Süddeutsche Zeitung | Die Gunst der Münze

17.10.2011

U23 des FC Bayern gewinnt gegen Worms ihr erstes Heimspiel seit acht Monaten, Trainer Jonker ist aber nicht zufrieden

München - 'Gegen Bayern kann man mal verliern', sangen die Fans nach dem Spiel. Das trifft generell zweifellos zu, Spieler der zweiten Mannschaft haben das im heimischen Grünwalder Stadion aber schon lange nicht mehr gehört. Der letzte Sieg lag acht Monate und acht Tage zurück, ein 1:0 gegen Kickers Offenbach, damals noch in der dritten Liga. Für die runderneuerte Mannschaft war es am Sonntag deshalb ein gänzlich neues Gefühl, vor eigenem Publikum zu siegen, und dann auch noch mit einem deutlichen 3:0 gegen Wormatia Worms.

'Nehmen Sie eine Münze und werfen sie sie. Dann fällt sie manchmal so und manchmal so', erläuterte Bayern-Trainer Andries Jonker nach dem Spiel. Mit anderen Worten: Seine Mannschaft hatte diesmal auch Glück gehabt, gerade im Vergleich zum überraschenden 1:0-Erfolg vergangene Woche in Hoffenheim. Jonker war diesmal überwiegend unzufrieden. Zwar war seiner Mannschaft relativ früh ein Tor gelungen, Timothy van der Meulen traf nach einem Freistoß per Kopf (20.). Doch da hätten die Gäste schon lange führen können. Der sonst so gefährliche Wormser Angreifer Daniele Toch hatte nicht seinen zielsichersten Tag und vergab mehrere Großchancen, die beste in der elften Minute. Deshalb lobte Jonker den Torwart: 'Sattelmaier hat eine sehr gute Leistung gezeigt. Aber das sagt ja etwas aus: Wenn der Torwart gut ist, hat er viel zu tun gehabt.'

Doch zumindest agieren die jungen Bayern nun in der Offensive cleverer, was beim 2:0 besonders deutlich wurde. Dennis Chessa setzte sich an der Torlinie durch, seine Gegenspieler glaubten bereits, der Ball sei im Aus. Doch Chessa legte im Fallen für Saer Sene auf, der locker abstaubte (54.). Worms blieb gefährlich, die Bayern konterten, Takashi Usami und Sene zeigten sich dabei oft gut aufeinander abgestimmt. Zehn Minuten vor Schluss zum Beispiel spielten sie sich mit einem doppelten Doppelpass vor das Wormser Tor, Sene scheiterte aber am herauseilenden Kevin Knödler. Das entscheidende 3:0 fiel dann auch wieder durch einen Abstauber. Sene zimmerte einen Schuss aus fünf Metern halbhoch ins lange Eck, nachdem der Wormser Keeper Knödler einen Chessa-Kopfball zur Seite abgewehrt hatte. 'Wir haben zu Beginn der Saison auch nicht schlecht gespielt. Aber jetzt ist das Selbstvertrauen da, und wir sind ruhiger am Ball. Die Aktionen sind die gleichen, aber jetzt nutzen wir sie', sagte Doppeltorschütze Sene. Es waren erst seine Tore Nummer drei und vier in dieser Saison. Vielleicht bleibt die Münze also nicht immer rein zufällig auf einer bestimmten Seite liegen.

Jonker selbst sieht auch schon Fortschritte: Die Mannschaft habe sich verbessert, immerhin habe man nun ja auch schon vier Mal zu Null gespielt. 'Die Spieler verstehen jetzt, worum es geht in der Regionalliga: Kampfgeist', sagte er. Ein Problem konnte er bisher aber noch nicht abstellen: 'Die Konzentration ist in den ersten Spielminuten noch nicht da.' Und nicht jedes Mal treffen die kleinen Bayern auf einen Gegner, bei dem die Stürmer gerade einen schlechten Tag erwischt haben.