Am 1. August startet der VfR Wormatia in seine 8. Regionalliga-Saison in Serie. Vor dem Anpfiff auf dem Betzenberg gegen die U23 des FCK führte die Wormatia-Redaktion mit dem Sportlichen Leiter Marcel Gebhardt das folgende Interview.
Wormatia-Redaktion: Hallo Marcel, Du durchlebst gerade die stressigsten Wochen und Monate des Jahres. Bist Du mit dem bisherigen Verlauf der Personalplanungen zufrieden?
Marcel Gebhardt: Mit dem derzeitigen Stand bin ich durchaus zufrieden. Aber die heiße Phase ist – nicht nur wettermäßig – noch nicht zu Ende. Uns bleibt noch bis zum 31. August Zeit, um vor allem in der Offensive personell nachzulegen.
Wormatia-Redaktion: Mit 16 Feldspielern und drei Torhütern ist der Kader momentan noch zu dünn besetzt. Da muss sich doch noch einiges tun?
Marcel Gebhardt: Zahlenmäßig ist das natürlich noch zu wenig, zumal Eugen Gopko nach seinem Kreuzbandriss die gesamte Vorrunde fehlen wird. Wir sind unsere Personalplanungen angegangen mit dem Ziel, den erfolgreichen Kader der vergangenen Saison weitgehend zusammenzuhalten. Das ist uns auch annähernd gelungen. Um zwei, drei Spieler, die wir gerne gehalten hätten, haben wir gekämpft – leider vergebens. Die dadurch entstandenen Lücken haben wir jedoch durch adäquate Zugänge kompensieren können. Darum bin ich überzeugt davon, dass unser neuer Kader schon jetzt eine gute Qualität aufweist. Aber es ist richtig: die dünne Kaderdecke hat Risiken und gerade im Offensivbereich muss sich noch etwas tun. Wir haben zwar schon mehrere Spieler getestet, aber bei keinem hat es bisher so richtig gepasst.
Wormatia-Redaktion: Erneuerung des Stadionrasens, zweites Kunstrasen-Spielfeld, ein dringend benötigtes neues Funktionsgebäude – da muss der Verein finanziell eine ganze Menge stemmen. Wie wirkt sich das auf den Sport-Etat aus?
Marcel Gebhardt: Der fällt aufgrund der Baumaßnahmen verständlicherweise etwas geringer aus als im Vorjahr. Aber ich will und werde nicht jammern, denn die bereits getätigten und noch kommenden Verbesserungen der Infrastruktur sind ungemein wichtig für die Zukunft unseres Vereins. Dafür muss man auf der sportlichen Seite kleine finanzielle Abstriche einfach in Kauf nehmen. Wir werden alle in naher Zukunft davon profitieren.
Wormatia-Redaktion: Der Rasen-Neubau bringt nicht nur eine Vorrunde ohne echtes Heimspiel, sondern es muss auch außerhalb des Stadions trainiert werden. Wird sich das negativ auf die Leistung auswirken?
Marcel Gebhardt: Das glaube ich nicht. Mannschaft und Trainerteam haben die besondere Situation angenommen, und sie freuen sich jetzt schon darauf, zum ersten Mal auf dem neuen Platz auflaufen zu können. Dass wir nicht alle Heimspiele in Ludwigshafen austragen müssen, sondern auch in Pfeddersheim bestreiten können, finde ich super. Für das Entgegenkommen möchte ich den TSG-Verantwortlichen ausdrücklich danken. Gleiches gilt für die Neuhauser, die ihren Rasenplatz vollkommen unproblematisch für unser Training zur Verfügung gestellt haben.
Wormatia-Redaktion: Sehr erfreulich, dass sich das Verhältnis zu den meisten Wormser Vereinen so positiv entwickelt hat. Wäre es da nicht wünschenswert, wenn mehr Talente aus Worms oder der unmittelbaren Umgebung den Sprung ins Regionalligateam schaffen würden?
Marcel Gebhardt: Das wäre natürlich super, aber leider sind herausragende Talente wie etwa Sandro Loechelt, der den direkten Sprung aus unserer U19 ins Regionalligateam geschafft hat, äußert dünn gesät. Mit Benni Himmel und Eugen Gopko stehen derzeit nur zwei echte Wormser im Kader. Deshalb wollen wir unseren Jugendbereich von Jahr zu Jahr weiter verbessern, um die Talente aus Worms noch näher an die Regionalligamannschaft zu bringen.
Wormatia-Redaktion: Aber fast hätte die Zweite letzte Saison den Aufstieg in die Verbandsliga geschafft. Gibt es im kommenden Spieljahr einen neuen Anlauf?
Marcel Gebhardt: Um unsere A-Jugendlichen halten zu können und attraktiver zu werden für Talente aus der Umgebung, wollen wir die U23 in absehbarer Zeit in die Verbandsliga bringen. Dass dies in der letzten Runde schon fast erreicht wurde, ist zweifellos ein Verdienst von Niels Magin, der als Trainer im Zusammenwirken mit Marco Stark hervorragende Arbeit geleistet hat. Dafür an dieser Stelle nochmals einen großen Dank. Mit Steven Jones und Max Mehring als neuem Co haben wir ein ebenso engagiertes wie qualifiziertes Nachfolge-Team gefunden. Man merkt schon in der Vorbereitung, dass diese Konstellation eine noch engere Verzahnung zwischen Regionalligateam und U23 sowie der U19 gewährleistet.
Wormatia-Redaktion: Zurück zur Regionalliga Südwest. Ist die Klasse nach dem Scheitern der beiden Erstplatzierten in der Aufstiegs-Relegation nicht noch stärker als im Vorjahr einzuschätzen?
Marcel Gebhardt: Zunächst einmal ist es für mich ein Unding, dass der Meister nicht automatisch aufsteigt. Das gibt es sonst in keiner anderen Spielklasse. Ich bin jedoch sicher, dass es in absehbarer Zeit eine Änderung geben muss und wird. Offenbach war diesmal der Leidtragende, und auch Saarbrücken ist nur wegen eines einzigen Tores im Elfmeterschießen nicht aufgestiegen. Für uns ist das sicher kein Nachteil, denn durch den Verbleib der beiden Publikumsmagneten bleibt auch die Liga attraktiv. Sportlich macht es die Sache für uns allerdings sicher nicht leichter. Zumal auch noch einige andere Klubs mit großen Ambitionen in die neue Runde starten: Elversberg hat mit Michael Wiesinger einen Bundesliga erfahrenen Coach engagiert, Waldhof mit Hanno Balitsch und Michael Fink Spieler verpflichtet, die eine Riesenerfahrung aus der 1. und 2. Bundesliga mitbringen.
Wormatia-Redaktion: Was ist angesichts solcher Anstrengungen der Konkurrenz von unserer Mannschaft zu erwarten?
Marcel Gebhardt: Mit dem tollen 5. Tabellenplatz in der vergangenen Saison haben wir bei unseren Anhängern natürlich eine gewisse Erwartungshaltung erzeugt, dies zu bestätigen wird eine riesige Herausforderung. Ich werde keine Prognose abgeben, weil der Verlauf einer Saison von so vielen Unwägbarkeiten abhängt. Am 31. Juli, mit dem Auftaktspiel Kassel gegen Offenbach beginnt alles wieder bei null. Und so gibt es für mich zunächst nur ein klares Ziel: Ich will das erste Spiel gewinnen!
Wormatia-Redaktion: Dass dies gelingen möge, dafür drücken wir ganz fest die Daumen und danken Dir sehr herzlich für das ausführliche, informative Gespräch.
Das Interview führte Frank Beier