Wormser Zeitung: "Auswärtscoup" der Wormatia – Wormser drehen Spiel in Hoffenheim
28.11.2010
Von Alexander Wolf
Kurz vor Spielende hielt es keinen der knapp 250 mitgereisten Anhänger des VfR Wormatia Worms mehr auf den Sitzen. „VfR“-Sprechchöre hallten durchs weite Rund des Dietmar-Hopp-Stadions. Heimspielatmosphäre und Gänsehaut pur dürften die Spieler mit dem grünen Drachen im Wappen dabei verspürt haben – eine großartige Unterstützung.
Was soeben passiert war, kann gut und gerne als „Auswärtscoup“ bezeichnet werden. Der Außenseiter aus der Nibelungenstadt besiegte am ersten Rückrundenspieltag der Regionalliga Süd die favorisierte TSG 1899 Hoffenheim II mit 2:1. Ein Vergleich zum 5:1-Kantersieg der Kraichgauer im Hinspiel verbietet sich von selbst. Völlig verändert, mit viel mehr Vertrauen in die eigene Stärke und erhöhter Aggressivität traten die Schützlinge des ehemaligen deutschen Nationalspieler Ronald „Ronny“ Borchers auf.
Der unerwartete Dreier war verdient. „Heute war ein reines Kampfspiel, das wir in der Gesamtheit verdient gewonnen haben“, resümierte Borchers nach der Begegnung zufrieden, „mit unserer Situation im Abstiegskampf sind wir zufrieden, obwohl Wehen-Wiesbaden auch gewonnen hat. Das kann bis zum letzten Spieltag gehen.“
Wormatia nutzt Passivität der Gäste
Von Beginn an versuchten die Gastgeber, ihre „Sieglosserie“ von zuvor drei Partien mit allen Mitteln zu beenden. Engagiert ging die Elf von Markus Gisdol zu Werke und wäre dafür beinahe ganz genau wie im Hinspiel schon in den ersten sechzig Sekunden belohnt worden: Ein kluger Pass von Christoph Hemlein in die „Gasse“ schickte Kapitän Kai Herdling auf und davon. Doch im Duell der Ex-Waldhöfer verkürzte Torhüter Kevin Knödler geschickt den Winkel, sodass der Ball am linken Pfosten vorbeistrich (1.). Glück für die Wormaten, die sich auch in den folgenden Minuten nicht voll auf der Höhe des Geschehens befanden: Nach einer genauen Flanke von Dominik Kaiser setzte sich Herdling an der Strafraumgrenzen gegen Sandro Rösner durch und ließ Knödler keine Chance – 1:0 (7.). Zwei exzellente Möglichkeiten innerhalb der Anfangsphase schienen zu belegen, dass sich „Hoffe zwo“ im Aufwind befindet.
Doch anstatt weiter nach vorne zu spielen, schalteten die Gastgeber einen Gang zurück und ließen die „Roten“ gewähren. Zu passiv und zögerlich waren die Aktionen. Die Rasenspieler übernahmen das Kommando, pflügten leidenschaftlich das grüne Geläuf um und rannten um ihr Leben. Hoffenheim reagierte nur noch, sodass sich Herdling nach einer knappen halben Stunde dazu genötigt sah, eine kurze Unterhaltung mit Gisdol zu führen, um die taktische Ausrichtung zu besprechen. Was der Kapitän da sah, gefiel ihm ganz und gar nicht.
"Joker" Grujicic dreht das Spiel
Bevor jedoch umwälzende Korrekturen vorgenommen werden konnten, kassierte 1899 den verdienten Dämpfer. Der starke, stets agile Martin Gollasch beförderte einen Hübner-Pass zum Ausgleich in die Maschen (32.). Spätestens jetzt war allen Beteiligten klar, wie die Gäste am vergangenen Wochenende die Stuttgarter Kickers mit 3:0 nach Hause schicken konnten. „Man sieht, was Ronny bewirkt hat. Die kämpferisch bessere Mannschaft war Worms. Wir sind den engen Zweikämpfen aus dem Weg gegangen“, zollte auch Markus Gisdol den Gästen Respekt.
Nach dem Wechsel entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit großen Chancen auf beiden Seiten. Als alles schon auf eine Punkteteilung hindeutete, stach Borchers’ eine Minute zuvor eingewechselter „Joker“ Christian Grujicic und traf „Hoffe“ mit dem 2:1 bis ins Mark (84.). „Wir wollen den Sieg nicht zu hoch hängen. Es geht darum, den zahlreichen Fans etwas zu vermitteln“, bedankte sich Borchers erst bei den mitgereisten Schlachtenbummlern, um dann die nächste Aufgabe anzugehen, „das Wormser Umfeld nach vorne zu treiben.“