:1 Auswärtssieg – und das mehr als verdient.

Kurz nach der Pause vollendete Marco Bresser eine Eckballvariante der TSG zum goldenen Tor. Sein Kopfballtreffer war sinnbildlich für die ganze Begegnung. Die Wormatia Defensive zu halbherzig, Jannik Marx geht nicht konsequent genug in Richtung Ball, Torwart uneins und Marco Bresser traf ins kurze Eck.

Mit diesem Tor endeten gleich zwei Serien in dieser Saison. Für die Wormatia bedeutete es die erste Heimniederlage, und die TSG konnte den ersten Auswärtssieg feiern. Auf den kurzen Nenner gebracht, die Mannschaft, die von der ersten Minute an das Derby angenommen hatte, holte am Ende den verdienten Sieg.

„Wir haben die Jungs im Training auf das Derby vorbereitet. Sie wussten, dass sie widerstandsfähig sein mussten, seit hart zu euch selbst und geht über die Schmerzgrenze“, hat TSG-Trainer Mario Cuc sein Team eingestellt. Als Beispiel brachte er Rouven Amos. Nach einer Gesichtsverletzung in der vierten Minute spielte er bis zum Ende durch und ließ sich erst danach im Klinikum untersuchen. Dazu kommt, dass sich die TSG gegenüber der vergangenen Woche keine individuellen Fehler geleistet hat und über die volle Spielzeit sehr fokussiert war. Sie warfen kämpferisch alles in die Waagschale und waren sich der Bedeutung der Partie sehr bewusst.

Schwaches Spiel der Wormatia

Die Wormatia knüpfte an die zuletzt schwächeren Leistungen nahtlos an und setzte sogar noch etwas darauf. Sicherlich kann der bisherige Saisonverlauf vom VfR sehr positiv bewertet werden, doch nach dieser Leistung darf auch erst einmal Kritik geübt werden. Vor allem die Leidenschaft fehlte in der ersten Hälfte. Trainer Peter Tretter: „Wir haben es im Kopf nicht angenommen und waren körperlich nicht in der Lage.“ Es war in allen Mannschaftsteilen zu wenig. Kein Tempo im Spiel, alles zu statisch und keine Lösung gefunden, die gut stehende Defensive der TSG zu überspielen.

Die Wormatia hatte mehr Ballbesitz, konnte nicht viel damit anfangen. In der Statistik bei den gewonnenen Zweikämpfen lag die TSG dagegen mit großem Vorsprung vorn. Die wenigen Hereingaben klärten die beiden Innenverteidiger der TSG, Marcell Oehler und Pascal Schmidt, ohne Probleme. Mittelstürmer Alexander Shehada, war in keiner Sekunde in der Lage, den gesperrten Torjäger Daniel Kasper zu ersetzen.

Keine richtige Derby-Stimmung im Stadion

Torchancen kamen nur aus der Ferne zustande und jeweils durch Jannik Marx. Der erste zischte knapp am Pfosten vorbei und beim zweiten war Torhüter Sören Pätzold zur Stelle. Die einzige richtig gefährliche Situation vor dem Tor hatte die TSG in der ersten Hälfte. Durch das energische Durchsetzen von Francis Peprah gegen Ivan Smiljanic, hatte der TSG-Stürmer freie Bahn auf das VfR-Gehäuse. Mit einem lang ausgestreckten rechten Bein entschärfte Torhüter Luca Pedretti den Abschluss und verhinderte den Rückstand.

Ansonsten konnte die erste Hälfte keinen der 1162 Zuschauer nur annähernd erwärmen. Apropos Zuschauer, auch auf den Rängen war von Derby-Stimmung nicht viel zu merken. Die Unterstützung für die Heimelf war schon besser in dieser Saison.

Fast schon „Not gegen Elend“

Die Partie erreichte nicht ganz den Status Not gegen Elend, war aber dicht davor. Nach dem Rückstand kam kein großes Aufbäumen beim VfR, nur das Bemühen war vorhanden. Zwei Möglichkeiten hatte der VfR. Zuerst zielte Yannik Marx, nach einem Sololauf, knapp vorbei und später drosch Luca Manganiello, nachdem er sich einmal gut durchgesetzt hatte, den Ball weit über das Tor. Das war es schon, was der VfR sich erarbeiten konnte

Im Kontrast steht die TSG. Bei zwei dicken Chancen lag das nächste Tor in der Luft. Zuerst musste Reda Chkifa, frei vor Luca Pedretti erhöhen und wenig später zielte Gianni Auletta zu ungenau. Auffällig bei beiden Szenen, dass die TSG Stürmer keine Probleme hatten, sich gegen die VfR-Defensive durchzusetzen. In der eigenen Hälfte stürzte sich die TSG in jeden Ball, fast alle wichtigen Zweikämpfe wurden entschieden und von der Bank aus wurde der noch so kleinste Erfolg gefeiert. TSG-Trainer Mario Cuc: „Alle Spieler, auch die nicht eingesetzt worden sind, der ganze Staff, hat die Begegnung gelebt und haben ihren Anteil am Sieg.“ Die Trikots der TSG waren bei allen Akteuren nicht mehr so weiß, als beim Anpfiff.

Das Derby wurde durch die größere Leidenschaft und dem immensen Willen der TSG Pfeddersheim für sich entschieden. Diese drei Punkte haben sie sich mehr als verdient. Das muss das Ziel für die TSG, in den restlichen Spielen in diesem Jahr, noch sein. Dieser neu gewonnene Zusammenhalt kann Berge versetzen.

Augenmerk auf der nächsten Wormatia-Partie

Die Wormatia sollte sich schnell etwas sammeln, ihre Leichtigkeit zurückgewinnen und auf die einfachen Tugenden zurückgreifen. Das Fußballspielen können sie nicht verloren haben. Es sollte erst einmal der Kampf angenommen werden und dadurch in die Begegnungen finden. Das Spielerische kommt dann von allein. Auch wenn es eine abgedroschene Phrase ist, in diesem Fall aber gerechtfertigt. TSG-Trainer Mario Cuc: „Wie sich jeder denken kann, war es für mich ein besonderes Spiel. Meine Jungs sollen die Sache jetzt genießen und zwei Tage abschalten. Wir haben uns nach dem Spiel, denke ich, als fairer Gewinner gezeigt. Auch das war mir wichtig, unser Auftreten nach dem Spiel.“

Die Gemütslage beim VfR-Trainer Peter Tretter war eher bescheiden. „Am Sonntag, noch einmal Ärgern und ab Dienstag den Kopf frei bekommen für die nächste Partie.“ Diese findet auswärts am Sonntag, dem 19. November, um 15 Uhr gegen den VfR Baumholder statt.