Nibelungen Kurier: „Können mit dem Ergebnis gut leben”

14.04.2012

Wormatia erkämpft sich 2:2 gegen Spitzenreiter aus Stuttgart / Seit 12 Spieltagen ungeschlagen


Romas Dressler brachte jedes Gramm Körpergewicht in die Zweikämpfe ein und zählte zu den Aktivposten in Reihen der Formaten. Die Belohnung für seinen Einsatz war der Treffer zum 2:2-Ausgleich in der 64. Spielminute. Foto: Klaus Diehl

VON STEFFEN HEUMANN / Klaus Diehl. Rund 2.400 Zuschauer erlebten am Mittwochabend in der EWR-Arena beim Topspiel zwischen dem VfR Wormatia und Tabellenführer Stuttgarter Kickers ein Kräftemessen auf Augenhöhe mit einem unter dem Strich leistungsgerechten Ergebnis. Nach anfänglichem Abtasten in der aufgrund des Zuschauerandrangs bzw. der im Stau steckenden Kickers-Anhänger, mit 15 Minuten Verspätung gestarteten Partie, leisteten sich die Hausherren zunächst viele Fehlpässe gegen die robust agierenden Gäste und  taten sich schwer im Spielaufbau. Dennoch besaßen die Wormatia durch Romas Dressler (10.), im Anschluss an einen von Tim Bauer getretenen Freistoß die erste ganz große Chance um in Führung gehen zu können. Doch wurde er durch die Kickers-Abwehr entscheidend gestört. Konsequent nutzte dagegen die Schuster-Truppe eine Unachtsamkeit in der Wormser Defensivabteilung, völlig freistehend zum Führungstreffer durch Jerome Gondorf. Da schien das Konzept von Kickers-Coach Dirk Schuster, mit Offensiv-Fußball erfolgreich zu spielen, aufzugehen. Allerdings bewies die Wormatia große Moral und Kämpferherz, kam nun besser ins Spiel und drängte auf den Ausgleich. Der Lohn folgte in der 38. Minute, als Kevin Wittke eine Hereingabe von Martin Röser von der rechten Seite in den Strafraum, schneller  als die Kickers-Abwehr reagierend, zum 1:1 verwerten konnte.


"Jetzt geht was!”, erklärte Ronny Borchers  in der Pressekonferenz, dass die Truppe nach dem Seitenwechsel heiß auf einen Dreier war. "Aber dann hat es batsch gemacht”, verwies Borchers auf die 48. Minute, als die Wormaten noch nicht ganz wach zu sein schienen und die Kickers durch Marco Grüttner per Kopf nach einer Rechtsflanke zum 1:2 vorlegen konnten. Den Wormaten gelang es den Schalter abermals umzulegen und sich Möglichkeiten herauszuarbeiten. Eine Serie von Eckbällen blieb allerdings ohne Wirkung, ebenso ein Abstimmungsproblem zwischen Keeper Günay Güvenc und seinen Vorderleuten in der 63. Minute. Aber nur 60 Sekunden später hallten wieder die Jubelschreie der Rot-Weißen durch das Stadionrund. Lucas Oppermann hatte sich mit sehenswerter Energie in den Kickers-Strafraum durchgespielt, sein Schuss wurde abgeblockt und fast  im Liegen und hart bedrängt bugsierte Romas Dressler den Ball flach in die von ihm aus gesehene rechte untere Ecke des Gästetores zum verdienten Ausgleich.


Geht da noch was? Unter den Wormaten keimte Hoffnung. Die Kickers drängten ebenfalls auf eine Entscheidung und waren in den hektischen Schlussminuten sogar mit einem Mann mehr auf dem Platz. Schiedsrichter Karl Valentin, der sich keineswegs aufgrund seiner Namensgleichheit mit dem berühmten Münchener Komiker den Unmut der Wormatia-Anhänger zugezogen hatte, schickte Kevin Wittke (85.) mit Gelb-Rot vom Platz. Nicht nur in dieser Szene muss der  zum Selbstdarsteller neigende Unparteiische Sehprobleme gehabt haben. Denn es hätte eigentlich Freistoß für die Wormaten geben müssen, denn ein  Foulspiel – wenn überhaupt –  einem Kickers-Akteur zuzuordnen. Da hatte er die Wormatia-Fans endgültig gegen sich. Doch es sollte noch eine Steigerung folgen, als in der Nachspielzeit (90+2), der in der 82. Minute für Christoph Bücher eingewechselte Nico Müller bei einem vielversprechenden Konter über die rechte Seite, von Kickers-Spieler Marcel Brandstätter von  hinten sehr rüde von den Beinen geholt wurde. Ein eigentlich dunkel-rotes Vergehen, doch der 23. Mann auf dem Platz beendete umgehend und sehr theatralisch, die Partie.

"Ein intensiv geführtes Spiel mit offenem Visier”, kommentierte Dirk Schuster die Partie. "Wormatia ist eine Spitzenmannschaft und hat uns alles abverlangt“, zollte Schuster den Gastgebern Respekt. "Nach unseren Führungstreffern wollten wir über lange Bälle zum Erfolg kommen. Da sind zu viele Fehlpässe produziert worden und Worms fand immer wieder ins Spiel”, zeigte sich Schuster mit dem Ergebnis letztlich zufrieden. "Ein Punkt gegen den Spitzenreiter, eigentlich klasse”, war bei VfR-Trainer Ronny Borchers die Freude über das Remis eher verhalten. " Aber die Mannschaft hat nicht ganz den Fußball gezeigt, der zuletzt in Ingolstadt zum Erfolg führte”, sah Borchers drei Punkte durchaus im Bereich des Möglichen. Bereits vor dem Anpfiff hatte er in der Aufstellung für eine Überraschung gesorgt, als für den nach seiner Gelbsperre wieder mitspielenden Martin Röser, Kevin Wittke nach dessen Ingolstadt-Einsatz in  der Mannschaft ließ, was sich als kluger Schachzug erwies,

dafür aber Daniele Toch bis zu seiner Einwechslung auf der Bank ließ. Dieser hatte eine gute Chance zu einem Tor zu kommen, als er sich bis in den Kickers-Strafraum durchspielte, sein Schuss aber abgeblockt werden konnte. Schade auch, dass ein knallharter Hinterhaltschuss von Christoph Böcher nicht den Weg in das gegnerische Tor fand,  denn Kickers-Torhüter Günay Güvenc konnte gerade noch die Fäuste hochreißen. 

Es spielten für den VfR Wormatia:  Kevin Knödler, Tim Bauer, Marco Metzger, Sandro Rösner, Christop Böcher (82. Nico Müller), Martin Röser, Kevin Wittke, Marcel Abele, Martin Gollasch (72. Daniele Toch), Lucas Oppermann (86. Michael Schürg), Romas Dressler.

 

Vor und hinter dem Stadion blieb alles ruhig

Die Vorbereitung auf dieses Spiel in  präventiver Zusammenarbeit mit Polizei, SES-Ordnungsdienst mit Einbeziehung Stuttgarter Ordner und Jan Donner, dem Wormatia-Verantwortlichen für Sicherheit und Ordnung, führte dazu, dass sich zum  einen die Fans beider Lager nicht nahe kamen und auch sonst alles friedlich verlief. Lediglich dem  Schiedsrichter und seinen beiden Assis, galt ob ihrer nicht immer nachvollziehbaren Entscheidungen, nach dem Spielende einige nicht gerade feine Worte. Lediglich eine Rauchbombe stieg nach dem Stuttgarter Führungstor  im Gästeblock hoch, was den Kickers-Trainer  Dirk Schuster zu einem sehenswerten Sprint bis an den Gästeblock animierte und sein Appell an die Stuttgarter Fans zum weiteren Spielverlauf offensichtlich positive Früchte trug.

Am Sonntag spielen die Wormaten um 14 Uhr, bei der U23 des 1. FC Nürnberg

Mit dem 2:2 gegen den Tabellenführer Kickers Stuttgart, blieben  die Wormaten auch im 12. Spiel in Folge ungeschlagen. Bleibt nur zu hoffen, dass es im  13. Spiel am Sonntag in Nürnberg so weitergehen wird.. Nürnberg ist ein sehr unbequemer Gegner, dass zeigte sich schon beim 2:2-Hinspiel in Worms. Obwohl die U23  in der Noris im Verlauf der Saison schon etliche Talente an die Bundesliga-Mannschaft abgeben mussten, stehen sie – das Spiel gegen Hoffenheim vom Donnerstag dieser Woche ist hierbei nicht berücksichtigt – mit 34 Punkten und 48:45 Toren, die jungen Cluberer haben eine der schwächsten Defensivreihen,

auf dem 11. Tabellenplatz. Bis auf den mit Gelb-Rot gesperrten Kevin Wittke, steht  Wormatia-Coach Ronny Borchers, sein bestes Aufgebot zur Verfügung, das in Nürnberg einmal mehr voll gefordert sein wird.