In Führung gegangen, viel Aufwand betrieben, die Entscheidung verpasst und kurz vor Schluss den Ausgleich kassiert. Also alles wie letzte Saison? Nur auf dem Papier, auch wenn es in der Offensive noch erkennbar hapert.
Denn ebenso ist aber auch erkennbar, dass dort eine ganz andere Mannschaft auf dem Platz steht. Die Körpersprache ist eine ganz andere, es wird lautstark dirigiert, die Zweikämpfe sind intensiver. Kurz gefasst: Mehr Einsatz und Engagement. Wofür stellvertretend Erdal Celik genannt werden soll, der ein enormes Laufpensum hatte, erkennbar voll bei der Sache war und sich rein hing bis zur Erschöpfung. Was allerdings auch Anlass zur Kritik gab, denn etwas weniger wäre bei 35 Grad im Schatten wohl mehr gewesen. Die Wormaten wollten sich unbedingt beweisen, es wurde viel gelaufen und gekämpft, so dass in der Schlussphase der Partie schlicht die Kraft und Konzentration fehlte. Die Gäste konnten das ausnutzen, hatten zu viel Platz und Findik erzielte mit perfekter Direktabnahme den Ausgleich (87.). Klar, in neun von zehn geht so ein Schuss wahrscheinlich in die Wolken, Ausschlag gebend war in dieser Szene aber die fehlende Entschlossenheit der Hintermannschaft.
Damit war der Führungstreffer von Kevin Wölk egalisiert. Die ruppige und immer wieder durch Fouls unterbrochene Partie bot genügend Gelegenheiten für Wormatias neuen Standard-Spezialisten, sein Können zu beweisen. Und es ist festzuhalten, dass sich Wormatias Standards im Vergleich zum letzten Jahr dramatisch verbessert haben. Fast jede Ecke und jeder Freistoß flogen gefährlich in den Strafraum, was jedoch weder Celik (3., 25., 56.), Sandro Rösner (26., 41., 76.) oder Marco Steil (51., 78.) ausnutzen konnten. Dann musste es Wölk halt direkt versuchen. Vom linken Strafraumeck aus zirkelte er einen Freistoß frech mitten durch die Mauer in die kurze Ecke, wo der Ball irgendwie zwischen Pfosten und Torwart zur stürmisch gefeierten Führung hindurch rutschte (61.). Die zahlreichen, aber nicht brutalen Fouls führten vor allem in der ersten Hälfte zu einer hitzigen Atmosphäre. Das Foul des Frankfurters Amin an der Mittellinie nach vier Minuten war auch schon das härteste und zog gleich die erste Gelbe Karte und eine Rudelbildung nach sich. Eigentlich harmloser, aber mit schlimmeren Folgen war da ein Luftkampf nach etwas mehr als einer halben Stunde. Markus Müller wurde von zwei Frankfurtern in die Zange genommen und kassierte im Kopfballduell eine heftig blutende Platzwunde. Der stocksaure Müller musste blutüberströmt zur Behandlung in die Kabine gezerrt werden und so kam, früher als er selbst erwartet hatte, Wormatias jüngster Neuzugang Srdjan Baljak zu seinem ersten Einsatz. Dem fehlte bei diesem Kaltstart wenig überraschend noch die Bindung zum Spiel, im Laufe der zweiten Halbzeit hatte er sich dann aber bald zurecht gefunden und auch seinen ersten Torschuss, abgeblockt zur Ecke (56.). Es war eine der wenigen Möglichkeiten aus dem Spiel heraus, bis dahin gab es lediglich noch eine gefährliche Situation kurz vor der Pause, als Celik nach Ablage von Eugen Gopko nicht selbst schoss, sondern noch einmal auf Alper Akcam ablegte. Der wurde abgeblockt, die nachfolgende Flanke von Gopko rauschte an Freund, Feind und Pfosten vorbei. Sich nach der Führung bietende Kontermöglichkeiten wurden nicht genutzt und eine tolle Akcam-Flanke konnte Baljak ebenfalls nicht verwerten (81.).
Ein zweiter Treffer wäre die Entscheidung gewesen, so mussten sich die Wormaten am Ende mit einem Punkt begnügen. Was übrigens erstmals seit sieben Jahren zum Auftakt weniger als 1.000 Zuschauer interessierte. Es spürten erkennbar wenig Interessierte das Bedürfnis, sich zwei Stunden lang in die pralle Sonne auf die Gegengerade zu stellen, zeigte aber auch, dass die neue Mannschaft noch viel Wiedergutmachungsarbeit zu leisten hat. Das gestrige Spiel war auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Der nächste Schritt folgt vielleicht schon nächste Woche auf dem Bieberer Berg in Offenbach. Die neue Spielweise Wormatias kombiniert mit der großen Kulisse lässt zumindest schon einmal Vorfreude aufkommen.
Tore: 1:0 Wölk (63./Freistoß), 1:1 Findik (87.)
Gelb: Sträßer (30.) – Amin (4.), Marco Müller (68.)
Zuschauer: 920 Schiedsrichter: Fritsch (Bruchsal)
Wormatia Worms
Adolf – El Hammouchi, Steil, Rösner, Himmel (88. Abele) – E. Celik, Sträßer – Gopko, Wölk (84. Oppermann), Akcam – M. Müller (39. Baljak).