Nibelungen Kurier: Nach 12 Jahren wieder ein Sieg zum Saisonauftakt vor eigenem Publikum
06.08.2011Wormatia startete nach guter Leistung mit einem 3:1-Sieg gegen den Regionalliga Süd-Aufsteiger FC Bayern Alzenau
Seht her ich bin es: Martin Gollasch und Torschütze zum 2:0 für den VfR Wormatia zum Saisonauftakt vor eigenem Publikum gegen den Aufsteiger FC Bayern Alzenau. Foto: Klaus Diehl
VON KLAUS DIEHL Es war am 3. August 1999, als der VfR Wormatia letztmals gegen die SG
Betzdorf mit 3:0 einen Heimsieg zum Saisonauftakt feiern konnte. Auch
nicht in den drei Jahren Regionalliga, wo man gegen den VfL Bochum II in
Ludwigshafen 1:1 spielte, ein Jahr später auf eigenem Platz mit einem
0:0 gegen den SC Verl zufrieden sein musste und vor einem Jahr, als es
gegen die TSG Hoffenheim II eine 1:5-Klatsche gab.
Umso
erfreulicher also der 3:1-Sieg am Freitagabend zum Saisonauftakt
2011/2012 gegen den Süd-Aufsteiger FC Bayern Alzenau. Ein Sieg, der
absolut verdient war und für den weiteren Verlauf der Saison auf weiter
Positives hoffen lässt. Positiv zu erkennen ist, dass mit Michael Schürg
und dem sehr schnellen Younes Bahssou der Wormatia-Angriff besser
besetzt ist als letztes Jahr, wenn ihnen auch noch kein Tor gelang. Doch
beide Angreifer sind schnell, stark im Zweikampf, technisch gut
bestückt und wirkten auch in der Luft, so wie gegen Alzenau, weitaus
produktiver.
In der Abwehr war auf die Vierer-Abwehrkette
absoluter Verlass. Der erstmals in der Regionalliga aufgelaufene und
erst 19 Jahre alte und sehr talentierte Marco Raimondo-Metzger – mit
guten Szenen nach vorne – dürfte auch bei mehr Spielpraxis und der
Gewöhnung an das höhere Tempo in der Regionalliga, auch alsbald eine
feste Größe werden.
Bei aller Freude über den guten Start, gilt
es doch auch Einiges zu bemängeln. Zum einen das Auslassen guter
Torchancen und die nicht konsequent genug abgeschlossenen Konterchancen
sowie das Nachlassen nach der 3:0-Führung. Wohl in dem Glauben, den Sieg
sicher in der Tasche zu haben. Da kam Alzenau dann auch besser in das
Spiel: "Erst nach dem 3:0 haben wir angefangen Fußball zu spielen", so
Gästetrainer Marco Roth. Die Folge waren drei Szenen, wobei jedes Mal
Gästespieler Peter Sprung, als Unruheherd beteiligt war. Ein Glück für
die Wormaten, dass ein Kopfballtor des Alzenauer Angreifers wegen
Abseits in der 88. Minute keine Anerkennung fand und ein weiterer
Schuss des gleichen Spielers, nur die Latte des Wormatia-Tores
touchierte. Unnötiger Adrenalin-Verschleiß von Trainer Ronny Borchers,
der dennoch mit dem Auftritt seiner "Jungs" zufrieden war, und den
Wormatiafans.
Schwamm drüber, denn was die Wormaten insbesondere
in der ersten Stunde boten, war Fußball mit Herz, großem Siegeswillen.
Und letztlich auch gegen das nicht nachvollziehbare Gerücht, dass der
Verein VfR Wormatia den 18-Spielerkader garnicht mehr personell
aufstocken will. "Davon kann überhaupt keine Rede sein und ist nicht
nachvollziehbar", so Marcel Gebhardt von der sportlichen Leitung des VfR
Wormatia. "Wir hatten letzte Saison fünf Spieler im Kader stehen, die
auch Geld kosteten und es nie zum Stammspieler brachten. Sollen wir
wieder solche Verpflichtungen eingehen? Wir werden sehen was bis zum 31.
August möglich ist, was aber menschlich, sportlich und finanziell
passen muss". Recht hat der einstige Mittelfeld-Regisseur, der sich
zusammen mit Steven Jones und Sven Jenner mit viel Herzblut und
Wormatia-Treue engagiert. Dies alles neben ihrem Beruf. Dem jetzigen
Kader gebührt das absolute Vertrauen, wie auch Trainer Ronny Borchers
von seinen Jungs überzeugt ist.
Doch zurück zum Spiel: Nachdem
ein Freistoß nach einem Foul an Martin Gollasch (5.) trotz zweimaligen
Versuchs mit dem Kopf noch nichts einbrachte, wurde dies bereits zwei
Minuten später nachgeholt. Kevin Wittke hatte eine Ecke direkt zu Tim
Bauer gespielt, dessen Hereingabe von der Alzenauer Abwehr nicht
entscheidend abgewehrt werden konnte. Das runde Spielgerät flog nach
rechts, wo Marco Stark stand und den Ball in hohem Bogen, genau in die
Schnittselle der Gästeabwehr passte und Kapitän Sandro Rösner aus fünf
Metern Entfernung dem Gästekeeper Andreas Wagner mit seinem Kopfball
keine Abwehrchance ließ.
In der 17. Minute schien das 2:0
machbar, als sich Younes Bahssou im Mittelfeld den Ball eroberte, auf
und davon zog, und dem Ex-Wormaten Frank Schroer nur noch die einzige
Möglichkeit blieb, um ein Tor zu verhindern, den Wormatia-Angreifer
unmittelbar vor der Strafraumgrenze von hinten umzusensen. Mit "Gelb"
war der Sünder noch gut bedient und hatte weiter Glück, dass er später
nicht erneut Gelb und damit die Ampelkarte nach einem weiteren
rustikalen Foul sah.
Wormatia hat mit Kevin Wittke auch eine
Spezialisten für gefährliche Eckbälle und brachte auch Martin Röser
(26.)damit in eine gute Schussposition, doch ein Alzenauer Abwehrspieler
konnte kurz vor dem eigenen Tor gerade noch abwehren. Da wäre der
Gästetorhüter machtlos gewesen. In der 35. Minute war es Michael
Schürg, Marco Metzger hatte mit einer Super-Vorlage fast quer über den
Platz und genau hinter den Rücken der Gäste vorgelegt, der über links
in den Gästestrafraum, eindrang, aber mit seinem Schuss zunächst am
Gäste-Torhüter scheiterte.
Dessen abgewehrter Ball senkte sich
in hohem Bogen vor der Alzenauer Querlatte herunter und Younes Bahssou,
Michael Schürg war ebenfalls mitgesprungen, setzte den Ball per Kopf
über das Tor. Die einzig gefährliche Aktion der Gäste war in der 13.
Minute zu notieren, wobei der Alzenauer Kapitän Sebastian Popp, nach
einer gelungenen Kombination des Ex-Bundesliga-Spielers Jochen Seitz und
Peter Sprung, aber wenig gekonnt weit über das Wormatia-Tor zielte.
Die
Gäste kamen nach noch nicht einmal zehn Minute auf den Platz zurück,
doch wacher waren die erst später auflaufenden Wormaten mit dem
insgesamt gut leitenden Schiedsrichtergespann. Bereits eine Minute nach
Wiederanpfiff ein tolles Solo von Younes Bahssou, doch sein gut
getimter und flacher Schuss, ging haarschaft am langen Eck des
Gästetores vorbei. Wieder nur zwei Minuten später scheiterte Michael
Schürg am Gäste-Torhüter.
Danach folgten aber zwei überzeugende
Auftritte von Christian Böcher über die rechte Seite, der auch mit
seinen weiten Einwürfen, die Gäste-Abwehr mehr als einmal in
Schwierigkeiten brachte. Seine Hereingabe fand den Adressaten Martin
Gollasch, der auf 2:0 erhöhen konnte. Jetzt waren die Wormaten so
richtig am "Laufen" und in der 57. Minute war es Martin Röser, der eine
weitere Super-Vorlage von Christoph Böcher zum 3:0 einhämmern konnte. In
der 72. Minute hätte es Michael Schürg eigentlich selbst machen müssen,
doch wollte er seinem Sturmpartner Younes Bahssou die Torchance gönnen,
doch dieser wurde aber abgeblockt.
Danach schienen die
Wormaten von ihrem Sieg überzeugt zu sein, was leider oftmals – wie auch
in dieser Fall – zum Nachlassen der Konzentration führt und den Gegner
mehr aufbaut und somit in der 75. Minute zum Gegentor und weiteren
brenzligen Situation führte. Aber auch etliche Konterchancen, die es
künftig gilt noch besser zu nutzen.
Fazit. Ein gelungener Auftakt
zur 4. Regionalliga-Saison der Wormaten und eine Mannschaft, die mehr
Potential zu besitzen scheint. Wenn dazu die verletzten Lucas Oppermann
und Marcel Abele wieder fit sind, noch mehr Freude machen dürfte.