Die Rheinpfalz: Birkle ist Rubecks Nachfolger

09.08.2004
SVW stellt neuen Cheftrainer vor – Vorwürfe vom Ex-Coach

WEINGARTEN (jez). Seit gestern ist es amtlich: Günther Birkle ist Nachfolger von Peter Rubeck beim Fußball-Oberligisten SV Weingarten. Ebenfalls amtlich ist, dass der SVW nach dem 1:0Auswärtssieg in Wirges die ersten drei Punkte in dieser Runde eingefahren hat (wir berichteten bereits in ¸¸Sonntag Aktuell"). Gestern stellte Weingartens Vorsitzender Willi Behr Birkle bei einer Pressekonferenz in der Arena vor.
Birkle, der die A-Lizenz hat, unterschrieb einen Vertrag bis zum 30. Juni 2006. Der 56-jährige Speyerer war zuletzt zwei Jahren DFB-Stützpunkttrainer in Speyer. Er trainierte unter anderem VfR Bürstadt, VfR Mannheim, den SV Sandhausen und Wormatia Worms. Mit Mannheim schaffte Birkle den Aufstieg in die Regionalliga. Der Speyerer betonte: ¸¸Ich bin gerne zum SVW gekommen, da er eine erstklassige Adresse ist." Sein Wirken sei immer von Kontinuität geprägt gewesen. Das mache sich bezahlt und sei identisch mit den Zielen des SV Weingarten. Apropos bezahlt: Zu den im Raum stehenden Gerüchten, Rubecks Rücktritt hänge mit unregelmäßigen Gehaltszahlungen zusammen, sagte Birkle ungefragt: ¸¸Überall, wo ich war, gab es finanzielle Engpässe. Da habe ich schon härtere Dinge erlebt."
Birkle kündigte an, sich nicht nur um den Oberliga-Kader kümmern zu wollen, sondern auch um die A- und B-Jugend. Seine sportlichen Ziele mit dem SVW präzisierte er folgendermaßen: ¸¸Natürlich wollen wir ganz vorne dabei sein, aber es wäre vermessen zu sagen, wir greifen die Amateure des 1. FC Kaiserslautern an – wenn die wollen, treten die mit vier Profis an." Entscheidend sei, Spaß am Fußball zu haben, der Rest komme dann ganz von allein. Birkle schmunzelnd: ¸¸Das heißt aber nicht, dass ich nicht gewinnen will, wenn wir gegen den FCK spielen."
Künftig werde Weingarten wieder mit einer Dreierkette spielen. ¸¸Wenn man Spieler wie Torsten Conrad oder Jens Kellner in der Mannschaft hat, die schon immer Manndecker sind, bietet sich das an", erläuterte Rubecks Nachfolger. Der SVW befinde sich derzeit in einer sensiblen Phase, da sei es wenig sinnvoll, eine Systemumstellung vorzunehmen. Birkle betonte: ¸¸Ich werde versuchen, aus den Spielern ihre individuellen Stärken rauszukitzeln – und wenn man einen Manndecker Conrad hat, mit einer Kopfballstärke vor der jeder zittert, dann ist es klar, was ich mache." Ansonsten sei die Systemfrage unerheblich, da jedes System von gewonnenen Zweikämpfen lebe. Ganz entscheidend sei dagegen eine klare Aufgabenverteilung und dass die Mannschaft ¸¸so spielt, wie sie es gewohnt ist, denn das verleiht Sicherheit".
Weingartens Vorsitzender Behr sagte unter anderem: ¸¸Der Sportliche Leiter Heiko Magin und ich beurteilen nach dem Sieg in Wirges, der ein Meilenstein war, nachdem, was die Presse uns um die Ohren gehauen hat, die Situation relativ gelassen." Behr spielte damit vor allem auf einen Artikel der ¸¸Saarbrücker Zeitung" an, die Rubeck am Samstag wie folgt zitierte: ¸¸Das Umfeld ist Weltklasse, aber seit einem halben Jahr haben wir finanzielle Probleme. Das ist auch an den Spielern nicht spurlos vorbeigegangen.' Gegenüber der RHEINPFALZ ließ Rubeck gestern ebenfalls durchblicken, dass sein Rücktritt mit unregelmäßigen Gehaltszahlungen gegenüber einzelnen Spielern zusammenhänge.
Behr wiederholte dagegen gestern erneut: ¸¸Wir sind allen unseren Verpflichtungen nachgekommen." Er betonte auch, dass nicht Karl-Heinz Halter dem SVW abgesagt habe, sondern Weingarten Halter. ¸¸Wir haben unser Budget, das wollte er nicht akzeptieren." Halter habe seine Gehaltsvorstellungen auch nicht explizit genannt. Der SVW-Vorsitzende: ¸¸Wir wollten ihn nicht." Birkle dagegen kenne relativ gut ¸¸unsere Mannschaft", so wie er die Dinge angehen wollen, sei das für ihn (Behr) und Magin nachvollziehbar.
Behr betonte ebenfalls erneut, dass Rubeck in Weingarten gute Arbeit geleistet habe, sein Abgang jedoch ¸¸weniger gut" gewesen sei. ¸¸Er hat seinen Rücktritt erst der Mannschaft mitgeteilt, dann mir und Heiko Magin – das ist wenig professionell." Drei Tage vor dem schwierigen Auswärtsspiel in Wirges sei der Zeitpunkt des Weiteren ¸¸eine mittlere Katastrophe" gewesen. Behr deutete an, dass das Tischtuch zwischen dem Ex-Trainer und Teilen der Mannschaft zerschnitten gewesen sei, hauptsächlich wegen seiner Art der Menschenführung. Mit Mario Becker und Karl-Heinz Gauch als Interimslösung habe der SVW alles richtig gemacht. Rubeck dazu: ¸¸Ich spreche mit den Spielern noch ganz normal."