Ausfälle von Rösner, Krettek, Stark, Lang und Böcher sind zu viel

Eine ordentliche erste Halbzeit, hoffnungsvolle Ansätze in der Offensive, doch die zusammengewürfelte Not-Defensive nach der Halbzeitpause sieht gegen starke Hoffenheimer kein Land – am Ende heißt es 1:5.

Als gegen 16.30 Uhr über Worms sintflutartige Regenfälle niedergingen, war zu befürchten, dass das Spiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim vielleicht den Wassermassen zum Opfer fallen könnte. Im Nachhinein betrachtet, wäre das angesichts der „Seuche“, die Wormatias Defensive erfasst hat, gar nicht mal so schlecht gewesen. Der gerne mal als „Prunkstück“ bezeichnete Mannschaftsteil war von seiner Bestbesetzung weit entfernt. Mit Marco Stark (Bänderdehnung aus dem Mainz-Spiel), Artur Krettek (Bänderdehnung, im Training umgeknickt) und Sandro Rösner (Oberschenkelprellung aus dem Nürnberg-Spiel) fehlten gleich drei Stammspieler. Von den anderen dreien waren Christoph Böcher (Allergie) und Matthias Lang (Zerrung) ebenfalls physisch nicht voll auf der Höhe und Frank Schröer ist nach seinem Muskelfaserriss auch noch nicht allzu lange wieder im Training. Viel Auswahl bei der Aufstellung hatte Jürgen Klotz jedoch nicht, denn aus der zweiten Reihe fehlten die Rekonvaleszenten Kevin Detloff und Niels Magin, sowie kurzfristig Andreas Feller. Mit Mario Cuc als Krettek-Ersatz war eine Baustelle schnell geschlossen, als Pendant auf rechts versuchte es Mittelfeldspieler Marc Heidenmann. Christoph Böcher rückte dafür neben Kapitän Lang in die Innenverteidiung, damit Frank Schröer als Stabilisator im defensiven Mittelfeld bleiben konnte. Als Alternativen auf der Bank saßen lediglich die beiden Perspektivspieler Maximilian Beck und Robin Schittenhelm. In der Offensive blieb alles beim alten mit Martin Gollasch als Notlösung für den Sturm.

Allzu optimistisch war der Großteil der 1.431 Zuschauer daher nicht, als Schiedrichter Schwegler aus Dortmund die Partie anpfiff – erst recht nicht, als der Ball eine halbe Minute später schon im Wormser Netz zappelte. Adam Jabiri hatte auf Kai Herdling verlängert und der ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen. Gerade mit Herdling hatten Matthias Lang und Chris Böcher in der Folgezeit arge Probleme. Wie sich die Wormaten jedoch nach dem frühen Schock präsentierten, war schon angenehm überraschend. Man ließ sich nicht beeindrucken, spielte forsch nach vorne und hatte in der 7. Minute die erste dicke Torchance, als Martin Gollasch frei vorm Tor die kurze Ecke anvisierte und nur den Pfosten traf. Lange ärgern brauchte man sich jedoch nicht, denn drei Minuten später war es ein wunderschöner Pass vom starken Martin Röser in den freien Raum, den Rudi Hübner nutzte und den Ball an Torwart Grahl vorbei zum Ausgleich ins Netz legte. Die Gäste hätten geradezu darum gebettelt, so deren Trainer Markus Gisdol später in der Pressekonferenz. Er machte auch die „ungewohnte Kulisse“ dafür verantwortlich, da seine jungen Spieler größere Zuschauerzahlen nicht gewohnt seien. In der Tat machte das Team bis auf die beiden 26jährigen Stürmer Jabiri und Herdling in der ersten Halbzeit nicht den zielstrebigsten Eindruck. So hatte Klingmann erst in der 18. Minute die nächste Chance, ballerte aber im Strafraum drüber. Erst nach einer halben Stunde wurde Hoffenheim wieder dominierender, auch weil Matthias Lang erkennbar unrund lief und gegen Herdling mehrmals den Kürzeren zog. Terrazzino hatte das 1:2 auf dem Fuß, nachdem Herdling bei so einer Situation auf und davon war, quer legte, Terrazzino jedoch keinen Druck hinter den Ball bekam und Knödler parierte (31.). Lang zeigte selbst bereits an, dass er ausgewechselt werden möchte und Jürgen Klotz musste sich etwas einfallen lassen. Er entschied sich für Offensivmann Nauwid Amiri und einen Umbau im Mittelfeld, so dass Frank Schröer doch noch in die Innenverteidigung rutschte. Nach einer Freistoßentscheidung zugunsten der Hoffenheimer sollte die Spielunterbrechung zur Auswechslung genutzt werden: Klotz und Kühr zeigten es an, der Schiedsrichterassistent hob pflichtgemäß die Fahne und Matthias Lang war bereits gedanklich auf dem Weg in der Kabine, als der Freistoß jedoch schnell ausgeführt wurde und Jabiri nach zwei Schlenkern frei vor Knödler den Führungstreffer erzielte (35.). Alle Proteste halfen natürlich nichts – es war aber auch fehlende Cleverness, dass sich niemand der Wormaten dem Freistoßausführenden in den Weg stellte.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit war die Wormatia-Defensive dann komplett umgekrempelt. Chris Böcher blieb mit Krämpfen als Nebenwirkung seiner Allergie-Medikamente in der Kabine und wurde nun von Robin Schittenhelm vertreten. Der talentierte Innenverteidiger, der letzte Saison noch Verbandsliga in der A-Jugend spielte und bisher lediglich die Erfahrung von drei Einsätzen im Landesligateam mitbrachte, musste damit gezwungenermaßen ins eiskalte Wasser geworfen werden und sah sich jetzt teilweise U18-Nationalspielern gegenüber. So war von der Stammdefensive nur noch Frank Schröer übrig und lediglich Mario Cuc spielte noch auf der „richtigen“ Position. Martin Röser setzte direkt nach Wiederanpfiff ein Ausrufezeichen und zielte nach energischem Dribbling knapp am Ausgleichstreffer vorbei. Drei Minuten später schien die Entscheidung jedoch gefallen zu sein, als Tobias Klotz (zunächst sah es nach dem Hoffenheimer Vestergaard aus) einen Herdling-Freistoß von links am verdutzten Knödler vorbei ins Netz lenkte. Jabiri hätte kurz darauf erhöhen können, traf nach Tänzchen im Fünfmeterraum jedoch nur das Außennetz (51.). Direkt im Gegenzug senkte sich ein Wittke-Freistoß an die Latte – geschlagen waren die Wormaten noch nicht. Durch die offensive Hoffenheimer Spielweise taten sich immer wieder mal Lücken auf, die die Wormaten zu nutzen versuchten. Nachdem Pascal Groß zuvor knapp übers Tor köpfte (64.), hatte Rudi Hübner nach einem verunglückten Klotz-Fernschuss plötzlich den Anschlusstreffer auf dem Fuß, scheiterte jedoch aus kurzer Distanz an Grahl (66.). Direkt im Gegenzug dann die Entscheidung: Nach einem Konter stand Hoffenheim plötzlich mit acht Mann an Knödlers Strafraum und Jabiri köpfte eine Herdling-Flanke problemlos ein (67.). Der VfR ließ trotzdem den Kopf nicht hängen und zeigte weiterhin Einsatz, allen voran die unermüdlich ackernden Frank Schröer und Nauwid Amiri, auch wenn bei einigen langsam die Kräfte nachließen. Die TSG dagegen konnte nun ihre individuelle Überlegenheit ausspielen und kam noch öfter durch Wormatias Notabwehr. Kevin Knödler musste jedoch nur noch einen verwandelten Foulelfmeter von Herdling hinnehmen (75.) und verhinderte in der Schlussphase mehrmals den sechsten Treffer.

Nach dem Schlusspfiff gab es leise aufmunternden Applaus für die niedergeschlagegen Wormaten, die ihr Bestes versucht hatten, aber die vielen Ausfälle in der Defensive unmöglich kompensieren konnten. Jürgen Klotz sprach gerade seinen jüngsten Schützlingen noch auf dem Platz aufmunternde Worte zu („für die geht teilweise eine Welt unter“) und blickte optimistisch in die Zukunft: „Es werden wieder bessere Zeiten kommen.“ Zum Beispiel in München? Dort wird die Wormatia am Freitag zu Gast sein und auf die Reserve von 1860 München treffen. Dann hoffentlich wieder mit kompletter Defensive.

Wormatia Worms
Knödler – Heidenmann, Lang (36. Amiri), Böcher (46. Schittenhelm), Cuc – Klotz, Schröer – Röser, Wittke, Hübner (81. Silveira) – Gollasch.

Pressekonferenz auf mrn-news.de