Rhein Zeitung: Regionalliga-Zukunft der TuS
24.05.2004Kein Spielraum für Zurückhaltung
Ein Kommentar von Dirk Kurz
Neun Siege, sieben Unentschieden, achtzehn Niederlagen. Das war die Bilanz der Amateure des 1. FC Kaiserslautern in der Saison 2001/02 in der Fußball-Regionalliga Süd. Damit belegten die kleinen "Teufel" seinerzeit den viertletzten Tabellenplatz. Drei Siege, neun Unentschieden, vierundzwanzig Niederlagen. So lautete die Statistik von Borussia Neunkirchen zum Ende der Spielzeit 2002/03 in der dritthöchsten deutschen Spielklasse. Abgeschlagen zierten die Saarländer damals mit 18 Punkten das Tabellenende und kehrten ernüchtert in die Oberliga zurück. Und nicht nur das: Noch während der Saison hatten die Borussen einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht stellen müssen. Auf rund eine Million Euro wurden im Januar 2003 die Schulden taxiert.
Haifischbecken auf grünem Rasen
Kaiserslautern und Neunkirchen – das waren 2001 und 2002 die "Vorgänger" von TuS Koblenz als Oberliga-Champion und Regionalliga-Aufsteiger. Ergänzt um Vorjahresmeister FSV Mainz 05 Amateure, der bis zum gestrigen 32. Spieltag der laufenden Runde um den Klassenverbleib bangen musste, verdeutlichen diese Beispiele nachhaltig, was auf die TuS zukommt. Die Dritte Liga, das ist ein Haifischbecken auf grünem Rasen, oder, um mit Trainer Milan Sasic zu sprechen: "Die größte Stufe im deutschen Fußball ist der Schritt von der Oberliga in die Regionalliga – sportlich und wirtschaftlich."
Kein Wunder also, dass TuS-Chef Bruno Gauggel am Sonntag ein weiteres Mal die Unterstützung von Politik und Wirtschaft angemahnt hat. Mit überraschend deutlichen Worten. Für Zurückhaltung, wie sie der Vorsitzende bislang auch im öffentlichen Umgang mit den Namen potenzieller Sponsoren an den Tag gelegt hat, ist in der Tat kein Spielraum mehr. Am 9. Juni läuft die Frist ab, die der Deutsche Fußball-Bund den Koblenzern zum Nachbessern der Lizenzunterlagen eingeräumt hat. Wer jetzt nicht Farbe bekennt und Summen nennt, der sollte auch später schweigen, lautet die klare Botschaft. Nun ist es mit dem Einfordern finanzieller Unterstützung alleine nicht getan – die TuS hat im gleichen Atemzug selbst ein gehöriges Päckchen Hausaufgaben abzuarbeiten.
"Gerüstet für die Zukunft"?
Mit einer Handvoll Rühriger ist das "Unternehmen Regionalliga" nicht zu schultern. Schnellstmöglich müssen professionelle Strukturen innerhalb des Vereins geschaffen werden, die vor allem eines sind: von Dauer. Dass in der Vergangenheit mitsamt der Führungsriege stets auch die im Hintergrund wirkenden Personen ausgewechselt, bisweilen ganze Aufgabenbereiche "eliminiert" wurden, daran krankt der "Traditionsklub" nämlich am meisten. Im Januar hat Gauggel zwar sein "Konzept 2004 – Gerüstet für die Zukunft" präsentiert, doch die konsequente Umsetzung lässt auf sich warten. Ein "Regionalliga-Beauftragter" durfte gerade vier Wochen wirken, jüngst erst ist man des Schatzmeisters verlustig gegangen.
Apropos verlustig. Erinnern Sie sich noch an die Metternicher "Eulen" oder die BG Koblenz? Zweitliga-Sport boten die Volleyballerinnen und Basketballer Mitte der neunziger Jahre in Koblenz – bevor sie gänzlich in der Versenkung verschwanden. Weil beiden Klubs das Geld fehlte. Mag auch die wirtschaftliche Großwetterlage anno 2004 alles andere als förderlich für die Ambitionen von TuS Koblenz sein – eine weitere Chance in einer, in d e r massen-attraktivsten Populär-Sportart überhaupt wird das Oberzentrum an Rhein und Mosel nicht mehr erhalten.