Nibelungen Kurier: In der Offensive war rein garnix los

03.11.2024

Von Marcus Diehl › Dass jetzt auf einmal der Schalter ins Positive gedreht werden kann, davon war nicht auszugehen. Der neue Chefcoach Marco Reifenscheidt ist kein Zauberer und bei drei Trainingseinheiten war nicht viel Zeit, einiges zu verändern. Es herrschte trotzdem eine große Vorfreude beim neuen Trainer: „Die Fans zelebrierten am Anfang eine super Stimmung. Ich konnte teilweise meine eigenen Worte nicht hören.“ 

Doch genau diese Unterstützung änderte sich im Lauf des Spiels. Dass vielleicht noch mehr Arbeit auf ihn zukommt wie angedacht, zeigten die neunzig Minuten gegen den TuS Koblenz. Die Gäste entführten mit einem 0:2 (0:1)-Erfolg drei Punkte aus der EWR-Arena. Die Spielberichte über den VfR in dieser Oberliga-Saison sind schon seit Wochen identisch. Eigentlich bräuchten nur die Gegner und die Torschützen ausgetauscht zu werden und der Artikel ist verfasst. Spielerisch läuft gar nichts, eine Offensive findet nicht statt und auf eine stabile Defensive hoffen die Zuschauer vergebens. Das Miteinander der verschiedenen Mannschaftsteile ist das große Manko. 

Die Gäste waren jetzt als Tabellenvierter auch nicht gerade die große Übermannschaft. Ihre Leistung reichte, um in Worms zu bestehen. Die erste Hälfte war für den VfR die bessere. Über den Kampf in das Spiel zu finden, eine kompakte Einheit zu zeigen – das war der Ansporn. 

Debüt von Küpelikilinc
Sein Debüt in der Startelf hatte Berkan Küpelikilinc auf der rechten Abwehrseite. Die Defensive startete mit einer Dreierkette von Franz, Jensen und Smiljanic. Schon nach sieben Minuten kam der Rückstand mit einem typischen Wormatia-Gegentor. Der erste Abschluss wurde noch geblockt, der zweite Ball wurde wieder einmal nicht erobert. Das Spielgerät kam auf die linke Seite der Koblenzer und Lukas Tuchscherer traf ins lange Eck. „Wir haben gar nicht so schlecht begonnen, aber ein blödes Gegentor kassiert. Gut war, dass wir uns nicht hängen gelassen haben“, so Marco Reifenscheidt. 

Nur wenig später – gleicher Tatort, derselbe Spieler – nur diesmal konnte Torhüter Luca Pedretti abwehren. Die Partie entwickelte sich ausgeglichen. Torchancen auf beiden Seiten waren Mangelware. Doch bei jeder Aktion im Wormatia-Strafraum, durfte der Atem angehalten werden. 

Ungenau und überhastet
Die Koblenzer Defensive dagegen hatte leichtes Arbeiten. Bei den ungenauen und überhasteten Aktionen der Wormatia-Offensive musste sie wenig eingreifen, denn die Angriffsbemühungen scheiterten bereits im Ansatz. Bei einem Kopfballversuch von Jan Dahlke kam schon Hochstimmung im weiten Rund auf. Kämpferisch gab es nichts zu beanstanden. Dieses Attribut kann  auch von jedem Fußballer erwartet werden. Leider ist dies in dieser Saison nicht immer der Fall gewesen. 

Symptomatisch war eine Szene mit Kapitän Sandro Loechelt: Nach einem abgewehrten Eckball setzte Sandro zu einem Sprint an, setzte sich in einem Zweikampf beherzt durch und war mit dem Ball auf dem Weg in Richtung Tor – Zwei gegen Zwei. Im entscheidenden Moment legte er sich den Ball zu weit nach vorne, der Angriff war verpufft. 

Konter misslang
Oder kurze Zeit später bei Ivan Smiljanic. Er nahm sein Herz in die Hand und setzte aus der eigenen Reihe zu einem Sololauf an. Kein Koblenzer konnte ihn daran hindern. Kurz vor der Strafraumkante misslang aber das Zuspiel. Mit mehr Selbstvertrauen oder mit großer Hoffnung auf die eigene Stärke wäre bei beiden Situationen mehr herausgekommen. 

In der Pause war Ivan Smiljanic mit gesundheitlichen Problemen in der Kabine geblieben. Seinen Part in der Kette übernahm Moritz Gotthardt. Eine bessere Partie wurde es in der zweiten Hälfte aber nicht. Marco Reifenscheidt: „Wir konnten nie die statische Abwehr der Gäste in Verlegenheit bringen. Dabei agierten wir unzureichend gegen den Ball.“ 

Nur eine nennenswerte Chance
Nach Vorne in den gegnerischen Strafraum ging der Ball überhaupt nicht mehr. Eine nennenswerte Chance konnte in der 79. Minute erspielt werden. Nach einer Flanke von Julian Marquardt scheitert Jan Dahlke mit einem Kopfball am Torhüter. Zu diesem Zeitpunkt stand es 0:2. Ein Freistoß von der rechten Seite wurde zu kurz abgewehrt. Der folgende Abschluss segelte abgefälscht an den Pfosten. Im Fünfer stehen vier Wormaten und Marcel Wingender. Der Ball sprang natürlich vor die Füße des Koblenzers, dann kam noch das fehlende Spielglück hinzu. 

Fans zeigten kalte Schulter
Die Schlussphase war geprägt von der „Angst des Kaninchens vor die Schlange“. Fast hätte man denken können, Wormatia verwaltet so einen Vorsprung. Es gab zwar reichlich Ballbesitz – nur halt weit entfernt vor dem Koblenzer Tor. Das Schlimmste kam dann noch. Weit vor dem Abpfiff haben die hartnäckigen Fans ihre Stammplätze vor der Tribüne verlassen. Sie zeigten ihrer Mannschaft die kalte Schulter. 

Am Freitag geht es zur „Schießbude“ der Liga: Die zweite Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern erzielte im Schnitt pro Partie 4,3 Tore. Anpfiff wird dort um 19 Uhr sein.