Kicker Sportmagazin: Frankfurter Echo

12.05.1931

Das Ergebnis dieses Spieles ist irregulär. Irregulär war sein Auftakt, irregulär ist seine Konsequenz.

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Obwohl die „Bayern" München nur einen Punkt hintendranlagen und die beiden noch ausgestandenen Spiele eine völlige Korrektur hätten herbeiführen können, wurde die Eintracht zum süddeutschen Zweiten ernannt. Nicht die „Bayern" haben dagegen protestiert, nein, wo ganz andersher, aus München, wurde gegen die Ernennung Sturm gelaufen.

Dr. Xandry entdeckte den Himmelfahrtstag und schon war die Ernennung rückgängig gemacht. Was der D.F.B. aus eigner sportlicher Verantwortung nie fertig gebracht hätte, wurde wenigstens auf Grund einer Indikation erreicht. Der D.F.B. hat das auch gar nicht notwendig.

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Der Sieg über Wormatia fiel der Eintracht nicht schwer, aber sie hätte immerhin verlieren, bestimmt aber einen Punkt einbüßen können. Das Paradoxe lag nämlich daran, daß die Eintracht dauernd vor dem Tor der Wormatia hing und nicht zum Zuge kam, daß aber Wormatia bei ihren gelegentlichen Visiten im Strafraum verdammt gefährlich war.

Die Eintracht spielte heute ein Feldspiel, wie man es letztes Jahr in ihrer Hochform bewundern konnte. Wie eine Billardkugel ging der Ball von Mann zu Mann, von der Mitte zum Flügel, von vorn nach hinten, im Dreieck und durch die Beine. Im Strafraum aber war diese Kunst wie auf einmal abgestoppt.

Zu Beginn des Spieles durfte man einen hohen Sieg der Eintracht erwarten. Schon mit dem Anstoß köpfte Stöbs eine Flanke Schallers wunderbar aufs Tor, die Gisbert gerade noch abwehren konnte, und anschließend hagelt es nur so Schüsse auf Schüsse. Worms kommt nicht aus dem Schnaufen heraus, aber die Eintracht auch nicht zu einem Erfolg. Ja, bei ihrer großen Ueberlegenheit wäre es um ein Haar geschehen, daß sie sogar den Kürzeren gezogen hätte. Der gefürchtete Winkler ist als Mittelstürmer gerade wieder einmal durchgebrannt, er rast allein aufs leere Tor los, nur Gramlich ist da und wehrt im letzten Augenblick glücklich ab. Erst in der 32. Minute glückte der Eintracht endlich der erste Treffer: Ehmer hatte auf halblinks einen Ball von Kellerhof an dem Torwart vorbei befördert und Schaller konnte mit dem Knie das erste Tor erzielen. Der Druck der Eintracht wird dann verstärkt, aber zugleich auch ihre Unbeholfenheit vor dem Tor, so daß es dabei zu einer offenen Lachszene kommt. Der Wormser Sturm nützt die Ueberheblichkeit aus, spielt sich in vollendeter Kombination vor das Eintrachttor, es gibt dann noch einige Schachzüge und schon ist der Ausgleich durch einen fabelhaften Schuß des Halbrechten Mannertz gefallen. In den letzten fünf Minuten hat dann Kellerhof noch einmal eine günstige Gelegenheit, doch der kann ja nicht schießen. — Bei Wiederbeginn bietet sich das gleiche Bild der Ueberlegenheit der Eintracht. Nur glaubt jetzt der Verteidiger Klosett zeigen zu müssen, daß er auch anders als fair spielen kann. Er wirft Möbs auf. Der von Leis mit Wucht getretene Strafstoß geht an den Pfosten. Einen Volley von Schaller hält Gisbert in kühnem Sprung. Alle weiteren Chancen, die die Eintracht in Hülle und Fülle hat, werden nicht ausgenutzt. Nur einmal noch kann Möbs eine Vorlage von Leis einsenden und somit wenigstens den Sieg sicher stellen. Die Schüsse von Ehmer, Schaller und Leis verfehlen ihr Ziel oder werden gehalten. Auch der Endspurt bringt kein anderes Resultat. Mit 2:1 geht das Spiel zu Ende.

Es war ein Spiel zweier ungleichmäßiger Gegner. Hugo Mantel freute sich, bei dem einseitigen Spiel wieder einmal seine Kunststücke zeigen zu können und Gramlich imponierte durch seine Zuverlässigkeit und sein zweckmäßiges Spiel. Nur schade, daß Leis im Spielaufbau noch nicht den gleichen Leistungsgrad aufweist wie er ihn in der Abwehr hat, wo er wirklich ganz Großes leistet und schier unermüdlich tätig ist. Den Stürmern kann zwar nicht der Vorwurf gemacht werden, daß sie nicht geschossen hätten. Sie haben geschossen, aber die Schüsse sind unvollkommen. Hier muß Remedur geschaffen werden. Vielleicht gewöhnt man auch dem jungen Stünzler sein übertriebenes Dribbeln ab, denn es wäre schade, wenn durch diese Leidenschaft ein so talentierter Spieler auch nur die geringste Einbuße erlitte.

Wäre im übrigen noch zu melden, daß Fuchs-Saarbrücken Schiedsrichter war. Der Mann hat es sicher gut gemeint — aber zu einer einigermaßen genügenden Leistung gehört doch schließlich mehr.

Nach diesem in stechender Frühlingssonne ausgetragenen Spiel wird nun die Eintracht an kommenden Donnerstag gegen Fortuna Düsseldorf, und wenn sie da gewinnen sollte, am kommenden Sonntag gegen Tennis-Borussia spielen. Sie, die abgehetzt, Sonntag für Sonntag und gerade zuletzt, die härtesten Kämpfe auszufechten hat, soll nun in einer Woche drei Spiele austragen.

Spiele gegen Vereine, die nur halb so viel Spiele um ihre Verbandsmeisterschaft ausgetragen haben. Kann es einen größeren Unsinn geben? Es ist an der Zeit, daß der DFB. und der süddeutsche Verband sich endlich einmal finden, und nicht der eine behauptet, vom 10. August bis 10. Mai sei längstens Zeit zur Austragung einer Verbandsmeisterschaft, und der andere sich vor lauter Terminnot zu der größten sportlichen Ungerechtigkeiten gezwungen sieht. Leider muß bedauert werden, daß der süddeutsche Verband die günstige Gelegenheit, auf dem Verbandstag durch die Regelung des neuen Spielsystems das Seine zu dieser Verständigung beizutragen, wieder einmal verabsäumt hat. Die Kosten dieses Versäumnis wird er allein zu tragen haben und die Kosten werden nicht gering sein. Sie müssen für drei Jahre bezahlt werden.      —ml—