Die kleine Odyssee des Holger Strack von Mainz nach Worms oder die Angst des Torwarts vor dem Stau
Mittwoch 31.Juli 2002. Die Wormatia- und sonstige Fußballfans fiebern dem Start der neuen Oberligasaison entgegen. Trainer Dirk Anders hat als Treffpunkt für seine Spieler zum Heimspiel gegen den FC Homburg, 17.15 Uhr festgelegt. Um 16.00 setzt sich Holger Strack, gut gelaunt und voller Tatendrang in Mainz in sein Auto. Normale Fahrzeit bis ins Wormatia-Stadion, rund 45 Minuten. Genügend Zeit also um rechtzeitig in Worms zu sein. Alles verläuft normal an diesem schönen Sommertag, bis, ja bis kurz hinter dem Alzeyer Kreuz. Plötzlich ein Stau, aber nicht irgendein gewöhnlicher Stau mit „Stop and Go“, nein, ein ganz hinterhältiger, denn es geht überhaupt nichts mehr. Die Autobahn wird zum Rastplatz. Rasten ist natürlich das Allerletzte, an das unser Holger Strack jetzt denkt. Der Grund ist weniger lustig, denn ein umgestürzter LKW ist der Anlass für den sich nicht mehr auflösenden Stau. Ãœber „die Angst des Torwarts vorm Elfmeter“ ist, schon viel geschrieben worden, aber über die Angst nicht rechtzeitig im Tor zu stehen …? Nun, Holger Strack denkt sich, wo ein Wille ist, muss es auch einen „Ausweg“ geben. Und er hat Glück im Unglück! Denn wie der Zufall so spielt, hört er plötzlich, wie sich im übernächsten Auto vor ihm zwei junge Leute unterhalten und einer sagt: So ein Mist, hoffentlich sind wir noch rechtzeitig bis 19.00 im Wormatia-Stadion. Daraufhin geht Holger Strack zu den Beiden, erklärt wer er ist und dass er ja eigentlich um 19.00 Uhr im Tor der Wormatia stehen soll. Sein Glück beschränkt sich jetzt nicht nur darauf, dass er zwei Fußballfreunde getroffen hat, mit Thomas Muth, dem Sohn unseres Vorstandsmitgliedes Dieter Muth und seinem Arbeitskollegen Michael Glaser, hat er zwei echte, hilfsbereite Wormatianer vor sich. Man beratschlagt, was man tun könnte, und kommt zu folgender Lösung: Das Auto von Holger Strack wird von Michael Glaser übernommen, während Holger Strack sein Aufwärmtraining auf der Autobahn beginnt und zur, rechter Hand auf einer Anhöhe gelegenen Rheinhessen-Fachklinik (früher Landesnervenklinik) joggt. Gesagt, getan, an der Pforte der Klinik angekommen, bittet er darum, dass man ihm ein Taxi rufen möge, das ihn schnellstmöglich in seine neue Fußballheimat Worms, dort wo es neben den Nibelungen auch noch EWR, „Energie zum Wohl der Region“ und nach einem Sieg, Unentschieden oder Niederlage der Wormatia, das gute Wormser Apostel Bräu zu trinken gibt, bringt. Und er hat erneut Glück, denn sein Wunsch wird gottlob nicht missverstanden, das Taxi vom freundlichen Klinikpersonal bestellt und nach einer Fahrt über die Dörfer erreicht „im Tor mit der Nr. 1, …Holger Strack!“ um 18.15, exakt eine dreiviertel Stunde vor Spielbeginn, wohlbehalten das Wormatia-Stadion. Im Spiel selbst ist er von Anfang an hellwach, wie seine phantastische Reaktion in der 5. Minute beweist, als er eine Granate eines Homburgers aus 18m, flach ins rechte Eck, um den Pfosten lenkt. Ja Ende gut, alles gut, kann man da berechtigterweise zu dieser kleinen Odyssee von Holger Strack sagen und natürlich ein ganz herzliches Dankeschön an Thomas Muth und Michael Glaser, die bedauerlicherweise erst weit nach Spielbeginn das Wormatia Stadion erreichten. |