Pirmasenser Zeitung | Trainer Robert Jung triumphiert in Worms

03.03.2003

Oberliga: 4:1-Sieg beim Titelanwärter

Aschermittwoch schon am Fastnachtsamstag: Nach der bitteren 1:4-Bauchlandung des VfR Wormatia gegen Hauenstein war Spielern, Verantwortlichen und Fans die Lust am närrischen Treiben total vergangen.

Statt der angestrebten Rückkehr auf den Oberliga-Thron wurde die Anders-Truppe jäh auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Bereits nach einer guten halben Stunde lag man 0:4 hinten, war nach "Rot" für Sigmund nur noch zu zehnt und schien einem schlimmen Debakel entgegenzugehen. Immerhin konnte wenigstens das verhindert werden.

Während die Wormser hinterher ihre Wunden leckten, erschien ein strahlender Robert Jung zur Pressekonferenz. Der Hauensteiner Trainer genoss den absolut verdienten Triumph an seiner ehemaligen Wirkungsstätte ganz offensichtlich. Und das aus verständlichem Grund: Die unglückliche 2:3-Niederlage im Hinspiel hatte den immer noch ungemein engagierten Jung total aus der Fassung gebracht. "Ich wollte danach wirklich aufhören", beschrieb er jetzt noch einmal seine damalige Seelenlage. Er tat's nicht und schwor Wormatia statt dessen Revanche, die ihm nun auch in überzeugender Weise gelang.

Zur Ehrenrettung der Wormaten muss allerdings gesagt werden, dass im Vorfeld der Partie eine ganze Menge schief lief, was den Hauensteinern das Revanche-Vorhaben deutlich erleichterte. So fielen mit Steven Jones und Niels Magin zwei ganz wichtige Defensivleute im Mittelfeld aus, ganz kurzfristig meldeten sich auch den Stürmer Ralf Schmitt und Duro Bozanovic krank, und Regisseur Volker Berg rappelte sich trotz fiebriger Erkältung auf, war aber kaum mehr als ein Schatten seiner selbst. "Die fehlenden Spieler dürfen nicht als Ausrede für die Niederlage herhalten", meinte Wormatia-Coach Dirk Anders.

Das Unheil nahm aus Wormser Sicht schon nach 48 Sekunden seinen Lauf. Björn Miehe leistete sich auf der linken Abwehrseite einen Fehlpass, der Ball kam postwendend zurück zum frei durchlaufenden Thorsten Wischang, der mühelos aus sechs Metern einlochte. Trainer Anders mochte Miehe nicht die Alleinschuld an dem vielleicht schon vorentscheidenden Treffer geben: "Die anderen haben zu wenig getan um den Fehler zu korrigieren."

Auf jeden Fall saß der Schock des frühen Rückstands tief, die ohnehin in dieser Formation nicht eingespielte Mannschaft wirkte in der Folge total verunsichert und konfus. Und diese Schwächen, gepaart mit miserablem Zweikampfverhalten, nutzten die enorm einsatzfreudigen und aggressiven Gäste konsequent aus. Zwar half ihnen der arg getrübte Abseits-Blick des Linienrichters beim 0:2 (22.) durch Dirk Schäfer, doch dieses Tor war nur die logische Folge des einseitigen Spielverlaufs bis dahin. Und es ging nach dem Motto "Jeder Schuss ein Treffer" weiter. Beim 0:3 (26.) sah Goran Ognjanovic fast tatenlos zu, wie Wolfgang Flick eine weite Freistoßflanke am langen Pfosten in die entfernte Ecke köpfte.

Sechs Minuten später stand Flick erneut im Blickpunkt. Der Hauensteiner Torjäger setzte zum wiederholten Mal geschickt seinen Körper ein, Benjamin Sigmund wusste sich nur durch Klammern zu helfen, und da keiner näher zum Tor stand, erkannte Schiedsrichter Griebe auf "Notbremse" mit entsprechender Konsequenz: Rot (32.). Zweifellos eine harte Entscheidung. Dass Sigmund damit allerdings schon zum vierten Mal in der laufenden Saison vom Platz flog (dreimal Rot, einmal Gelb-Rot), muss doch sehr zu denken geben. Auf jeden Fall vergrößerte der Platzverweis noch die Verwirrung in Wormatias Reihen, und dies nutzte Thomas Schuster völlig freistehend zum 0:4 (34.). "Da hatte ich Angst, dass wir eine ganz böse Klatsche kriegen", gestand Dirk Anders, während Robert Jung eine Lobeshymne anstimmte: "Die beste erste Halbzeit meiner Mannschaft in dieser Saison."

Angesichts des klaren Vorsprungs schalteten die Gäste nach Wiederbeginn mindestens einen Gang zurück, besaßen aber durch Ellermann (73.) und Schäfer (84.) noch zwei exzellente Konterchancen. Ein Tor fiel aber trotzdem noch, und zwar auf der Gegenseite: Benny Heydels Kopfball-Ehrentreffer offenbarte, dass die ansonsten kaum geforderte Gäste-Abwehr durchaus in Verlegenheit zu bringen war.(fb)

Pirmasenser Zeitung vom 03.03.2003