Mannheimer Morgen: Dirk Anders sorgt für Höhenflug der Wormatia

12.09.2002


FUSSBALL: Worms startet überraschend erfolgreich in die Oberliga-Saison


Verfolgt man den jüngsten Werdegang des Fußball-Südwest-Oberligisten VfR Wormatia Worms, kommen dem neutralen Beobachter vielleicht Sprichwörter wie "Phönix aus der Asche" in den Sinn. Vergangene Saison wären die Nibelungen beinahe in die Verbandsliga Südwest abgestiegen – und nun? Mit 19 Zählern aus neun Partien – darunter vier Auswärtssiege in vier Spielen – nehmen die VfRler den hervorragenden dritten Platz ein und liegen nur zwei Punkte hinter dem Ãœberraschungs-Spitzenreiter TuS Mayen.

"Das habe ich erhofft und den Jungs auch zugetraut", äußert sich VfR-Coach Dirk Anders – vergangene Saison noch selbst im Wormatia-Trikot – zu dem sportlichen Höhenflug seiner jungen Mannschaft (Durchschnittsalter 22 Jahre) angesprochen. Er gesteht aber ein: "Dass es so schnell und so gut funktioniert, da bin auch etwas überrascht." Den Unterschied zum Vorjahr (Anders: "Das ist wie Tag und Nacht") macht der A-Lizenz-Inhaber an zwei Umständen fest. "Ich will immer offensiv spielen und möchte, dass wir uns Chancen erarbeiten", agiere der Traditionsverein unter seiner Regie weniger defensiv. Da aber sieben Spieler aus der zurückliegenden Runde im Moment Stammspieler sind, kann der Aufschwung damit alleine nicht erklärt werden: "In unserem Spiel ist Ordnung vorhanden. Die Mannschaft hat eine Handschrift, und die Spieler kennen sich untereinander; wissen um die jeweiligen Stärken und Schwächen", erklärt Anders. Auf die darauf basierende Aufgabenverteilung legt der Ex-Profi großen Wert: "Ein Jeder-macht-alles gibt es nicht."

Weiteres Fundament des Höhenfluges sei die gute Stimmung: "Letztes Jahr haben einige aufeinander herumgehackt", erinnert sich Anders: "Jetzt hilft man sich, denn es ist ja klar: Keiner macht Fehler mit Absicht." Und bei ihm dürfen die Spieler Fehler machen: "Da wird dann keiner gleich ausgewechselt. Wir haben eine junge Mannschaft, und die ist auf einem guten Weg."

Nur mehr Konstanz und Selbstbewusstsein wünscht er sich. "Manchmal geht noch die Ordnung verloren", hat Anders beobachtet, ebenso wie die Tatsache, dass es teilweise auf dem Platz zu ruhig ist: "Da gibt es dann nur wenige, die die anderen anstacheln", sei man in Phasen, in denen es nicht wunschgemäß läuft, anfällig. "Das ist ein Entwicklungsprozess. Es ist aber so, dass sich die Jungs vor keiner anderen Mannschaft zu verstecken brauchen", zeigt der ehemalige Spieler des VfR Mannheim Selbstbewusstsein.

Trotz des überraschend guten Saisonstarts wird vorerst das Saisonziel Klassenerhalt nicht neu definiert. "Wir wollen so schnell wie möglich die Punkte, um in der Klasse zu bleiben. Dann können wir weitersehen. Aber eine Regionalliga-Mannschaft ist im Moment kein Thema", gibt Wormatias kommissarischer Erster Vorsitzender Fritz Bergemann-Gorski zu bedenken. Dafür müssten die Strukturen verbessert werden.

"Wir sind bestrebt, unsere Trainingsmöglichkeiten durch einen zweiten Rasenplatz zu verbessern. Außerdem möchten wir lizensierte Trainer für den Jugendbereich gewinnen", führt Bergemann-Gorski Beispiele dafür an, was noch zu tun ist, lässt aber keinen Zweifel: "Die Aufbruchstimmung ist da." Ein neuer – kompletter – Vorstand, der Energiekonzern EWR als Trikotsponsor seit dieser Runde sowie eine Vielzahl weiterer Werbeträger seien Ausdruck dessen: "Wir müssen zwar noch Altverbindlichkeiten bedienen, aber wir sehen Licht am Ende des Tunnels." elv