Kevin Knödler pariert einen Elfmeter und verhindert einen frühen Rückstand, Romas Dressler köpft im Gegenzug die Führung. Dem Ausgleich nach einer Stunde folgen zwei wunderschöne Tore von Scipon Bektasi und Marco Steil, ehe es durch Bouzianes zweiten Treffer noch einmal spannend wird.
Als Gästetrainer Xaver Zembrod in der Pressekonferenz sein Statement mit den Worten Ich fang mit der Spielanalyse beim Platz an… begann, erntete er wissendes Gelächter. Für eine Ausbildungsmannschaft seien solche Platzverhältnisse besonders schwer, da diese darauf trainiert wird, den Ball am Boden zu halten. Und Co-Trainer Uwe Staib ergänzt auf der Freiburger Homepage: Das Spielfeld war in einem so schlechten Zustand, dass Fußballspielen eigentlich unmöglich war. Wir mussten deshalb einen Fußball spielen, wie wir ihn nicht gewohnt sind. Und da die Wormaten die hiesigen Verhältnisse bereits kennen, war der Rasenzustand diesmal ein Vorteil für den VfR. Allerdings nicht für die Zuschauer, denn lange hohe Bälle mit der Hoffnung auf den zweiten Ball sind nicht sehr attraktiv anzuschauen. Weshalb sich, gepaart mit den dürftigen bisherigen Ergebnissen und dem Pokalaus, gestern die Rekord-Minuskulisse von gerade mal 721 Zuschauern einfand. Nur im Pflichtfreundschaftsspiel gegen Ulm vor zwei Jahren waren es seit dem Aufstieg weniger.
Es war ein kampfbetontes Spiel, in dem die Wormaten ihren zweiten Vorteil gegenüber den Freiburgern ausspielten. Wir waren körperlich unterlegen, da wir im Schnitt schätzungsweise 15 Kilo weniger wiegen, wie es Zembrod etwas uncharmant ausdrückte, natürlich aber die Muskelmasse meinte, die die Wormatia-Mannschaft der Nachwuchself (Durchschnittsalter der Startelf: 20,6) voraus hatte.
Der dritte Vorteil jedoch war der Wichtigste, ohne den die vorher genannten überhaupt gar nicht erst zum Tragen gekommen wäre: Der Spielverlauf. Es wäre wahrscheinlich alles ganz anders gelaufen, hätte Kevin Knödler nicht in der 6. Minute einen von Sandro Rösner an Hendrick Zuck verwirkten Foulelfmeter von Marc Lais unter sich begraben. Denn dann wäre auch nicht im Gegenzug die Führung Wormatias gefallen. Ex-Freiburger Scipon Bektasi flankte Richtung Romas Dressler, Torwart Dominik Bergdorf lenkte die Flanke noch an die Latte und Dressler staubte per Kopf zum 1:0 ab (7.). Eine Führung im Heimspiel, das gab es seit Oktober nicht mehr, als der letzte Heimsieg eingefahren wurde. Die Wormaten wirkten fast ein wenig geschockt ob des überraschend günstigen Spielverlaufs und brauchten eine ganze Weile, bis sie sich sortiert hatten. Es gab ja auch einige Änderungen in der Startformation, die man erst einmal verinnerlichen musste. So lief Christoph Sauter auf der rechten Außenbahn auf, wie schon im Pokal nach seiner Einwechslung. Dafür wechselte Alper Akcam nach links, für Daniele Toch blieb nur die Bank. Chris Böcher (dickes Knie) war gar nicht dabei, für ihn verteidigte rechts hinten Benni Himmel. Dessen Gegenstück auf links hieß weder Gopko noch Ammann, sondern wieder Artur Krettek und die komplett neue Doppelsechs bestand aus Maximilian Mehring und Nassim Banouas. Zumindest zwanzig Minuten lang, dann packte sich der eigentlich wieder fitte und beschwerdefreie Banouas mit einem kurzen Schrei erneut an den Oberschenkel und wurde gegen Kevin Wittke ausgewechselt.
Bei zwei Teams, die erst einmal mit den Gegebenheiten zurechtkommen mussten, war das Spiel daher lange Zeit wahrlich keine Augenweide. Nach einer halben Stunde ließ Dressler aber den Puls hochschnellen. Per Steilpass auf die Reise geschickt, steuerte er auf der linken Außenbahn das Tor an, legte quer auf Christoph Sauter, der zunächst ein Abwehrbein traf und im zweiten Versuch in den zweiten Stock ballerte (30.). Wenig später spritzte Dressler in eine Kopfballrückgabe, traf fast von der Torauslinie aber statt des leeren Tores nur den Pfosten (36.). Freiburg hatte, außer dem Elfmeter, gegen eine weiterhin recht wackelige Wormatia-Abwehr lediglich eine im letzten Moment abgeblockte Möglichkeit durch Charles Laprevotte (17.). Mit warmem Applaus ging es daher in die Kabine.
Die zweite Halbzeit begann mit der dritten Torchance für Dressler, seinen Kopfball nach gutem Mehring-Freistoß lenkte Bergdorf über die Latte (49.). Die Gäste wurden stärker und erzielten nach einer Stunde den Ausgleich. Einen Freistoß von Shootingstar Zuck, im Winter für kolportierte 1,6 Mio. aus Kaiserslautern gekommen, köpfte Mounir Bouziane unbedrängt ein zum 1:1 (59.). Die Reaktion folgte umgehend. Rösner fing einen Angriff ab und schüttelte einen wunderschönen langen Ball aus dem Fußgelenk, den Bektasi mit der Brust mitnahm und mit einem Schuss von der rechten Strafraumkante in die lange Ecke veredelte. Was für ein schönes Tor (64.)! Freiburg erhöhte den Druck und Wormatia ließ sich in die Defensive drängen, hielt jedoch stand. Fünf Minuten vor Schluss hatten die Fans den Torschrei schon auf den Lippen, Bektasis Schuss flog entscheidend abgelenkt Zentimeter am Tor vorbei. Schon die nächste Szene brachte endlich die Erlösung. Wittke flankte aus vollem Lauf, den abgewehrten Ball drosch Marco Steil aus 20 Metern zum 3:1 volley in die Maschen (85.). Das musste doch die Entscheidung sein! Stattdessen wuselte sich Bouziane noch einmal durch den Strafraum und erzielte des Anschlusstreffer (89.). Als Kevin Knödler in der Nachspielzeit einen Schuss des eingewechselten Tasli parierte, war es endlich geschafft.
Nach fast sechs Monaten endlich wieder ein Heimsieg! Und das mit sehenswerten Toren. Marco Steils 3:1 war übrigens Wormatias siebtes Regionalligator im Jahr 2013. Das ist deshalb erwähnenswert, weil es der erste Treffer ist, an dem Scipon Bektasi nicht beteiligt war. Nun folgen drei ganz wichtige Sechs-Punkte-Spiele. Schon am Mittwoch geht es an den Bruchweg nach Mainz (fünf Punkte hinter Wormatia), am Samstag gastiert der FC 08 Homburg (drei Punkte, ein Spiel weniger) und eine Woche später geht es zu Eintracht Frankfurt II (elf Punkte, zwei Spiele weniger). Werden diese Aufgaben erfolgreich gemeistert, ist das ein großer Schritt Richtung Klassenerhalt.
Tore: 1:0 Dressler (7.), 1:1 Bouziane (59.), 2:1 Bektasi (64.), 3:1 Steil (85.), 3:2 Bouziane (89.)
Gelb: Mehring (59.), Rösner (76.) – Lorenzoni (28.), Tasli (62.), Albutat (64.)
Zuschauer: 721 Schiedsrichter: Beck (Schöntal)
Wormatia Worms
Knödler – Himmel, Steil, Rösner, Krettek – C. Sauter, Banouas (22. Wittke), Mehring, Akcam (88. Ammann) – Bektasi, Dressler.