Nibelungen Kurier: Der Aufsteiger SV Weingarten bot eine gute Vorstellung

24.09.2002
Beim 1:1-Unentschieden kamen die Wormaten erst im zweiten Durchgang besser in die Zweikämpfe


Wer als Wormatiaanhänger darauf gehofft hatte, dass mit dem Aufsteiger SV Weingarten – nach zuletzt zwei Niederlagen – eine etwa verunsicherte Elf auf den Flutlichtrasen des Wormatiastadions einlaufen würde, der sah sich gewaltig getäuscht. Denn die Gäste zeigten besonders im ersten Spielabschnitt eine läuferisch, zweikampfstarke und auch spielerisch bessere Leistung als die Wormaten. Weingarten griff die Wormaten schon sehr frühzeitig an und setzte diese mehr unter Druck als diesen lieb war. Zumal die meisten Wormatiaspieler etliche Probleme im Zweikampfverhalten hatten und auch nicht so spritzig wie die Gäste wirkten.
Da war in den ersten 45 Minuten viel Stückwerk zu sehen und vor allen Dingen durch allzu viele Fehlabgaben im Spielaufbau kam es nicht zum gewünschten druckvollen Spiel nach vorne. Wie wohl auch die aggressive Spielweise der Gäste etlichen Wormaten überhaupt nicht schmeckte. Da schien die 0:3-Niederlage eine Woche zuvor beim weiteren Aufsteiger SV Völklingen, der mit dem 3:1-Sieg beim SC, Idar-Oberstein an diesem Wochenende für eine noch größere Sensation sorgte, unbewusst in den Köpfen der Wormatiaspieler zu stecken und die Angst vor einer erneuten Heimniederlage, zumindest vor der Pause, die Aktionen der Wormaten allzu sehr zu bremsen.

Anders lässt sich wohl das mangelhafte Spiel vor der Pause nicht erklären.
Sicherlich bleiben wenn und aber wie das Spiel wohl gelaufen wäre, hätte der alles andere als überzeugende Schiedsrichter Schütz (Norken) die Courage besessen, in der 11. Minute auf Strafstoß zu entscheiden, als Volker Berg unsanft von den Beinen geholt wurde. Doch es gab nur eine Ecke, obwohl dies die meisten Zuschauer und auch Volker Berg anders sahen.
Eine weitere krasse Fehlentscheidung in der 23. Minute, als Marcus Köhler (Bild lks.) in aussichtsreicher Position durch ein falsches Abseitssignal des Linien-Assistenten zurückgepfiffen wurde. Hierbei war deutlich zu beobachten, dass der nie aufsteckende Wormatiatorjäger erst gestartet war, als der Ball bereits in der Luft war. Marcus Köhler ist nun einmal erwiesenermaßen sehr schnell, doch wohl zu schnell für den falsch winkenden Fahrenschwenker an der Außenlinie. Sicherlich zwei Aktionen, die das Spiel durchaus hätten ändern können, stand es doch zu diesem Zeitpunkt noch torlos 0:0.
Dafür gingen die Gäste in der 26. Minute durch Conrad in Führung, der nach einer knallharten Freistoßflanke von der Wormatiaabwehr, einschließlich Torhüter Holger Strack, übersehen worden war. Drei Minuten später machte der Wormatiakeeper aber wieder alles gut, als er einen Kopfball des freistehenden Lagas mit einer tollen Parade über das Tor lenken konnte. Machtlos wäre er aber gewesen, wenn der diesmal im Weingartener Mittelfeld agierende und baumlange James, einen Flugkopfball nicht neben das Tor gesetzt hätte. Eine Aktion, die der sehr fair argumentierende Gästecoach Helmut Behr auch bei der Pressekonferenz noch nicht begreifen wollte. Da hatten die Wormaten Riesenglück, dass die Gäste nicht mit einer 2:0-Führung in die Pause gingen.

Mit erhöhtem kämpferischen und läuferischen Einsatz kehrten die Wormaten zur zweiten Halbzeit auf den Rasen zurück, wobei Trainer Dirk Anders mit Oliver Schader und Arijan Berisha gleich zwei neue Spieler brachte. Doch es sollte bis zur 57. Minute dauern, ehe der erste wirklich gelungene Spielzug der Wormaten auch prompt zum 1:1 führte. Christian Vogel, warum versuchte er dies in der Folgezeit nicht noch öfter, war über rechts enteilt und seine Flanke von der Grundlinie schweißte Marcus Köhler regelrecht mit dem Kopf in die Maschen des Gästetores.
Weitere Höhepunkte blieben aber weiter rar, wobei die Gäste wohl ihrem hohen Tempo der ersten Halbzeit etwas zum Opfer fielen. In der Endphase war sogar ein Wormatiasieg noch möglich, wobei aber Wormatiacoach Dirk Anders wohl noch mehr Probleme bekommen haben dürfte, mit den Entscheidungen der Schiedsrichter leben zu müssen. Denn als Marcus Köhler (83.) aus der eigenen Hälfte startend frei auf das Gästetor zulaufen konnte, hatte das Schiedsrichtergespann nichts Besseres zu tun, als auf abseits zu entscheiden. Eine Fehlentscheidung, die das Ganze auf die
Spitze trieb. Wie auch Giuliano Arcangioli sich bis zu seiner Auswechslung gar einen Tapferkeitsorden verdiente. Denn wie ihn sein Bewacher Jens Kellner bis zur 77. Minute im Luftkampf stets mit dem Ellbogen voran, attackierte, ohne dass der Schiedsrichter ihm zu Hilfe kam, war schon erstaunlich.

Versuchte der Wormatiaangreifer dagegen zu setzen, wurde ihm prompt ein Foulspiel bescheinigt. Da konnte der Giuliano nur den Kopf schütteln. Doch alle Fehlentscheidungen und weitere Unzulänglichkeiten im Wormatiaspiel wären wohl vergessen gewesen, wäre Volker Berg in der 85. Minute, gekonnt vom eingewechselten und grippegeschwächten Ralf Schmitt freigespielt, nicht am blitzschnell auftauchenden Gäste-Schlussmann Sicco Kaschewski gescheitert.

VfR Wormatia Worms:

Holger Strack, Steffen Kohl, Sascha Hutzelmann, Benjamin Heydel (46. Oliver Schader), Goran Ognjanovic, Christian Vogel, Björn Miehe (46. Arijan Berisha), Steven Jones, Giuliano Arcangioli (77. Ralf Schmitt), Marcus Köhler, Volker Berg.