Wormser Zeitung | Wormatia Worms feiert gegen den SVWW II "Das Wunder von Wiesbaden"

12.12.2010

 

Von Stephen Neumann

Wenn der bisherige Letzte beim Vorletzten gewinnt, ist das im Fußball nicht gerade ein sensationelles Ereignis. Doch der 2:1-Erfolg von Regionalligist Wormatia Worms beim SV Wehen Wiesbaden II wird lange in den Gedächtnissen aller Beteiligten haften bleiben.

Abgespeichert in den Gehirnwindungen der Wormser unter „das Wunder von Wiesbaden“. Schließlich haben die Nibelungenstädter nicht den etatmäßigen Unterbau der Hessen geschlagen, sondern deren Profitruppe zur Lachnummer degradiert. Gemeinsam mit 200 mitgereisten Fans zelebrierte das Team den Coup, der nach erfolgter Absage des letzten Spieltags ein Überwintern auf einem Nichtabstiegsplatz gewährleistet.

Selbstbewusst, hochkonzentriert und stets bemüht

So gar nicht wie ein Not befindliches Ensemble präsentierten sich die Wormser in Wiesbadens schmucker Brita-Arena. Von Trainer Ronny Borchers taktisch bestens präpariert, wirkten sie selbstbewusst, hochkonzentriert und stets bemüht, selbst kniffligste Situationen mit spielerischen Mitteln zu lösen. Kurzum: In der Gäste-Crew war kein Schwachpunkt auszumachen.

Gino Lettieri, Chefcoach der Wehen Wiesbadener Drittliga-Profis hatte indirekt einen Anteil am Triumph der Nibelungenstädter. Nach der Absage der Drittliga-Partie in Babelsberg hatte er seine Spieler kurzerhand zum Charaktertest und zur Überbrückung der Spielpause mit Blick auf das Samstag-Spiel gegen Unterhaching eine Etage tiefer in die Abteilung römisch zwei versetzt. Eine fatale Maßnahme. „Als wir erfahren haben, dass Wehen seine Erste aufbieten würde, waren wir kurz geschockt. Danach hat sich die Mannschaft eingeschworen. Wir haben fest daran geglaubt, trotzdem etwas holen zu können. Das wurde dann auch richtig gut umgesetzt“, meinte Kevin Knödler.

Glanztat des Wormatia-Torhüters

Der Wormatia-Torhüter trug durch seine Glanztaten gegen die frei vor ihm auftauchenden Marcel Ziemer (36.), Marco Sailer (40.) und Alf Mintzel (48.) maßgeblich zum Erfolg bei. Ansonsten gestattete die Vierer-Abwehrkette um die zentralen Eckpfeiler Marco Stark und Sandro Rösner den lust- und fantasielos aufspielenden Wehenern keinerlei Freiräume und Lücken.

Belohnt wurde die mutige Wormser Marschroute mit zwei Stürmern in der 50. Minute, als Abwehr-Blondschopf Matthias Lang die scharf hereingezirkelte Ecke des agilen Lucas Oppermann mit dem Schädel ins Netz wuchtete. Elf Minuten später die Zugabe: Der für den verletzten Christian Grujicic gekommene Mario Cuc setzte von der linken Außenbahn zum Seitenwechsel an, Oppermann nahm an, flankte präzise auf Mittelfeld-Techniker Kevin Wittke, gegen dessen Direktabnahme kein Kraut gewachsen war.

Einzig nach dem Anschlusstor durch Milad Salem (88.) verloren die Wormser einige Augenblicke die Übersicht, um kurz darauf jubeln zu dürfen. „Ich habe nicht auf die Aufstellung des Gegners geschaut, sondenr nur auf meine Mannschaft. Ich vertraue ihr voll und ganz. Sie ist stabil und beständig geworden“, analysierte Ronny Borchers ohne Anflug von überbordener Euphorie. Kevin Knödler streicht Borchers‘ Anteil an Aufschwung und gewachsener Harmonie heraus, während Kevin Wittke den Erfolg über ein Drittliga-Ensemble nicht als sonderlich große Überraschung interpretierte: „Wir wissen schließlich, was wir können.“