Wormatia war vor dem 2. Weltkrieg eine Größe im Süddeutschen Fußball mit deutschlandweit bekannten Spielern, von denen sogar drei in die Nationalmannschaft berufen wurden. Andere wiederum kamen zwar nicht zu internationalen Ehren, hatten in der langen Vereinsgeschichte aber eine prägende Rolle auf dem Platz. Einige davon stellen wir hier vor.

Nationalspieler…

Josef „Seppel“ Fath (13 A-Länderspiele | >147 Spiele, 106 Tore)

Bilanz Nationalmannschaft

13 A-Länderspiele
7 Tore

09.09.1934 in Warschau:
Polen – Deutschland 2:5

07.10.1934 in Kopenhagen:
Dänemark – Deutschland 2:5 (3 Tore)

28.04.1935 in Brüssel:
Belgien – Deutschland 1:6 (2 Tore)

08.05.1935 in Dortmund:
Deutschland – Irland 3:1

12.05.1935 in Köln:
Deutschland – Spanien 1:2

26.05.1935 in Dresden:
Deutschland – Tschechoslowakei 2:1

27.06.1935 in Oslo:
Norwegen – Deutschland 1:1

18.08.1935 in München:
Deutschland – Finnland 6:0

15.09.1935 in Breslau:
Deutschland – Polen 1:0

04.12.1935 in London:
England – Deutschland 3:0

23.02.1936 in Barcelona:
Spanien – Deutschland 1:2 (2 Tore)

20.03.1938 in Nürnberg:
Deutschland – Ungarn 1:1

24.04.1938 in Frankfurt:
Deutschland – Portugal 1:1


Bilanz Wormatia

>147 Spiele / >106 Tore

von 1932 bis 1948

Josef „Seppel“ Fath wurde am 27. Dezember 1911 in Worms geboren. Seine fußballerische Jugendzeit verbrachte er bei Olympia Worms, einem 1915 in der Altstadt von einer Gruppe von Freunden gegründeten Verein. Als dieser später mit Alemannia Worms fusionierte, trat Fath 1933 dem von ehemaligen Olympioniken gegründeten FC Blau-Weiss bei. Noch im gleichen Jahr schloss er sich schließlich dem VfR Wormatia an, wo die Fachpresse schon nach wenigen Auftritten in der Gauliga Südwest auf den nur 1,60 Meter großen Linksaußen mit den markanten O-Beinen aufmerksam wurde. 

Faths Schnelligkeit und beidfüßig außergewöhnliche Schusskraft waren seine Markenzeichen, zu denen auch Tore aus unmöglichen Winkeln, wie direkt verwandelte Eckbälle zählten (einst gleich vier Stück in einem Spiel!). Dazu kam noch seine „katzenartige Gewandtheit“, die er beim Wormser Artisten-Club eingeübt hatte.

Schon im April 1933 führten seine Qualitäten zur ersten Nominierung für die Süddeutsche Auswahlmannschaft. Hier hinterließ er nachhaltigen Eindruck, sodass auch Reichstrainer Otto Nerz auf „es Seppelche“ aufmerksam wurde. Am 9. September 1934 erhielt er seine erste Berufung in die Nationalmannschaft und durfte sich beim 5:2-Sieg in Warschau gegen Polen beweisen. Das Debüt gefiel dem Kicker: „Unser Neuling Fath fügte sich ausgezeichnet gut ein. Er war nur nicht so selbstsicher wie sonst. Er traute sich nicht zu, lief die Linie entlang, daß es eine Freude war. Seine Flanken waren Klasse. Fath hat sein Debut bestanden, er hat gefallen!“

Einen Monat später folgte die nächste Einladung zum Länderspiel gegen Dänemark in Kopenhagen, wo Fath mit drei Treffern großen Anteil am 5:2-Sieg hatte. Spätestens nach seinem dritten Länderspiel, wo er beim 6:1 gegen Belgien zwei Treffer beisteuerte, wurde er auch in der Nationalmannschaft auf Linksaußen eine feste Größe und unumstrittener Stammspieler. In einer Fußball-Rangliste des Jahres 1935 sah ihn der Kicker als zweitbesten Linksaußen Deutschlands nach dem Düsseldorfer Stanislaus Kobierski.

Höhepunkt und absoluter Pflichtbestandteil jeder Erzählung über Seppel Fath ist der 23. Februar 1936, dem Länderspiel in Barcelona gegen Spanien. Mythen ranken sich um dieses Spiel, Spanien habe bis du diesem Spiel wahlweise zwei Jahre nicht verloren oder zwei Jahre kein Tor mehr kassiert, bis dieser kleine Wormser kam und vor 90.000 Zuschauern beide Treffer zum sensationellen deutschen 2:1-Sieg erzielte. Und das nicht gegen irgendwen – im Tor stand Ricardo Zamora von Real Madrid, weltbester Torhüter der 20er und frühen 30er Jahre, genannt „der Göttliche“. Tatsächlich hatte Spanien mit Zamora im Tor seit 1933 nicht mehr verloren, er war mit 35 Jahren aber auch nicht mehr allererste Wahl. Was Faths Leistung nicht schmälern soll, denn äußerst selten kassierte Zamora mehr als ein Gegentor und diese beiden Treffer waren sogar etwas ganz Besonderes: Zum Einen war es Zamoras 46. und letztes Länderspiel, zum Anderen auch Faths letzte Tore in der Nationalmannschaft.

Eine hartnäckige Verletzung in beiden Knien setzte Fath 1936 längere Zeit außer Gefecht, sein lädierter Meniskus brachte ihn um die Olympischen Spiele in Berlin. Anfang 1937 ließ er sich im Reichssportsanatorium Hohenlychen operieren, einer Heilanstalt mit Weltruf im Bereich Meniskusschäden. Dort gingen Nationalspieler, Spitzensportler und NSDAP-Funktionäre ein und aus und er begab sich laut dem Kicker „in die vertrauten Hände von Prof. Dr. Gebhardt“, Leibarzt von Heinrich Himmler, der zuvor auch Olympiastar Jesse Owens operiert hatte. Ein Jahr danach konnte Fath gegen Ungarn und Portugal die Länderspiele zwölf und dreizehn hinzufügen. Das 1:1 gegen Portugal war sein letztes, nach dem Anschluss Österreichs setzte Trainer Herberger beim verordneten Aufbau einer großdeutschen Mannschaft auf Hans Pesser von Rapid Wien.

Obwohl Schalke 04 und ein Verein aus England großes Interesse an Seppel Fath zeigten, blieb er Wormatia treu und der Held der Wormser Jugend. Bei Wormatias erstem Auftritt in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft 1936 erzielte er fünf Tore in sechs Spielen, 1937 konnte er nicht mitwirken und 1939 in zwei Spielen noch einmal ein Tor beisteuern. Auch in der ersten Kriegssaison der Gauliga Südwest 1939/40 hatte er das trotz Kniebeschwerden das Toreschießen nicht verlernt und traf in zehn Spielen zehn Mal.

Der Krieg machte das Fußballspielen immer schwieriger, Fath und seine Mannschaftskameraden wurden in alle Winde zerstreut. Ein regelmäßiges Training war nicht mehr möglich, die Mannschaft traf sich lediglich zu den Spielen und bestand aus Urlaubern, Gastspielern und Minderjährigen. Einige in der näheren Umgebung stationierte Wormaten ließen sich für die Spiele so oft wie möglich vom Dienst freistellen. Seppel Fath gehörte jedoch nicht dazu, wie die Lokalpresse ein wenig vorwurfsvoll feststellte. Doch hier dürfte nicht mangelnde Vereinsliebe ausschlaggebend gewesen sein, sondern Faths lädierte Knie, wegen derer er seine Karriere 1940 offiziell beendete.

Trotzdem war sein Name bis 1945 vereinzelt in der Mannschaftsaufstellung zu lesen und auch nach Kriegsende ließ Seppel es sich nicht nehmen, noch einmal die Fußballschuhe zu schnüren. 26 Spiele und 16 Tore in der Oberliga Südwest kamen hinzu, ehe er 1948 mit 37 Jahren endgültig die Schuhe an den Nagel hing.

Dreizehn Länderspiele und sieben Tore, dazu rund fünfzig Spiele in verschiedenen Auswahlmannschaften und Auszeichnungen in In- und Ausland konnte Seppel Fath am Ende seiner Karriere vorweisen, blieb jedoch immer der bescheidene und „brave, in sich gekehrte Junge“, wie ihn zeitgenössische Quellen beschrieben.

Bis 1976 leitete er eine Toto-Lotto-Bezirksstelle in Worms, wie so viele andere verdiente Fußballer in ganz Deutschland. Er lebte bescheiden, zurückgezogen und starb am 13. August 1985 im Alter von 74 Jahren. Worms wird seinen größten Fußballer, der 2011 hundert Jahre alt geworden wäre, nicht vergessen.

Jakob Eckert (1 A-Länderspiel | >88 Spiele, 54 Tore)

Bilanz Nationalmannschaft

1 A-Länderspiel

02.05.1937 in Zürich:
Schweiz – Deutschland 0:1


Bilanz Wormatia

>88 Spiele / >54 Tore

von 1935 bis 1940

Jakob Eckert wurde am 18. Oktober 1916 in Monsheim geboren. Groß geworden bei der Rhenania, wurde man in Worms auf den flachsblonden hoch aufgeschlossenen Mittelstürmer aufmerksam, der in Rheindürkheim so viel von sich reden machte. Im Jahre 1935 trat der gelernte Weißbinder zur Wormatia über und musste bei seinem Wechsel gleich mehrere Klassen überspringen. Der damals 19-Jährige fand sich jedoch auf Anhieb in der Gauliga zurecht.

Er war nicht der Typ „Abstauber“, sondern ein Reißer, ein Sturmtank, der sich trotz heftigster Attacken seiner Gegenspieler durchzusetzen verstand und aus Entfernungen von 20 Metern oder mehr Tore schoss, die die Zuschauer aus den Sitzen rissen. So z. B. 1936 in Worms um die Gaumeisterschaft Südwest, als die ruhmreiche Eintracht Frankfurt mit 4:1 vom Platz gefegt wurde und Eckert mit drei sehenswerten Toren Sieg und Meisterschaft sicherte.

Die Verantwortlichen Wormatias hatten einen Rohdiamanten entdeckt, der als einer der hoffnungsvollsten deutschen Nachwuchsangreifer galt und noch den letzten Schliff benötigte. Unter den Fittichen ausgezeichneter Trainer wie Pölsterl und dem Engländer Booth, reifte der „Bobbel“, wie man ihn in Worms nannte, zum Nationalspieler. Schon nach kurzer Zeit im Wormatia-Dress berief man Eckert in die Südwestauswahl, wo er ebenfalls mit spektakulärem Toren glänzte und sich für höhere Aufgaben empfahl.

Nachdem er schon 1936 zum deutschen Aufgebot für die olympischen Spiele in Berlin gezählt hatte  (wo er allerdings nicht zum Einsatz kam), durfte er am 2. Mai 1937 beim 1:0 gegen die Schweiz in Zürich sein Debüt im DFB-Dress feiern. Leider war es nicht erfolgreich für den damals 20-Jährigen. Reichstrainer Otto Nerz bewertete die Leistung im Kicker so: „Zu einseitig und unbeweglich, um in einem solchen Spiel überhaupt zum Zuge zu kommen. Das aber konnte sich bei seiner unbestreitbar individuellen Veranlagung nur in einem Ernstkampf zeigen. Das Ergebnis ist wenig ermutigend für uns, aber es hat auch seinen Wert.“

Der Kicker selbst war deutlicher: „Der Wormser ist merkbar aufgeregt. Er weiß nicht, wie er sich stellen soll, was er machen soll. Es fällt auf, daß er ständig mit dem Rücken zum schweizerischen Tor steht. Er versteht es nicht, sich ins Spiel, sich zur Geltung zu bringen, kommt kaum an den Ball. Aber wir hoffen, daß sich die Aufregung noch legt. Besondere Zeichen der Aufregung: schlechte Ballaufnahme, schlechtes Zuspiel, planloses Umherirren.“ Weitere Einladungen in die Nationalmannschaft gab es leider nicht mehr.

Der Zweite Weltkrieg zerstörte nicht nur frühzeitig eine große Karriere, sondern kostete Jakob Eckert auch das Leben – mit nicht einmal 24 Jahren fiel er am 5. Juni 1940 während des Westfeldzuges in Nordfrankreich.

„Unser einheimischer – und darüber hinaus auch der gesamte deutsche – Fußballsport hat einen schweren Verlust erlitten. Jakob Eckert, der bekannte Mittelstürmer des Reichsbahn-TSV Wormatia, ist am 5. Juni in den Kämpfen an der Somme gefallen. Ein Schreiben seines Kompanieführers an die Leitung des RTSV Wormatia brachte uns diese traurige Kunde. Mit Jakob Eckert ist der erste bekannte Wormser Sportler auf dem Felde der Ehre geblieben. 23 Jahre alt war der „Jockel“, als ihn der Schnitter Tod mähte. Im Glauben an seinen Führer und an Deutschlands Größe gab er sein junges Leben dahin, von dem wir als Sportler noch manches erleben durften.“

Wormser Tageszeitung vom 17. Juni 1940

Willi Winkler (1 A-Länderspiel | >262 Spiele, 202 Tore)

Bilanz Nationalmannschaft

1 A-Länderspiel

23.09.1928 in Oslo:
Norwegen – Deutschland 0:2


Bilanz Wormatia

>262 Spiele / >202 Tore

von 1922 bis 1925
von 1926 bis 1934
von 1935 bis 1938

Willi Winkler, geboren am 24. August 1903, war Wormatias erster Nationalspieler. Der jüngere Bruder des später in Westdeutschland erfolgreichen Trainers Karl Winkler (1. FC Köln) begann seine Fußballerlaufbahn in frühester Jugend ursprünglich als Torhüter im Trikot des VfR 08 Worms. Schon zu dieser Zeit war die außergewöhnliche Schusskraft sein auffallendstes Merkmal. Erst der Wechsel in den Sturm war der Anfang einer großen Karriere. 

Ab 1922 beim fusionierten VfR Wormatia wurde er im rechten Offensivbereich als Halb- wie auch Flügelstürmer ein herausragender Akteur. Fünf Meisterschaften schoss Winkler Mitte der Zwanziger heraus und sorgte in den Endrunden um die Süddeutsche Meisterschaft für Furore. SpVgg Fürth, Bayern München, Karlsruher FV, Saarbrücker FV und die Stuttgarter Kickers, die alle zur süddeutschen Extraklasse gehörten, mussten das Wormser Innentrio Willi Winkler, Ludwig Philipp und Ludwig Müller erleben. Dieses Dreigestirn dürfte das Beste gewesen sein, das Wormatia jemals besaß. Richard Kirn, einer der bedeutendsten Journalisten der Frankfurter Nachkriegszeit, prägte später einmal den Begriff der „Wormser Schießbude“ (ein weiteres Kirn-Zitat von 1932: „Winkler ist Sturm und Drang, Müller ist Ruhe und Kühle.“).

Winkler, ein lockenköpfiger Athlet, wurde mehrmals in die süddeutsche Auswahlmannschaft berufen und erhielt 25jährig im September 1928 schließlich erstmals die Gelegenheit, seine Qualitäten im internationalen Vergleich unter Beweis zu stellen. Doch zwischen Nürnbergern und Fürthern, diese stellten damals das Gros der A-Nationalmannschaft, wirkte Winkler fremd. Der damalige Reichstrainer Dr. Otto Nerz ließ ihn wieder fallen, sein Einsatz beim 2:0 gegen Norwegen in Oslo blieb sein einziges Länderspiel. Seine Freunde waren der Überzeugung, Ausschlag gebend sei Winklers starke Seekrankheit gewesen, die ihn bei der Reise nach Oslo völlig zermürbt habe. Der Kicker beschrieb seine Leistung so: „Winkler lieferte sein erstes Länderspiel, überhaupt sein erstes größeres Spiel und diese Tatsache soll viel entschuldigen. Vor der Pause ging seine Leistung an, zweimal legte er auch Zeugnis seiner Schußkraft ab. Aber nach dem Wechsel kam er aus unerklärlichen Gründen nicht mehr in Schwung. Ein Talent, das wert ist, gepflegt zu werden.“

Winkler war der geborene Torjäger, der für seine Wormatia in den kommenden Jahren noch viele Tore schoss und mit mindestens 202 Treffern wohl für alle Zeit die ewige Torschützenliste anführt. Am Ende seiner Karriere machte er im fortgeschrittenen Alter auch auf der rechten Verteidigerposition eine gute Figur. Der Kicker schrieb zur Meistermannschaft 1936/37: „Aus dem schneidigen und schußgewaltigen Stürmer ist ein herrlicher Verteidiger geworden, im Stellungsspiel instinktsicher und mit seinen Abschlägen das halbe Feld weit überfliegend.“

Am 12. Mai 1967, im Alter von 64 Jahren, raffte ihn eine schwere Erkrankung dahin. Er wird in Worms unvergessen bleiben.

Hans Mechnig (2 B-Länderspiele | 435 Spiele, 87 Tore)

Bilanz Nationalmannschaft

2 B-Länderspiele

06.03.1957 in München:
Deutschland – Österreich 4:0

27.03.1957 in Essen:
Deutschland – Niederlande 3:3


Bilanz Wormatia

435 Spiele / 87 Tore

von 1948 bis 1963

Hans Mechnig, geboren am 3. Januar 1929, gehört mit 435 Pflichtspielen nicht nur zu den Rekordspielern unserer Wormatia, sondern liegt mit 87 Toren auch bei der ewigen Torschützenliste in den Top 10. Am 22. Januar 2016 ist das Urgestein verstorben.

Aus „Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs, Spielerlexikon 1890 – 1963“ (Lorenz Knierim und Hardy Grüne, AGON-Sportverlag):

Mit Fug und Recht als „Mr. Wormatia“ zu bezeichnender Ur-Wormser, der bereits zu Schülerzeiten regelmäßig ins Stadion an der Alzeyer Straße pilgerte, ab 1948 schließlich selbst den rot-weißen Dress überstreifte und in den folgenden fünfzehn Jahren zu einer wahren Fußball-Institution avancierte – nicht nur im Verein, sondern im gesamten Fußballgebiet zwischen Andernach und Pirmasens, denn Hans Mechnig ist der ewige Rekordspieler der Oberliga Südwest.

Der auf der rechten Spielfeldseite zumeist in der Abwehr- oder auch Läuferreihe eingesetzte Dauerbrenner präsentierte sich bei seinen insgesamt 394 Einsätzen in der Beletage als ebenso einsatz- wie kopfballstark, war ob seiner Kompromisslosigkeit im Zweikampf gefürchtet, zugleich aber auch als Musterbeispiel in Sachen Fairness bekannt. Zudem wusste Mechnig, der mit einer 100-m-Zeit von unter elf Sekunden aufwartete, auch immer wieder in der Offensive erfolgreich Akzente zu setzen, wurde daher bisweilen gleich von Anpfiff an mit Sturmaufgaben betraut und trat in schöner Regelmäßigkeit als Torschütze in Aktion – einen diesbezüglich ganz besonderen Tag erlebte der langjährige Wormser Mannschaftskapitän am 9. März 1958, als er beim 5:2-Heimsieg gegen Mainz 05 gleich für alle fünf Wormatia-Treffer verantwortlich war.

Obgleich Mechnig über viele Jahre intensiv von Bundestrainer Sepp Herberger beobachtet wurde, wiederholt an DFB-Lehrgängen teilnahm und im erweiterten Aufgebot für die Weltmeisterschaft 1958 stand, musste er sich letztlich mit zwei B-Länderspieleinsätzen zufrieden geben – einem 4:0 gegen Österreich am 6. März 1957 in München folgte drei Wochen später beim 3:3 die Niederlande in Essen.

Wahrscheinlich wäre für ihn auf internationaler Ebene weitaus mehr drin gewesen, hätte er eines der zahlreichen verlockenden Angebote von Klubs wie beispielsweise dem 1. FC Kaiserslautern angenommen. Doch der gelernte Maurer und Kaminbauer hielt den Rot-Weißen stets die Treue, wurde dafür bereits 1953 mit der Übertragung der Pacht des Vereinsheimes belohnt und fand nach langen Jahren als Wormatia-Wirt schließlich in einer VW-Auftragswerkstatt sein berufliches Auskommen.

…und andere Legenden

Karl „Bubi“ Blankenberger (193 Spiele, 129 Tore)

Bilanz Wormatia

193 Spiele / 129 Tore

von 1947 bis 1955

Karl „Bubi“ Blankenberger, geboren am 8. Mai 1921, steht mit 129 Toren in nur 193 Spielen auf Platz 4 der ewigen Torschützenliste.

„Seine Kameraden, sein Vorstand, und die ganze Wormatia-Familie nennt ihn auch ‚Bubi‘. Und mit Recht. Denn dieser 28-jährige Techniker ist in Spiel und Ball verliebt, wie ein Junge der erstmals einen richtigen Fußball treten darf. Er scheint im Spiel oft Zeit und Zweck des Spiels zu vergessen, aber das scheint eben nur so. Seine Eleganz im Spiel, sein großes technisches Repertoire und seine Übersicht erlauben ihm, mit Ball und Gegner zu machen, was er will. Und darauf kommt es an. Er ist der ’spiritus rector‘ des Wormser Angriffs und zugleich ihr Schützenkönig. Sensibel, wie gute Techniker nun einmal sind, leichtfüßig, beinahe schwebend, umspielt er, der dem Gesetz der Schwere entronnen zu sein scheint, alles, was sich ihm in den Weg stellt und mit einer einzigen Körperdrehung laufen ebensoviel Gegner ins Leere, wie Kameraden freigespielt sind. Er wäre, gäbe es heute wieder eine deutsche Nationalelf, sicher unter den Anwärtern.“

So wurde Karl „Bubi“ Blankenberger im Jahre 1948 beschrieben. Nach zwei Jahren Kriegsgefangenschaft wieder zurück in der Heimat, war er in den Jahren 1947 bis 1954 das Idol der Wormser Fußballjugend. Bei Blau-Weiß Worms groß geworden, war Bubi ein mit allen technischen Feinheiten ausgestatteter Spieler. Ein Ballkünstler reinsten Stils, der in seiner ganzen Spielweise und Eleganz an Fritz Walter erinnerte. Als zurückgezogener Halbstürmer, stets zwischen Abwehr und Angriff pendelnd, war er Dreh- und Angelpunkt des Wormatia-Spiels und bildete mit Helmut Müller, Fritz Hammer, Georg Bogert und Ernst Vogt einen Paradesturm.

Fester Bestandteil war Blankenberger in der Südwestauswahl, traf dort mit seinem Teamkollegen Müller, Mechnig und Vogt auf die Lautrer Weltmeister Fritz und Ottmar Walter, Werner Liebrich und Horst Eckel. Im Trikot dieser Auswahl machte Bubi eines seiner größten Spiele: Im Ludwigshafener Südweststadion wurde die Hamburg-Auswahl vor 55.000 Zuschauern (!) 5:0 demontiert, Blankenberger zauberte mit Fritz Walter sehenswerte Spielzüge auf den Rasen und krönte seine Leistung mit zwei herrlichen Kopfballtreffern.

Nach seiner Zeit bei Wormatia wurde er Spielertrainer bei Blau-Weiß Worms, wo sich am 5. August 1956 Tragisches ereignete. Am Morgen dieses Sonntags lief er noch im Freundschaftsspiel von Blau-Weiß gegen seine alten Kameraden von Wormatia auf und erzielte beim 2:1-Sieg einen Treffer. Am Nachmittag erlag Bubi Blankenberger völlig unerwartet mit 35 Jahren einem Herzinfarkt. Sein Tod war für Angehörige, Freunde, Bekannte, aber auch für ganz Fußball-Worms unfassbar. Sein Name steht auch heute noch in den Annalen der Vereinsgeschichte ganz oben, Bubi Blankenberger bleibt unvergessen.

Georg Bogert (271 Spiele, 61 Tore)

Bilanz Wormatia

271 Spiele / 61 Tore

von 1949 bis 1959

Georg Bogert, geboren am 11. September 1928, liegt mit 271 Pflichtspielen auf Platz 13 der Wormaten mit den meisten Einsätzen. Seine 61 Tore reichen nicht ganz für einen Platz in den Top 10. Er verstarb am 15. November 2006.

Aus „Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs, Spielerlexikon 1890 – 1963“ (Lorenz Knierim und Hardy Grüne, AGON-Sportverlag):

Der Justizinspektor mit dem unverfälschten rheinhessischen Dialekt war eine Dekade lang ein absoluter Dauerbrenner im rot-weißen Dress, und wenn in einer Wormatia-Aufstellung dieser Zeit einmal nicht der Name Bogert auftauchte, dann musste schon ein wirklich gravierender Grund für sein Fehlen vorliegen.

In den ersten Jahren noch als vornehmlich linker Innen- oder Flügelstürmer aufgeboten, rückte „Schorsch“ im Laufe seiner Karrierer allmählich immer weiter nach hinten, bis er schließlich als Verteidiger maßgeblich dazu beitrug, die Wormser Defensive zusammenzuhalten.

Die größte Ehre wurde Bogert 1952 zuteil: Er gehörte zur deutschen Auswahlmannschaft, die zu den Olympischen Spielen nach Helsinki reiste, und auch wenn er dort nicht zum Einsatz kam, war allein schon die Berufung eine ganz besondere Auszeichnung.

Horst Löb (338 Spiele, 20 Tore)

Bilanz Wormatia

338 Spiele / 20 Tore

von 1948 bis 1962

Horst Löb, geboren am 13. November 1930, gehört zu den zehn Wormatia-Spielern mit mindestens 300 Pflichtspielen.

Aus „Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs, Spielerlexikon 1890 – 1963“ (Lorenz Knierim und Hardy Grüne, AGON-Sportverlag):

Ein ungemein kampfstarker und stets nimmermüden Einsatz zeigender linker Verteidiger, der weder den Gegenspielern noch sich selbst übermäßige Schonung angedeihen ließ und bisweilen selbst durch ein gebrochenes Wadenbein nicht vom Weiterkicken abzuhalten war.

Zum Gewinn der südwestdeutschen Vizemeisterschaft 1955 leistete Löb einen gewichtigen Beitrag, und die Ehre, als vereinsinterner Oberliga-Rekordspieler in die Wormatia-Annalen einzugehen, verpasste er letztlich nur aufgrund der Tatsache, dass mit Hans Mechnig noch ein weiterer ausgewiesener Dauerbrenner in den Reihen der Rot-Weißen stand.

Helmut Müller (306 Spiele, 151 Tore)

Bilanz Wormatia

306 Spiele / 151 Tore

von 1947 bis 1960

Helmut Müller, geboren am 16. April 1925, war als Linksaußen ein echter Vollblutstürmer. Als richtiger Wormate blieb er seinem Verein über seine gesamte aktive Zeit treu. 1947 aus der Kriegsgefangenschaft in England zurückgekehrt, meldete er sich beim VfR Wormatia an und eroberte sich in aller Kürze einen Stammplatz auf der Linksaußenposition. Er wurde in der Folgezeit ein würdiger Nachfolger des unvergesslichen Wormser Nationalspielers Seppel Fath.

Zusammen mit dem leider allzu früh verstorbenen Bubi Blankenberger bildete er viele Jahre den linken Wormatia-Flügel, der über den Südwesten hinaus bei allen Gegnern gefürchtet war und deutschlandweit zu den Besten zählte. Das blieb auch dem großen FCK vom Betzenberg nicht verborgen, sodass Fritz Walter versuchte, Müller zu den roten Teufeln zu lotsen. Es gelang ihm nicht, auch weil Vater Jean Müller, selbst ehemals aktiver Wormate, im Falle eines Wechsels ernsthafte familiäre Konsequenzen androhte.

Ein glänzender und außerordentlicher Flügelstürmer. Seine Schritte sind raumgreifend, und wenn er wie die Post abgeht, erwächst eine Riesengefahr für das gegnerische Tor. Er ist nicht nur ein glänzender Balljongleur, sondern auch ein Scharfschütze mit allerhand Sachen drauf„, befand einst die Fachpresse.

Helmut Müller liegt mit 151 Treffern auf Rang 3 der ewigen Torschützenliste. Auf www.helmut-mueller-wormatia.de hat Sohn Uwe seinem kurz vor Weihnachten 2006 verstorbenen Vater ein kleines Denkmal gesetzt.

Ludwig Müller (>225 Spiele, 189 Tore)

Bilanz Wormatia

>225 Spiele / >189 Tore

Spieler:
von 1923 bis 1935
von 1941 bis 1944

Trainer:
von 1924 bis 1926
von 1934 bis 1939
von 1945 bis 1948
von 1954 bis 1957

Ludwig Müller, geboren am 19. Oktober 1900 als Sproß einer großen Wormser Fußball-Familie, war aufgrund seiner Vielseitigkeit einer der begabtesten Wormser Fußballspieler in den 20er und 30er Jahren. Fritz Fries, der lange Zeit mit Müller in einer Mannschaft spielte, wird im Jahre 1979 mit den Worten „er war für mich der beste Fußballer, den die Wormatia je hatte“ zitiert. Der großgewachsene und breitschultrige Wormser war ein glänzender Techniker, beidfüßig schießend ein gefährlicher Torschütze. Ein verhinderter Nationalspieler, der so viele Vorzüge auf sich vereinte und dessen Pech es vielleicht war, in Worms geboren zu sein und nicht in München oder Nürnberg.

Alle die ihn noch spielen sahen, bewunderten ihn für seine präzisen Torschüsse und platzierten und wuchtigen Kopfballtore. Legendär ist jedoch seine Sicherheit vom Elfmeterpunkt. Selbst durch Gewaltandrohung (ein neben dem Tor stehender Zuschauer wies ihn einst bei einem Auswärtsspiel drohend auf den mitgeführten Trommelrevolver hin) ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen: Der Legende nach habe er keinen einzigen Strafstoß verschossen. Als Halblinker bildete er gemeinsam mit Mittelstürmer Ludwig Philipp und Nationalspieler Willi Winkler auf halbrechts den glanzvollen, in ganz Süddeutschland gefürchteten Sturm und erzielte einst in einer Saison stolze 48 Tore. In der ewigen Wormatia-Torschützenliste belegt er hinter Winkler mit mindestens 189 Treffern den 2. Platz.

Trotz der Konkurrenz vieler bekannter Nationalspieler aus den Fußballhochburgen Nürnberg und Fürth setzte sich Müller gemeinsam mit Winkler auch in der Süddeutschen Auswahlmannschaft mit Erfolg durch: Beim 5:3-Sieg Süddeutschlands gegen die West-Auswahl schossen beide je zwei Tore. Mehr als einmal bekamen diese beiden Wormser, von solchen Spielen mit frischem Ruhm bedeckt, bei der Heimkehr einen „Großen Bahnhof“. Heute kaum noch vorstellbar, identifizierte sich damals ganz Worms mit seinen großen Fußballsöhnen. Unter den Klängen der Kapelle Leucht ging es dann im Triumpfzug durch die Wormser Innenstadt ins Vereinslokal „Zum Rheintal“.

Von der Fußballbühne abgetreten, stellte sich Ludwig Müller auch danach noch in den Dienst seiner Wormatia. Nachdem er bereits in den Jahren 1924-1926 den Trainerposten übernahm, führte er Wormatia zwischen 1934 und 1939 zu drei Gaumeisterschaften und den ersten drei Teilnahmen an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Ehrenamtlich übrigens, nicht als hauptamtlicher Trainer, wie ein Presseartikel aus dem Jahr 1936 bewundernd feststellte.

Er übernahm auch direkt nach dem Krieg wieder den Trainerposten bis 1948, führte die Elf erneut in die Endrunde und wiederholte dieses Kunststück auch noch ein fünftes und für den Verein letztes Mal bei seinem vierten Engagement in den Jahren 1954-1957. Und wenn er in der Nachkriegszeit nicht gerade am Spielfeldrand die Kommandos gab, so stand er im Vertragsliga-Ausschuss mit Rat und Erfahrung zur Verfügung oder stellte er sich als Betreuer und Masseur in den Dienst des VfR. Er blieb bis zu seinem Tod im Juni 1971 ein echter Vollblut-Wormate.