Er ist nach Sandro Loechelt der zweitjüngste Spieler im aktuellen Wormatia-Kader: Ricardo Antonaci hat seinen Vertrag als einer der Ersten um ein Jahr verlängert. Mit dem 20-jährigen Defensivspieler führte die Wormatia-Redaktion jetzt das folgende Interview.
Wormatia-Redaktion: Hallo Ricardo, Deine Name weist eindeutig auf eine italienische Herkunft hin. Wo liegen die familiären Wurzeln der Antonacis?
Ricardo Antonaci: Ganz im Süden von Italien, in Apulien. Von dort sind meine Großeltern vor vielen Jahren nach Deutschland gekommen – kurz bevor mein Vater geboren wurde. Sie haben sich in Ludwigshafen niedergelassen, mein Opa war später als Chefkoch der BASF tätig. Bis heute lebt unsere Familie im Ludwigshafener Stadtteil Ruchheim.
Wormatia-Redaktion: Wie kommt es da, dass Du nicht in Ludwigshafen, sondern in Worms zur Welt gekommen bist?
Ricardo Antonaci: Dafür gibt es eine einfache Erklärung: Meine Mutter ist eine waschechte Wormserin, und sie wollte, dass ihre Kinder in ihrer Heimatstadt geboren werden. Auch meine beiden älteren Geschwister haben in Worms das Licht der Welt erblickt. Aber aufgewachsen sind wir alle in Ruchheim.
Wormatia-Redaktion: Dann hast Du dort vermutlich auch mit dem Fußballspielen begonnen?
Ricardo Antonaci: Ja natürlich. Und das schon mit vier Jahren. Im C-Jugendalter bin ich dann zum damaligen Regionalligisten FSV Oggersheim gewechselt, weil mein Vater dort als Sportlicher Leiter tätig war. Es folgte ein Jahr in der U15 des LSC, danach nahm ich 2010 ein Vertragsangebot des 1. FC Kaiserslautern an. Beim FCK hatte ich etwas Pech, weil die Mannschaften, in die ich altersmäßig hineinwuchs, jeweils aus der Bundesliga abstiegen. Wir haben aber danach den sofortigen Wiederaufstieg geschafft. Die erfolgreiche U17 habe ich sogar als Mannschaftskapitän nach oben führen dürfen. Der absolute Höhepunkt war zweifellos das Erreichen des DFB-Pokalfinales 2013 in Berlin. Obwohl wir 0:1 gegen den 1. FC Köln verloren, werde ich dieses tolle Erlebnis nie vergessen.
Wormatia-Redaktion: Alles schien bei Dir ja auf eine Profi-Karriere beim FCK hinauszulaufen. Warum hat das letztlich nicht geklappt?
Ricardo Antonaci: Ausgerechnet in meinem letzten U19-Jahr bin ich durch schwere Verletzungen im Hüft- und Schambeinbereich viele Wochen ausgefallen. Für die FCK-Verantwortlichen war deshalb eine Weiterverpflichtung wohl ein zu großes Risiko, sie boten mir keinen Vertrag im Aktivenbereich an. Natürlich war meine Enttäuschung darüber sehr groß. Das änderte sich jedoch bald, als ich ein Angebot von Wormatia Worms bekam und auch annahm. Heute bin ich glücklich, dass ich mich für diesen Weg entschieden habe.
Wormatia-Redaktion: Da fiel es Dir sicher auch nicht schwer, Dich für ein weiteres Jahr vertraglich an Wormatia zu binden?
Ricardo Antonaci: Nein, überhaupt nicht. Zumal die Gespräche mit Marcel Gebhardt und dem Trainer sehr positiv verliefen. Ich hatte den Eindruck, dass beide von meinen fußballerischen Fähigkeiten überzeugt sind und mir ihr Vertrauen schenken. Das ist ein sehr schönes Gefühl. Ebenso hat es mich gefreut, dass ich als einer der ersten Spieler überhaupt eine Vertragsverlängerung angeboten bekam.
Wormatia-Redaktion: Diese Entwicklung war vor einem knappen Jahr, als Du erstmals bei Wormatia unterschrieben hast, noch nicht unbedingt absehbar. Wie siehst Du Deine erste Saison im rot-weißen Trikot?
Ricardo Antonaci: Ich hatte von Anfang an den Eindruck, in eine Mannschaft gekommen zu sein, die charakterlich stark ist und in der es einfach stimmt. Entsprechend problemlos und schnell war ich in der Truppe integriert. Sportlich brauchte ich etwas Anlaufzeit, habe zunächst ein paar Mal in der U23 gespielt, aber inzwischen 21 Regionalligaspiele absolviert und mir einen Stammplatz erkämpft. Dafür habe ich hart gearbeitet und es freut mich, dass diese Arbeit jetzt auch Früchte trägt.
Wormatia-Redaktion: Du bist vom Trainer auf mehreren Positionen eingesetzt worden, überwiegend und zuletzt regelmäßig auf der rechten Seite im eher defensiven Bereich. Ist das Deine Lieblingsposition?
Ricardo Antonaci: Es ist eine meiner Stärken, dass ich ziemlich flexibel einsetzbar bin. Beim FCK habe ich meistens rechts in der Viererkette gespielt, aber manchmal auch links oder auf verschiedenen Positionen im Mittelfeld – so ähnlich wie Philipp Lahm bei den Bayern oder in der Nationalelf. Am wohlsten fühle ich mich sicher auf der rechten Seite – egal, ob ganz hinten oder etwas offensiver.
Wormatia-Redaktion: Mit gerade mal 20 Jahren hast Du Deine sportliche Zukunft ja noch vor Dir. Wie sehen Deine Ziele aus?
Ricardo Antonaci: Ich komme aus einer fußballverrückten Familie und ordne dem Fußball alles unter. Meine ältere Schwester, die heute nicht mehr aktiv ist, hat mit Niederkirchen in der Bundesliga gespielt. Auch ich möchte natürlich gerne den Sprung in eine Profiliga schaffen – das bleibt mein Ziel. Aber ich weiß auch, dass es ein Leben nach dem Fußball gibt. Deshalb habe ich mein Fachabitur gemacht und damit die Grundlage für einen Plan B nach dem Karriere-Ende geschaffen.
Wormatia-Redaktion: Wegen des Rasen-Neubaus muss Wormatia in der kommenden Regionalliga-Saison vermutlich alle Vorrunden-Heimspiele im Ludwigshafener Südwest-Stadion austragen. Ist das für Dich problematisch?
Ricardo Antonaci (lachend): Nein, für mich selbst sicher nicht – als Ludwigshafener habe ich dann ja echte Heimspiele. Und auch meine Eltern, die bei jedem Spiel dabei sind, haben das Stadion dann fast vor der Haustür. Aber auch für die komplette Mannschaft sehe ich kein besonderes Problem. Wir sind so gefestigt, dass wir auch diese Hürde meistern werden. Allerdings wäre es gerade in dieser Situation sehr gut, wenn der Stamm weitgehend zusammenbleiben würde.
Wormatia-Redaktion: Noch ein kurzer Blick auf das letzte Saisonspiel gegen Saarbrücken. Was habt ihr euch vorgenommen?
Ricardo Antonaci: Wir haben schon fast die gesamte Saison über den 5. Platz im Visier. Den haben wir mit dem 2:0 gegen Waldhof erreicht, und den wollen wir jetzt auch unbedingt halten. Also zählt am Samstag nur ein Sieg – ganz egal, in welcher Besetzung der 1. FC Saarbrücken antreten wird.
Wormatia-Redaktion: Ricardo, herzlichen Dank für dieses interessante Gespräch und alles Gute für Deine persönliche Zukunft.
Das Interview führte Frank Beier