Fußball: Großes Comeback der Eintracht

20.03.1934

Wollte man heute nur das reine Können bewerten, die Klasse des gebotenen Fußballs, dann wäre man versucht, die Eintracht als derzeit wertvollste Elf des Gaues anzusprechen. Diese Eintracht hat in den letzten Wochen ihre Krisen überwunden, sie hat ihren Stamm an Spielern, ihre Aufstellung wieder und schließt an jene große Form an, die sie in den letzten acht Jahren zur deutschen Extraklasse aufsteigen ließ. Jene Form hätte es ihr gestatten müssen, bequem alle Mitbewerber um die Meisterschaft zu distanzieren. Leider wurde aber der traditionsreiche Verein in den Strudel des allgemeinen Rückgangs bös mithereingerissen. Es scheint aber so, daß sich wieder das alte Können einstellt und damit die Eintracht ihre alte Stellung im deutschen Fußballsport bald wieder einnehmen wird.

Selbstverständlich herrschte am Riederwald bei über 6000 Zuschauern, soweit sie nicht aus Worms kamen, eitel Freude. Die Anhänger der Eintracht und die Freunde guten Sportes gerieten in Begeisterung über Leistungen, wie man sie seit Monaten nicht mehr in Frankfurt gesehen hat. Die zahlreichen anwesenden Offenbacher aber freuten sich, daß den Wormsern zwei Punkte abgenommen wurden und dazu noch das Torverhältnis ganz gründlich versalzen worden ist.

Die siegreiche Eintracht, mit Ersatz für den erkrankten Schütz, trat mit folgender Elf an: Schmidt; Leis, Stubb; Gramlich, Tiefel, Zipp; Berger II, Monz, Pettinger, Möbs, Lindner.

Diese Aufstellung dürfte den Grundstock der Riederwälder für die Zukunft bilden. Man hat endlich Otto in der Verteidigung weggelassen und für Leis eine passende Verwendung gefunden, nachdem sich Tiefel auf dem Mittelläuferposten allen Widerständen zum Trotz doch durchgesetzt hat. Ich habe hier lange tauben Ohren gepredigt… Die Läuferreihe der Eintracht ist jetzt wieder Klasse, lauter große, technisch reife Spieler. Zipp muß nur noch besser zuspielen lernen. In den Sturm bringt der neue Mann Pettinger (hat nichts mit dem Münchener Pöttinger zu tun!) einen frischen Zug ins Spiel. Den taktischen Aufbau besorgt dafür der erstmals wieder mitwirkende Möbs. Ausgezeichnet der kleine Bubi Monz, der in der zweiten Spielhälfte mit seinem alten Kameraden aus der Jugend Berger II prächtige Kombinationen zeigte. Berger kam allerdings zu Anfang recht schwer ins Spiel. Große Klasse war der gut aufgelegte Lindner. Dieser Eintrachtsturm ist gefährlich. Zuerst 6:1 gegen Sportverein, dann 6:0 gegen Worms, das spricht Bände.

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Von einem Meisterschaftsanwärter wie Wormatia könnte man eigentlich verlangen, daß er sich nicht dreimal in einer Saison 0:6 schlagen läßt. Oder diese Favoritenstellung entbehrt der Berechtigung! In dem Spiele gegen die Eintracht war Ebert, der Wormser Torhüter, noch dazu der beste Mann der Gäste. Ohne seine Glanzleistungen wäre ein zweistelliges Resultat nicht unmöglich gewesen…

Worms hatte die gleiche Elf wie vor acht Tagen gegen die Bornheimer, nur spielte noch Winkler in der Verteidigung. Trotz dieser Verstärkung kam Worms nie auf. Die Deckungsreihe unterlag auf der ganzen Linie gegen die Eintracht-Läufer. Diese beherrschten das Feld, ließen den Wormser Sturm, nicht zur Entfaltung kommen und fütterten den eigenen Angriff mit Bällen, daß die Sturmwogen nur so gegen das Wormser Tor brausten. Da ging es munter zu. Pettinger schoß vier Tore, Monz und Berger je eins. Das schönste Tor erzielte Monz nach der Pause vom Anstoß weg mit Berger kombinierend, ohne daß ein Gegner dazu kam, einzugreifen. Worms wurde einfach „in Streifen gespielt", wie sich der alte Kämpe Schneider, Geschäftsführer der Eintracht, so nett ausdrückte.

Vater Philipp, der alte Nürnberger und Betreuer der Wormaten, schüttelte nur sein verwittertes Haupt.