Den Tabellenführer fast entthront

Vor ausverkauftem Haus tat Wormatia alles, um dem SV Darmstadt das Leben schwer zu machen, doch die stießen mit dem Siegtreffer kurz vor Schluss das Tor zur Dritten Liga ganz weit auf.

„Ausverkauft“. Wer gestern um halb zwei noch eine Karte ergattern wollte, hatte Pech gehabt. 5.350 Zuschauer, aus Sicherheitsgründen und wegen der Kameras des HR-Fernsehens wurden nicht alle 5.700 Plätze verkauft, freuten sich auf das Spitzenspiel zwischen dem Rückrunden-Dritten Wormatia und dem Tabellenführer Darmstadt 98. 3.000 Lilien-Fans waren mitgereist und hatten Gästeblock, Gegengerade und einen Teil der Haupttribüne eingenommen.

So ein richtiges Spitzenspiel waren die ersten 45 Minuten allerdings noch nicht wirklich, die Wormaten begannen zunächst abwartend gegen respektvolle aber selbstbewusste Gäste. Zwei Torchancen gab es auf beiden Seiten waren zu verzeichnen, wobei die Darmstädter insgesamt aber näher am Torerfolg waren. Lilie Uwe Hesse konnte einen langen Ball vor dem Tor nicht sofort verwerten und zielte mit einem Drehschuss vorbei (19.), kurz darauf ballerte Chris Böcher eine Flanke von Martin Gollasch volley über die Latte (25.). Da hätte Jan Zimmermann im Gästetor wohl keine Chance gehabt. Nun war es ein Spiel auf Augenhöhe, die Zweikämpfe wurden rassiger und Sven Sökler hatte die große Chance zur Gästeführung, Kevin Knödler parierte jedoch mit einem guten Reflex (39.). Fast hätte stattdessen der VfR die Führung erzielt, Martin Röser erwischte nach Ablage von Kevin Wittke jedoch den Ball nicht richtig (41.).

Die Nervosität der Lilienfans war angesichts des 0:0 zur Pause, und der gleichzeitigen Führung der Stuttgarter Kickers, überall zu spüren. So waren auch ohne Fanutensilien die Gästefans auf der Tribüne anhand banger Blicke gut auszumachen. Und ganz blass wurden zahlreiche Gesichter, als kurz nach Wiederbeginn Kapitän Sandro Rösner eine Wagner-Ecke per Kopf zur Wormatia-Führung in die Maschen wuchtete (48.). Allzu sehr ließen sich die Spieler auf dem Rasen davon nicht beeindrucken, auch weil zügig der Ausgleich fiel. Eine Flanke wurde nach rechts abgewehrt und Uwe Hesse hob den Ball mit dem Innenrist volley an den langen Pfosten – dies allerdings mit solchem Effet, dass sich das Spielgerät unhaltbar für Knödler in hohem Bogen genau neben den Pfosten ins Tor senkte (54.). Jetzt war richtig Feuer in der Begegnung und es ging in einem offenen Schlagabtausch hin und her. Je länger das Spiel allerdings dauerte, desto mehr ging der Wormatia-Offensive die Puste aus. Kaum noch Entlastungsangriffe, immer energischer, aber nicht panisch attackierende Gäste, die angesichts des 2:0-Sieges der Stuttgarter Kickers dringend ebenfalls siegen mussten. Der eingewechselte Patrick Barnes hätte in einer kämpferisch spektakulären Szene den Lilien fast noch den Knockout versetzen können (85.), aber zwei Minuten später hatte der gern zitierte Fußballgott doch noch ein Einsehen. Der eingewechselte Henry Onwuzuruike setzte sich links durch und spielte zurück auf den herausragenden Yannick Stark, der platziert zum 2:1 einschoss und mit dem Siegtreffer die mitgereisten Fans in einen nicht enden wollenden Freudentaumel stürzte. Da kam man auf der Tribüne aufgrund der zuvor bangen und nun vollkommen euphorisierten Gesichter nicht umhin, sich auch als Wormatia-Fan ein wenig mitzufreuen.

Nächste Woche in Stuttgart kommt die nächste Chance, (dann wieder mit Rudi Hübner und vielleicht auch Lucas Oppermann) als Spielverderber in den Aufstiegskampf einzugreifen. Wie gestern werden die Wormaten wieder bis zum Schlusspfiff alles geben, eine bessere Platzierung in der Tabelle als jetzt wäre noch mal eine schöne Belohnung für die weiterhin guten Leistungen der letzten Wochen.

Wormatia Worms
Knödler – Lang, M. Stark, Rösner, Krettek – Schröer – Böcher (89. Ojigwe), Wittke, Wagner (89. Cuc) – Röser, Gollasch (81. Barnes).

SV Darmstadt 98
Zimmermann – Acar, Brighache, Brüdigam, Toch (46. Onwuzuruike), Amstätter (81. Schürg), Y. Stark, Hesse, Grüter, Heil, Sökler (75. Henel).

Tore:1:0 Rösner (48.), 1:1 Hesse (54.), 1:2 Y. Stark (87.)
Gelb
: Wagner – Sökler, Grüter, Y. Stark, Acar, Henel, Samake (auf der Bank)
Schiedsrichter:
Brand (Gerolzhofen)   Zuschauer: 5.350 (ausverkauft)

Pressekonferenz (MP3)24minütiger Spielbericht des HR