„Es gab viel Licht im Spiel, aber es gab auch Schatten“

Das schreibt die Wormser Zeitung:

Als es geschafft war, herrschte eine Art ungläubiges Staunen im Wormatiastadion. Gewonnen. Das erste Spiel der Saison tatsächlich gewonnen! „Man hat mit erzählt, dass es das erste Mal seit 1999 ist, dass die Wormatia ein Auftaktspiel gewonnen hat“, erzählte Trainer Ronny Borchers und freute sich ein Loch in den Bauch, auch wenn er solche Gefühlsregungen nach außen kaum demonstrierte. Erleichterung war eher zu spüren an der Alzeyer Straße nach dem 3:1 (1:0)-Erfolg zum Start in die Fußball-Regionalliga 2011/2012. „Ja“, sagte VfR-Spielführer Sandro Rösner, der mit seinem Kopfballtor die Führung gegen Bayern Alzenau bereits in der siebten Minute besorgt hatte. „Als die Wormatia das letzte Mal mit einem Sieg in die Saison gestartet ist, da war ich noch in der C-Jugend.“

Also alles im grünen Bereich rund um das siegreiche Team? Hüpften die Spieler ausgelassen auf dem Rasen rum, als der Dreier im Sack war? Keineswegs. „Mal langsam“, meldete sich Rösner zu Wort, „es gab viel Licht im Spiel, aber es gab auch Schatten.“ Licht insbesondere in den ersten 75 Minuten der Partie gegen den Aufsteiger, der lange gebraucht hatte, um zu erkennen, dass es an diesem Freitagabend tatsächlich um Punkte ging. „Wir waren überhaupt nicht im Spiel“, jammerte Ex-Wormate Frank Schröer, „am Anfang waren wir viel zu brav.“ Als Schröer in der 65. Minute ausgewechselt wurde, hatte es schon 3:0 gestanden. Nach Rösners 1:0 (nach Vorarbeit des Innenverteidiger-Kollegen Marco Stark), das das Konzept des Gastes über den Haufen geworfen hatte, machte der Hausherr in den Minuten 54 durch Martin Gollasch und 58 durch Martin Röser – beide Male nach Vorarbeit von Christoph Böcher – klar Schiff. „Spitzenreiter, Spitzenreiter“, skandierten die Fans. Das hatte was von Karneval.

Aber die letzte Viertelstunde war Schatten angesagt. Lässigkeiten hatten dem Gast das 1:3 ermöglicht. Kevin Knödler, bis dahin nur bei Rückpässen seiner Kollegen im Spiel, musste das Spielgerät plötzlich aus dem Netz holen. Peter Sprung hatte den Ball über die Linie gestochert. „Das zum Schluss war nicht in Ordnung“, umschrieb VfR-Coach Borchers später, was dann folgte. War Borchers mit der Vorstellung seiner Truppe bis zu diesem Zeitpunkt sehr zufrieden gewesen, so geriet der Sieg sogar noch einmal in Gefahr. „Nach unserem Tor haben wir endlich Fußball gespielt“, hatte Gästetrainer Marco Roth deshalb auch etwas Positives aus dem Worms-Spiel mit nach Hause zu nehmen. Wer weiß, was passiert wäre, wenn Sprungs Kopfballtreffer in der 88. Minute anerkannt worden wäre. Der Spieler, so meinte das Schiedsrichter-Gespann, soll aber im Abseits gewesen sein. Im Wormatiastadion war es für Sekunden ganz still geworden, ehe realisiert worden war, dass es beim 1:3 geblieben war. Aber selbst in der 90. Minute war bei Sprungs Lattenschuss noch mal Gefahr aufgekommen. Doch dann war es aus und der Dreier zuhaus. „Für das erste Spiel war es doch in Ordnung“, beschied Wormatias Linksverteidiger Tim Bauer nach seinem ersten sehenswerten Punktspieleinsatz. Stimmt.

Das schreibt der Nibelungen-Kurier:

Nach 12 Jahren wieder ein Sieg zum Saisonauftakt vor eigenem Publikum

Es war am 3. August 1999, als der VfR Wormatia letztmals gegen die SG Betzdorf mit 3:0 einen Heimsieg zum Saisonauftakt feiern konnte. Auch nicht in den drei Jahren Regionalliga, wo man gegen den VfL Bochum II in Ludwigshafen 1:1 spielte, ein Jahr später auf eigenem Platz mit einem 0:0 gegen den  SC Verl zufrieden sein musste und vor einem Jahr, als es gegen die TSG Hoffenheim II eine 1:5-Klatsche gab.
Umso erfreulicher also der 3:1-Sieg am Freitagabend zum Saisonauftakt 2011/2012 gegen den Süd-Aufsteiger FC Bayern Alzenau. Ein Sieg, der absolut verdient war und für den weiteren Verlauf der Saison auf weiter Positives hoffen lässt. Positiv zu erkennen ist, dass mit Michael Schürg und dem sehr schnellen Younes Bahssou der Wormatia-Angriff besser besetzt ist als letztes Jahr, wenn ihnen auch noch kein Tor gelang. Doch beide  Angreifer sind schnell, stark im Zweikampf, technisch gut bestückt und wirkten  auch in der Luft, so wie gegen Alzenau, weitaus produktiver.
In der Abwehr war auf die Vierer-Abwehrkette absoluter Verlass. Der erstmals in der Regionalliga aufgelaufene und erst 19 Jahre alte und sehr talentierte Marco Raimondo-Metzger – mit guten Szenen nach vorne – dürfte auch bei mehr Spielpraxis und der Gewöhnung an das  höhere Tempo in der Regionalliga, auch alsbald eine feste Größe werden.
Bei aller Freude über den guten Start, gilt es doch auch Einiges zu bemängeln. Zum einen das Auslassen guter Torchancen und die nicht konsequent genug abgeschlossenen Konterchancen sowie das Nachlassen nach der 3:0-Führung. Wohl in dem Glauben, den Sieg sicher in der Tasche zu haben. Da kam Alzenau dann auch besser in das Spiel: "Erst nach dem 3:0 haben wir angefangen Fußball zu spielen", so Gästetrainer  Marco Roth. Die Folge waren drei Szenen, wobei jedes Mal Gästespieler Peter Sprung, als Unruheherd beteiligt war. Ein Glück für die Wormaten, dass ein Kopfballtor des Alzenauer Angreifers wegen Abseits in der 88. Minute  keine Anerkennung fand und ein weiterer Schuss des gleichen Spielers, nur die Latte des Wormatia-Tores touchierte. Unnötiger Adrenalin-Verschleiß von Trainer Ronny Borchers, der dennoch mit dem Auftritt seiner "Jungs" zufrieden war, und den Wormatiafans.
Schwamm drüber, denn was die Wormaten insbesondere in der ersten Stunde boten, war Fußball mit Herz, großem Siegeswillen. Und letztlich auch gegen das  nicht nachvollziehbare Gerücht, dass der Verein VfR Wormatia den 18-Spielerkader gar nicht mehr personell aufstocken will. "Davon kann überhaupt keine Rede sein und ist nicht nachvollziehbar", so Marcel Gebhardt von der sportlichen Leitung des VfR Wormatia. "Wir hatten letzte Saison fünf Spieler im Kader stehen, die auch Geld kosteten und es nie zum Stammspieler brachten. Sollen wir wieder solche Verpflichtungen eingehen? Wir werden sehen was bis zum 31. August möglich ist, was aber menschlich, sportlich und finanziell  passen muss". Recht hat der einstige Mittelfeld-Regisseur, der sich zusammen mit Steven Jones und Sven Jenner mit viel Herzblut und Wormatia-Treue engagiert. Dies alles neben ihrem Beruf. Dem jetzigen Kader gebührt das absolute Vertrauen, wie auch Trainer Ronny Borchers von seinen Jungs überzeugt ist.
Doch zurück zum Spiel: Nachdem ein Freistoß nach einem Foul an Martin Gollasch (5.) trotz zweimaligen Versuchs mit dem Kopf noch nichts einbrachte, wurde dies bereits zwei Minuten später nachgeholt. Kevin Wittke hatte eine Ecke direkt zu Tim Bauer gespielt, dessen Hereingabe von der Alzenauer Abwehr nicht entscheidend abgewehrt werden  konnte. Das runde Spielgerät flog nach rechts, wo Marco Stark stand und den Ball in hohem Bogen, genau in die Schnittselle der Gästeabwehr passte und Kapitän Sandro Rösner aus fünf Metern Entfernung dem Gästekeeper Andreas Wagner mit seinem Kopfball keine Abwehrchance ließ.
In der 17. Minute  schien das 2:0 machbar, als sich Younes Bahssou im Mittelfeld den Ball eroberte, auf und davon zog, und dem Ex-Wormaten Frank Schröer nur noch die einzige Möglichkeit blieb, um ein Tor  zu verhindern, den Wormatia-Angreifer unmittelbar vor der Strafraumgrenze von hinten umzusensen. Mit "Gelb" war der Sünder noch gut bedient und hatte weiter Glück, dass er später nicht erneut Gelb und damit die Ampelkarte nach einem weiteren rustikalen Foul sah.
Wormatia hat mit Kevin Wittke auch eine Spezialisten für gefährliche Eckbälle und brachte auch Martin Röser (26.)damit in eine gute Schussposition, doch ein Alzenauer Abwehrspieler konnte kurz vor dem eigenen Tor gerade noch abwehren. Da wäre der Gästetorhüter machtlos gewesen. In der 35. Minute war es Michael Schürg,  Marco Metzger hatte mit einer Super-Vorlage fast quer über den Platz und genau hinter den Rücken der Gäste  vorgelegt, der über links in den Gästestrafraum, eindrang, aber mit seinem Schuss zunächst am Gäste-Torhüter scheiterte.
Dessen abgewehrter Ball senkte sich in hohem Bogen vor der Alzenauer Querlatte herunter  und Younes Bahssou, Michael Schürg war ebenfalls mitgesprungen, setzte den Ball per Kopf über das Tor. Die einzig gefährliche Aktion der Gäste war in der 13. Minute zu notieren, wobei der Alzenauer Kapitän Sebastian Popp, nach einer gelungenen Kombination des Ex-Bundesliga-Spielers Jochen Seitz und Peter Sprung, aber wenig gekonnt weit über das Wormatia-Tor zielte.
Die Gäste kamen nach noch nicht einmal zehn Minute auf den Platz zurück, doch wacher waren die erst später auflaufenden Wormaten mit dem insgesamt gut leitenden Schiedsrichtergespann. Bereits eine Minute nach Wiederanpfiff ein tolles Solo von  Younes Bahssou, doch sein gut getimter und flacher Schuss, ging haarschaft am langen Eck des Gästetores vorbei. Wieder nur zwei Minuten später scheiterte Michael Schürg am Gäste-Torhüter.
Danach folgten aber zwei überzeugende Auftritte von Christoph Böcher über die rechte Seite, der auch mit seinen weiten Einwürfen, die Gäste-Abwehr mehr als einmal in Schwierigkeiten brachte. Seine Hereingabe fand den Adressaten Martin Gollasch, der auf 2:0 erhöhen konnte. Jetzt waren die Wormaten so richtig am "Laufen" und in der 57. Minute war es Martin Röser, der eine weitere Super-Vorlage von Christoph Böcher zum 3:0 einhämmern konnte. In der 72. Minute hätte es Michael Schürg eigentlich selbst machen müssen, doch wollte er seinem Sturmpartner Younes Bahssou die Torchance gönnen, doch  dieser  wurde aber abgeblockt.
Danach schienen die Wormaten von ihrem Sieg überzeugt zu sein, was leider oftmals – wie auch in dieser Fall – zum Nachlassen der Konzentration führt und den Gegner  mehr aufbaut und somit in der 75. Minute zum  Gegentor und weiteren brenzligen Situation führte. Aber auch etliche Konterchancen, die es künftig gilt noch besser zu nutzen.
Fazit. Ein gelungener Auftakt zur 4. Regionalliga-Saison der Wormaten und eine Mannschaft, die mehr Potential zu besitzen scheint. Wenn dazu die verletzten Lucas Oppermann und  Marcel Abele wieder fit  sind, noch mehr Freude machen dürfte.